Druckartikel: Masken made in Forchheim: Nähladen produziert mit Hochdruck

Masken made in Forchheim: Nähladen produziert mit Hochdruck


Autor: Michaela Hofmann

Forchheim, Dienstag, 31. März 2020

Der Näh-und Wollladen in der Kreisstadt will mit dem selbst genähten Gesichtsschutz sein Überleben sichern.
Elke Zimmermann schneidet die Stoffe in Rechtecke. Michaela Hofmann


Der 18. März 2020 war ein schwarzer Tag für den Forchheimer Einzelhandel: Wegen der Corona-Pandemie mussten die meisten Ladengeschäfte ihre Türen für Laufkundschaft schließen. Schwarz ist auch der Vorhang, der den Eingang des Forchheimer Näh-und Wollladens verhüllt. Dahinter verbirgt sich ein Stoffmeer aus kunterbunten Farben, unzähligen Mustern, ein Vielerlei an Knöpfen, unzählige Garne und alles, was das Näh-Herz höherschlagen lässt.

Im ersten Obergeschoss des Ladens befindet sich die Nähstube. Dort betreten Elke Zimmermann, Elke Katterle und Anja Wolf gerade absolutes Neuland: Sie stellen selbst genähten Mund-Nasen-Schutz her. "Die erste Anfrage erreichte uns noch am Tag der Ladenschließung. Können Sie auch eine Gesichtsmaske nähen, fragte eine Privatperson", berichtet Elke Zimmermann. Sie arbeitet seit der Öffnung im Mai 2016 als Angestellte im Geschäft. Die Schließung kam quasi über Nacht und die Anfrage somit wie gerufen. "Stoffe haben wir genug. Irgendwie muss es weitergehen. Der Laden ist mein Leben."

Also suchte Zimmermann im Internet nach Näh-Anleitungen - und legte los. Die neue Geschäftsidee publizierte sie über das soziale Netzwerk Facebook. "Der Rest war ein Selbstläufer. Der Bedarf ist da, die Nachfrage groß und die Solidarität enorm", lässt Zimmermann wissen.

Die laufenden Kosten decken

Aktuell nähen sie zu dritt, ab nächster Woche erhalten sie Verstärkung. Die freiwilligen Helferinnen arbeiten dann teilweise von zu Hause aus, um den derzeit gebotenen sozialen Abstand zu wahren. "Es geht uns bei allem nur um den Erhalt des Ladens. Wir wollen mit dem Verkauf unsere laufenden Kosten decken, um die Krise zu überleben", informiert sie. "Unsere Masken entsprechen nicht den Schutzstufen FFP1, FFP2 oder FFP3. Sie sind für den Hausgebrauch und dienen der gefühlten Absicherung für einen selbst. Trägt man sie, verhindert das bereits, sich ins Gesicht zu fassen. Das alleine hilft schon", meint Zimmermann. "Sie eignen sich zum Bespiel für Privatpersonen. Anfragen haben wir aber auch von Seniorenheimen."

Der Mund-Nasen-Schutz aus der Produktion des Forchheimer Näh- und Wollladens ist bei 60 Grad waschbar. Es gibt ihn in weiß oder bunt. "Wir verwenden ganz dicht gewebte Stoffe, die gewährleisten, dass nichts durchdringt, aber atmungsdurchlässig sind. Und wir arbeiten mit zwei Lagen. Wer zum Beispiel vom Einkaufen zurückkommt, dem raten wir ,mit einem heißen Dampfbügeleisen über die Masken zu gehen. Das tötet Bakterien ab."

Die Bestellungen stapeln sich, das Telefon läutet nahezu ununterbrochen und im Hintergrund rattert gleichmäßig die Nähmaschine. "Preise und Liefermengen sind gestaffelt," erklärt Zimmermann einem Anrufer. "Wir verwenden Gummibänder, die man über die Ohren zieht. Wenn Sie möchten, dann fertigen wir die Masken aber gerne auch mit Bändern zum Schnüren an."

Den Preis pro Maske erfahren Interessierte auf Anfrage. Waren werden ab einem Einkaufswert von 40 Euro im Umkreis von 20 Kilometern geliefert. Und seit kurzem präsentiert der Laden sein Sortiment auch in einem Online-Shop: "Den haben wir innerhalb weniger Tage aus dem Boden gestampft." Die Anspannung und die Existenzangst sind in Zimmermanns Stimme zu hören. Doch es schwingt auch Hoffnung mit. Denn da sind der Mut und der Wille, die Zukunft zu gestalten, offen neue Wege zu gehen und Corona das Feld nicht kampflos zu überlassen.

Nicht für professionellen Einsatz

Und das sagt der Experte zum selbst genähten Mund-Nasen-Schutz, Johannes Stegmann, der BRK-Bezirksbereitschaftsleiter: "Wichtig: Die Masken sind für den professionellen Einsatz im medizinischen Bereich aus unserer Sicht nicht geeignet, können aber für Privatpersonen durchaus einen gewissen Schutz darstellen."