Maskierte Jagd auf Forchheimer NPD-Plakate
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Montag, 14. April 2014
"Volksverhetzend" seien die Plakate der NPD, urteilten drei Forchheimer Schüler. Und machten sich auf den Weg, die Plakate abzuhängen.
In der Nacht zum Montag zog das Trio los - maskiert und ausgestattet mit einem Messer und einer 1,5 Meter hohen Leiter. 28 Plakate hatten die drei Abiturienten bereits abgehängt, als sie in der Äußeren Nürnberger Straße von der Polizei aufgegriffen wurden. Es war 0.30 Uhr. Eine Zeugin hatte beobachtet, wie ein junger Mann am Laternenpfahl hochkletterte. Julius M. (Name von der Redaktion geändert) bezeichnet die Aktion als "halb politisch motiviert". Weder er, noch seine Freunde aus dem Abiturjahrgang seien Linke oder irgendwie sonst politisch organisiert. Doch als sie am Wochenende beobachtet hätten, wie NPD-Mitglieder Plakate in Forchheim aufhängten, gerieten die jungen Männer in Rage. "Wie kann man zulassen, dass die NPD Werbung macht? Wir finden das volksverhetzend", sagt Julius M.
Daher machten sie sich auf den Weg, um die NPD-Plakate abzuhängen und sie vor dem Rathaus abzulegen. Dem kam die Polizei zuvor. Zwei Beamte nahmen das Trio mit auf die Wache. Dort mussten sie Masken, Messer und Leiter abgeben. "Verständnisvoll und freundlich", fühlte sich Julius M. von den Beamten behandelt. Mit den Ermittlungen ist das "Kommissariat 5 - Staatsschutz" in Bamberg befasst. Von dort war Montagnachmittag kein Statement mehr zu bekommen.
Julius M. und seine Freunde glauben bereits zu wissen, was auf sie zukommt, wenn sie sich nun wegen Sachbeschädigung und Diebstahl vor Gericht verantworten müssen. "Da werden ein paar Sozialstunden fällig", meint Julius M. "Dafür stehe ich gerne ein. Ich werde vor Gericht auch sagen, dass ich die Tat nicht bereue."
Die Aktion, sagt der 18-Jährige, sei ein grundsätzlicher Protest: Solch eine verhetzende Werbung dürfe von der Politik nicht zugelassen werde. "Besonders schlimm" seien bestimmte Standorte der Plakate. "So werden ausländerfeindliche Plakate bewusst in der Nähe der Asylbewerber-Unterkunft aufgehängt." Im übrigen ist Julius M. der Meinung, dass die NPD die öffentliche Meinung fürchte: "Deshalb hängen sie ihre Plakate nur nachts auf. Und sie hängen sie immer hoch, damit keiner so leicht hinkommt."