Druckartikel: Lillach überlebt auch italienische Sommer

Lillach überlebt auch italienische Sommer


Autor: Petra Malbrich

Weißenohe, Freitag, 01. Juli 2016

Vor allem Karstquellen wie die Lillach oder der Aschenbrunnen leiden unter Trockenperioden. Selbst der Starkregen der vergangenen Tage ändert wenig daran.
Die Sinterstufen sind schon wiederholt trockengefallen. Bisher hat scih das sensible Ökosystem immer wieder erholt. Foto: Josef Hofbauer


Glücklicherweise hat es in den vergangenen Tagen geregnet. Die Bäche und Quellen zeigen wieder Wasser. Auch die Sinterstufen sind überspült. Das fehlende Wasser, das in den vergangenen Jahren zu Spekulationen geführt hat, ist wieder da. Alles scheint oberflächlich in Ordnung zu sein.

"Dass die Lillach austrocknet, ist völlig normal", sagt Alfons Baier, Lehrstuhlinhaber für angewandte Geologie an der Friedrich Alexander Universität (FAU) in Erlangen. Gerade diese seichten Karstquellen fallen trocken. "Aber auch zur Trinkwassergewinnung genutzte Karstquellen wie der Aschenbrunnen in Pottenstein zeigten während der vergangenen drei Jahre signifikant zurückgehende Schüttungsraten, die Ende Oktober 2015 ihre Minimalwerte erreichten", erklärt Baier. Die Lillach, eine Karstquelle, wird ebenfalls zur Wasserversorgung genutzt.


Defizite am laufenden Band

"Seit 2013 sind die Niederschläge zurückgegangen", sagt Baier. Zu massiven Niederschlagsdefiziten führte das außergewöhnlich warme und trockene Wetter der Jahre 2014 und 2015. Ausgetrocknete Bäche, versiegte Quellen und eine Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung waren die Folgen. In seiner Studie zur Situation der Grund- und Trinkwasserversorgung unter dem Einfluss des Klimawandels zeigt Baier, dass auch die zur Trinkwassergewinnung genutzten Karstquellen zurückgehende Schüttungsraten haben. Das Problem beträfe dann nicht nur diese Orte. "Es muss lange regnen. Das gilt für ganz Nordbayern", sagt Baier. Denn die fehlenden Niederschläge wirken sich nicht nur auf die beiden Orte aus und der Regen der vergangenen Tage reicht längst nicht aus.


Das bildet kein Grundwasser

Jeder habe die Bilder vom überfluteten Wohnzimmer im Kopf. Das sei aber nur punktuell. In der Fläche rausche das Niederschlagswasser als Oberflächenwasserabfluss die Hänge hinab und lande in zu Hochwassern anschwellenden Fließgewässern. Für die eigentlich notwendige Grundwasserneubildung trage es wenig bei.
Damit nicht genug: "Der Schnee und die Schneeschmelze fehlen", sagt Baier. Doch gerade diese beiden sind für das Grundwasser entscheidend.

Die Grundwassererneuerung im Karstgebirge der Frankenalb ist mangelhaft. Bürgermeister Stefan Frühbeißer ist die Studie bekannt. Aktuell bestehe aber kein Problem. "Die Quellschüttung hat bisher nicht nachgelassen, auch beim Grundwasser gibt es keinen merklichen Rückgang", sagt der Bürgermeister von Pottenstein.

Die oberflächennahe Quelle schütte mehr als die Bürger verbrauchen. Eine Tiefbohrung haben die Pottensteiner nicht. Der Wert, der in der Studie ermittelt wird, nennt eine Größe, die dauerhaft gebraucht wird, um die Grundwasserversorgung sicherzustellen. Die Studie betrachtet Quellschüttung, Grundwasser und Trinkwasserversorgung langfristig. So gut Regen wäre, so problematisch könnte er werden, wenn es zu beträchtlichen Starkniederschlägen kommt.

"Ein Karstgebiet ist wie ein Schweizer Käse, mit Kluften", erklärt Frühbeißer bildlich die karstspezifischen Gegebenheiten. Durch den schnell ablaufenden Grundwasserdurchsatz können auch Schadstoffe ins Karstwasser eindringen und die Trinkwasserbrunnen kontaminieren. Konsequenten flächendeckenden Grundwasserschutz fordert der Dozent.

In Pottenstein wird das Wasserschutzgebiet gerade neu ausgewiesen, am Einzugsgebiet wird sich aber nichts ändern. "Wir haben eine Vereinbarung mit den Landwirten, dass Wirtschaftsdünger nicht eingebracht werden darf", erklärt Frühbeißer. Die Wasserwerte seien sogar unter dem Zielwert der EU.


Schutzzone erweitert

Auch die Gemeinde Weißenohe hat das Wasserschutzgebiet bereits 2008 erweitert. Die Wasserwerte sind sehr gut. Dass eine langanhaltende Trockenperiode die Lillach trockenlege und die Sinterstufen somit Geschichte würden, befürchtet Bürgermeister Rudolf Braun nicht.

Eine Trockenperiode mit italienischen Wetterverhältnissen habe es bereits im 13. und 14. Jahrhundert gegeben. "Sie wachsen wieder nach, wenn Wasser läuft", erklärt Braun. Schaden würde aber alles nehmen, was dort kreucht und fleucht. Bei einer geringeren Quellschüttung der Lillach würde ein Großteil des Wassers in die Feuchtböden einsickern und dort von den Feuchtgebietspflanzen als Verdunstung verbraucht werden.

Das komme dort noch hinzu und hebe die Bedeutung der Wälder für den Erhalt eines eingespielten Klimaablaufs hervor.