MCS oder wenn Duftstoffe Atemnot auslösen - Betroffene aus der Forchheimer Region erzählen
Autor: Petra Malbrich
LKR Forchheim, Montag, 11. Mai 2020
Was gut riecht, ist nicht immer gut. Duftstoffe und geruchslose Chemikalien bereiten sensiblen Menschen gesundheitliche Probleme - Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS). Was Betroffene berichten und wo sie Hilfe finden.
Lange hat Andrea Engel nicht gewusst, was ihre schweren gesundheitlichen Beschwerden auslöst. Irgendwann wurde der Schwimmlehrerin und Pädagogin in bestimmten Räumen immer schwindelig. Das schaukelte sie schnell hoch, ein pelziger Mund und Atemnot kamen hinzu. Nicht überall. "Mit einer Bekannten haben ich darüber gesprochen. Sie hatte ähnliche Beschwerden und diese kamen von den Duftstoffen und Chemikalien", erzählt Engel. Auf Menschen mit Problemen aufgrund Duftstoffen und Chemikalien soll der 12. Mai aufmerksam machen.
Das ist der internationale Tag der Multiplen Chemikalienunverträglichkeit, kurz MCS. Dieser Tag wurde 1992 von dem US-amerikanischen Mediziner Tom Hennessy ins Leben gerufen. Damit soll die Öffentlichkeit auf die Belange der Menschen aufmerksam gemacht werden, die ein chronisches Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgie, haben oder eben an der multiplen Chemikalien-Sensitivität leiden.
Probleme im Hallenbad
Von da an richtete Andrea Engel ihr Augenmerk auf diese Stoffe. An ihrem Arbeitsplatz, im Hallenbad, traten die gesundheitlichen Probleme nur auf, nachdem die Schülerinnen nach dem Schwimmunterricht in den Umkleiden ihre Deos sprühten. Damit war auch das Rätsel um die bestimmten Räume gelöst. Denn wenn Engel gesundheitliche Probleme spürte, lag es an manchen Deos, Rasierwasser oder Parfüms.
Inzwischen kann Engel nicht einmal mehr durch die Gänge mit den Hygieneartikeln im Supermarkt laufen. Sie bekommt dann keine Luft mehr. Ihrem Sohn Florian geht es nicht anders. Starke Übelkeit und schwere Atemnot mit den typischen pfeifenden Lungengeräuschen waren die Folge. Der festsitzende Schleim kann nur mit Mühe abgehustet werden. Manchmal heißt das Husten bis zum Erbrechen.
Ein normales Leben wie es andere junge Erwachsene führen kennt Florian nicht. Das heißt kein Konzertbesuch, Kinofilme kann er nur schauen, wenn diese auf DVD erhältlich sind. "Räume, in denen sich viele Menschen aufhalten, kann ich nicht betreten", erklärt Florian.
Die Ausgangsbeschränkungen, die nun alle wegen des Coronavirus erdulden, wird den MCS.Kranken das ganze Jahr über aufgebürdet. Die Vielfalt der Chemikalien führt zu gesundheitlichen Beschwerden.Auch viele Freizeitbeschäftigungen sind nicht mehr möglich: kein Besuch im Fitnesscenter, kein Essen im Restaurant, selbst Familienfeiern werden problematisch.
Chemikalien lauern überall
Bei neuen Möbeln oder im Urlaub: Überall lauern die versteckten Chemikalien, Allergene und Duftstoffe. "Im Haus habe ich keine Probleme. Wir haben ein Niedrigenergiehaus und mit Naturstoffen gebaut", sagt Andrea Engel.