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Mehr Unfälle, weniger Gewalt in Forchheim


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 10. April 2014

Die Sicherheitslage sei "sehr erfreulich", berichtet die Polizei in Forchheim. Doch die Politik sieht auch Grund zur Sorge.
Im Juni 2013 wurde der Fahrer dieses Wagens ohne eigene Schuld bei Kersbach in einen Unfall verwickelt und schwer verletzt. Foto: Josef Hofbauer


Die Aufgaben der Forchheimer Polizei sind komplexer geworden, aber sie werden nicht weniger erfolgreich erledigt. Das verdeutlicht der Sicherheitsbericht 2013. Polizeichef Rainer Schmeußer und sein Kollege, der Verkehrsexperte Hartmut Demele, klärten die Stadträte im Hauptausschuss über die Sicherheitslage auf.

Der Bericht der beiden Polizisten dokumentierte die Arbeit der Inspektion Forchheim. Die ist zwar für den ganzen westlichen Landkreis zuständig; aber dominiert wird diese Arbeit durch die Vorfälle in Forchheim. 80 Prozent der Straftaten werden hier begangen und hier ereignen sich zwei Drittel der Verkehrsunfälle.

Täter kommen mit der S-Bahn

Jedoch könne das kriminelle Geschehen auch nicht losgelöst von der Metropolregion betrachtet werden, sagt Rainer Schmeußer.

Er wies beispielsweise darauf hin, dass der S-Bahn-Anschluss eine "bereichsübergreifende Täterstruktur" ermögliche.

Insgesamt bewertete Schmeußer die Entwicklung der Sicherheitslage als "sehr erfreulich". Denn die Zahl der Straftaten sei um über 18 Prozent gesunken - die Aufklärungsquote liegt bei über 70 Prozent. Die akribische Herangehensweise der Ermittler, deren Erfahrung - und die Mithilfe der Bevölkerung, diese drei Aspekte hätten dafür gesorgt, dass die Forchheimer Polizei mit ihrer Aufklärungsquote auf Platz eins in Oberfranken liege. Und damit auch deutlich über dem bayerischen Durchschnitt. "Unser Dienstbereich gilt als sehr sicher und darauf können wir stolz sein", sagte Schmeußer, der den Erfolg auch dem "sehr guten Miteinander" zwischen Polizei und Behörden zuschrieb.

23,6 Prozent weniger Gewalttaten; 13 Prozent weniger Eigentumsdelikte; und bei der Straßenkriminalität (minus 17 Prozent) "die niedrigsten Werte im Zehnjahresvergleich" - trotz solcher Erfolgsmeldungen gibt es in der Polizeiarbeit auch "neuralgische Punkte" (Schmeußer). Einer ist die Sperrzeit. "Ich hoffe, sie wird wieder verlängert, wenigstens auf 3 Uhr", sagte Schmeußer. Denn gerade an Wochenenden habe die Polizei viel zu tun, mit oft dünnhäutigen, betrunkenen und gewalttätigen Menschen. Ein Viertel der Straftaten werde unter Alkoholeinfluss und in den fünf Nachtstunden angezettelt.

Grübelnde Polizisten

Der Alkohol beeinflusst auch die Verkehrsdelikte, obwohl es ein untergeordneter Einfluss ist: Vier Prozent der Unfälle sind Folge des Trinkens; die häufigste Unfall-Ursache sei die "Vorfahrtsverletzung", klärte Hartmut Demele auf; 27 Prozent der 1606 Unfälle im Jahr 2013 waren darauf zurückzuführen.

Die Zahl der schweren Unfallopfer hat sich dabei nicht verändert: Wie in den beiden Vorjahren starben fünf Menschen auf den Straßen in Forchheim und im westlichen Landkreis, 43 Verkehrsteilnehmer wurden leicht verletzt. Gerade bei schweren Unfällen, weiß Hartmut Demele, "kommen die Kollegen ins Grübeln". Doch die Grundansichten über das Warum der Unfälle blieben geteilt: "Die einen sagen, das passiert, es ist nicht ganz zu vermeiden. Die anderen sagen, hinter jedem Unfall steht ein Regelverstoß."

Zwei Drittel aller Unfälle (900) ereigneten sich in Forchheim. Hartmut Demele meinte, der "Winter, der nicht da war", sei ein Grund, warum die Zahl um zwölf Prozent gestiegen sei. "Es wurde einfach mehr gefahren." Alleine im November 2013 gab es 33 Prozent mehr Unfälle als im Vorjahr.

Besorgt reagierten Udo Schönfelder (CSU) und Anita Kern (SPD) auf jenen Teil des Sicherheitsberichtes, der den Drogenkonsum Forchheimer Jugendlicher thematisierte. SPD-Rätin Kern fühlte sich an den "dramatischen Bericht einer Mutter" über den Crystal Speed-Konsum ihres Sohnes erinnert. "Wie hoch ist die Dunkelziffer?", fragte Kern.
Natürlich, Crystal Speed und auch sogenannte Legal Highs, seien in Forchheim verfügbar, sagte Rainer Schmeußer. Doch die "Hellfeld-Betrachtung" (also das gesicherte Wissen der Polizei auf Grunde von Kontrollen und Fahndungserfolgen) zeige: "Die Situation ist nicht auffälliger als in anderen Städten zwischen Flensburg und Obersdorf." Im Übrigen werde Crystal Speed nicht nur unter Jugendlichen konsumiert, betonte der Polizeichef: "Das geht bis ins Spitzenmanagement."