Druckartikel: Mann braucht was anzuziehen

Mann braucht was anzuziehen


Autor: Reinhard Löwisch

Wiesenttal, Freitag, 30. Oktober 2015

Nach den Frauen wollen auch die Herren der Schöpfung mit einer erneuerten Tracht ein Bekenntnis zur Heimat ablegen. Wie diese "Woar" aussehen soll, wird noch ausgetüftelt.
Rosalie Postatny nähte an einer Trachtenjacke kürzlich im Fränkische-Schweiz-Museum mit zwei Männern in historischer Tracht. Foto: löw


StreitbergDer Arbeitskreis Frauentrachten im Fränkische-Schweiz-Verein hat sich ausnahmsweise mit den Trachten der Männer beschäftigt, die auch eine Erneuerung bekommen sollen. Drei Schneiderinnen und eine Trachtenberaterin wollen sich darum kümmern.

Die Antwort auf die Frage nach der Leitung des viele Jahre vakanten Postens des Arbeitskreises Männertrachten blieb unbeantwortet. Keine der jungen Frauen, die der Einladung von Arbeitskreisleiterin Hanna Erlwein gefolgt waren, wollte sich festlegen. Einig war man sich jedoch darin, künftig besser zusammenzuarbeiten und gemeinsam die Männertrachten neu zu beleben.

Seit mehr als 100 Jahren gibt es keine typische Männerkluft in der Fränkischen Schweiz. Ausnahmen bilden die Trachtenhochburgen Hausen, Effeltrich und Muggendorf.

Der Rest der Herren schaut neidisch zu den Damen, die sich schon erfolgreich um die Erneuerung ihrer "Woar" kümmern.

Dagmar Rosenbauer und Rosalie Postatny gebührt die Ehre, als erste eine Erneuerung der Männertracht in Angriff genommen zu haben: Postatny als Herrenschneiderin, die sich die Schnitte selbst erarbeitete, und Rosenbauer als Beraterin für fränkische Tracht und Kennerin alter Trachtenstoffe.


Landrat als Vorbild

Durch ihr Engagement, auch auf Trachtenmärkten und Trachtentreffen, fanden die beiden bald die ersten Männer, die es wagten, kleidermäßig Neuland zu betreten. Mittlerweile gibt es einen festen Kundenstamm und auch der Forchheimer Landrat Hermann Ulm soll sich eine erneuerte Tracht schneidern lassen.

Nun treten weitere Schneiderinnen auf den Plan, die darin einen Markt sehen. Maria Haas aus Hannberg bei Waischenfeld zum Beispiel, die unter dem Label "Murph-Design" Mode und Tracht in vielen Variationen bearbeitet. Die dritte Schneiderin im Bund des Männertrachten-Arbeitskreises könnte Christiana von Roit aus Bamberg werden. Sie hat die meiste Erfahrung im Nähen der Männertracht, hat aber bisher meist im Bamberger Umland gearbeitet. Sie muss aber erst noch gefragt werden, ob sie im Team mitarbeitet.

Diese vier Frauen sollen sich künftig unter dem ideologischen Dach des Fränkische-Schweiz-Vereins (FSV) um das Thema kümmern. Birgit Jauernig, Trachtenbeauftragte des Bezirks Oberfranken, sagte zu, bei der Erstellung einer "Mustertracht" nach historischem Vorbild zu helfen. Sie soll neben der obligatorischen Jacke auch ein Hemd, eine Hose und einen Mantel beinhalten.

Die Frauen wollen historische Schnitte studieren und an heutige Bedürfnisse anpassen. Es soll auch Nähkurse geben, obgleich man sich einig war, dass das Schneidern der Männertracht technisch "viel schwieriger sei" als bei den Frauentrachten. Außerdem müssen die Themen Stoffe und Farben diskutiert werden, ehe man eine Mustertracht anfertigen kann. Ziel des Arbeitskreises ist es, "die Männer mit einer erneuerten fränkischen Tracht glücklich zu machen" - so steht es auf der Einladung zum Arbeitskreistreffen.