Lindner-Gebäude: Schüler raus, Mieter rein?
Autor: Sylvia Hubele
Eggolsheim, Mittwoch, 28. Oktober 2015
Das Lindner-Gebäude in Eggolsheim wird kürzer als gedacht von der Forchheimer Realschule in Anspruch genommen. Bürgermeister Schwarzmann will das Gebäude in Wohnraum verwandeln. Davon sind aber nicht alle begeistert.
Über den letzten Punkt auf der Tagesordnung diskutierten die Eggolsheimer Marktgemeinderäte besonders lange. Auch das Abstimmungsergebnis von zwölf Ja- und acht Nein-Stimmen zeigt, dass mit dem weiteren Konzept für das Lindner-Gebäude ein brisantes Thema auf der Agenda stand.
Zunächst informierte Claus Schwarzmann (BB) die Marktgemeinderäte darüber, dass der Landkreis Forchheim, der einen Teil des Gebäudes für die Realschule nutzt, diesen nicht bis August benötigt.
Erheblicher Bedarf
Da die Sanierung der Schule zügiger vonstattenging, könnten Lehrer und Schüler bereits in den Faschings-, spätestens jedoch in den Osterferien zurück in das Forchheimer Schulgebäude ziehen. Der Marktgemeinderat muss beschließen, ob er den Landkreis vorzeitig aus dem Vertrag entlässt - und somit weniger Geld bekommt oder nicht. Einige der Marktgemeinderäte sprachen sich für eine buchstabengetreue Einhaltung des Vertrags aus. Andere votierten für einen Kompromiss, da sie den Landkreis als Partner sahen.
Die Entscheidung darüber wurde zunächst vertagt, schließlich gab es bezüglich des Lindner-Gebäudes weiteren Diskussionsbedarf. Gespräche mit Landrat und der Regierung von Oberfranken haben dem Vernehmen nach ergeben, dass ein erheblicher Bedarf an kostengünstigen Sozialwohnungen besteht. Nicht nur anerkannte Flüchtlinge, sondern auch viele junge Menschen und sozial Schwächere suchten nach bezahlbaren Wohnungen.
Vor allem junge Leute
Im gesamten Lindnergebäude könnten je nach Größe zwischen 60 und 70 Wohnungen neu entstehen. Mit speziellen Förderprogrammen von Bundesregierung und Freistaat könne die Gemeinde bis zu 90 Prozent Zuschuss bei einer Umnutzung erhalten. Der Marktgemeinderat sollte darüber entscheiden, ob die Verwaltung mit der Vorbereitung eines Architektenwettbewerbs beginnen sollte. Da für den Ort Neuses bei einem tatsächlichen Umbau des Lindner-Gebäudes zu Sozialwohnungen mit einer größeren Anzahl neuer Bürger zu rechnen sei, müssten die Neuseser auch in die Planungen einbezogen werden, fand Christian Dormann von der WG NBE.
Er sprach sich deutlich gegen die Nutzung des Gebäudes als Wohnraum aus.
Bürgermeister Schwarzmann erinnerte die Gemeinderäte daran, dass es eine hohe Nachfrage nach günstigem Wohnraum in Eggolsheim gäbe: "Das sind vor allen Dingen junge Leute, die von ihren Eltern weg und in eine eigene Wohnung ziehen möchten". Für die Schaffung von sozialverträglichen Wohnungen würden insgesamt bis zu 80 Millionen Euro im Regierungsbezirk Oberfranken bereitgestellt. Schwarzmann nannte dies eine "günstige Gelegenheit", schließlich käme die Gemeinde ohnehin nicht um eine Konzeptentwicklung für das Gebäude herum.
In den kommenden 14 Tagen will Bürgermeister Schwarzmann die Einwohner von Neuses zu einer Bürgerversammlung einladen.
Auf Veranlassung der Autobahndirektion Nordbayern hat die Regierung von Oberfranken ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Hierbei soll geprüft werden, ob nördlich der Anschlussstelle Hirschaid zusätzlicher Lärmschutz eingerichtet werden muss.
Die Gemeinde ist bei diesem Verfahren nur mit einem kurzen Abschnitt in Unterstürmig betroffen, die Grenze liegt bei der jetzigen Tonabbaustätte der Liapor GmbH. Aus diesem Grund sind bisher keine weiteren konkreten Lärmschutzmaßnahmen für Eggolsheim in diesem Bereich vorgesehen.