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Lichter-Zauber ist eine Preisfrage


Autor: Nikolas Pelke

Burk, Samstag, 15. Dezember 2012

Ein schlechtes Gewissen hat Eva-Maria Preibisch wegen der vielen Lichterketten in ihrem Garten zur Weihnachtszeit nicht. Dem Kämmerer treiben die Strompreise dagegen die Sorgenfalten auf die Stirn.
Eva-Maria Preibisch in ihrem leuchtenden Weihnachtsgarten in Forchheimer Stadtteil Burk.  Foto: Nikolas Pelke


Eva-Maria Preibisch steht in ihrem hell erleuchteten Weihnachtsgarten in Burk und grübelt ein bisschen, ob ihre Lichterketten und funkelnden Rentiere noch zeitgemäß sind. "Es wird langsam zur Geldfrage", sagt Frau Preibisch. Die vielen Lichter-Ketten an Bäumen, Figuren und Sträuchern brauchen Strom, um die dunklen Abende im Advent zu erleuchten. Manche Leute in der Nachbarschaft hätten keinen Sinn für die vielen Lämpchen. "Reine Stromverschwendung" würden die einen sagen. Die Anderen fänden den funkelnden Vorgarten noch nicht einmal schön, sondern richtig "kitschig", erzählt Eva-Maria Preibisch weiter. Aber das ficht sie genauso wenig an wie die gestiegenen Strompreise. "Wenn man sich das nicht mehr gönnen kann, dann ist es doch auch nicht mehr schön, oder?"

Außerdem versuche sie schon das ganze Jahr Energie einzusparen.

Weihnachten sei eben eine hell leuchtende Ausnahme, die sie nicht missen möchte. Und die bunte Weihnachtsparade in ihrem Vorgarten gefalle ihr nun einmal, sagt sie, während just in diesem Moment eine Frau mit ihrem Kind den geschmückten Glitzergarten bewundert.

Die ganze Adventszeit

Im Vergleich zur Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt Forchheim sind die paar Lichterketten im Garten von Eva-Maria Preibisch natürlich Peanuts. Matthias Höll, der Klimabeauftragte der Stadtwerke Forchheim, schätzt, dass die Stadt für ihre leuchtende Weihnachts-Dekoration rund 10. 000 Kilowattstunden verbraucht. "Nicht nur
am Heiligen Abend, sondern die ganze Adventszeit", sagt Höll. Die Stadt müsse für ihren Strom den gleichen Tarif wie Normalbürger berappen. Derzeit seien das 22,43 Cent pro Kilowattstunde. Tendenz: stark steigend.
Beim Kämmerer der Stadt, Gerhard Haagen, macht sich der Anstieg der Strompreise bereits heute bemerkbar.

"Wir bezahlen ein Schweinegeld für Strom", sagt der Kämmerer. Die Strompreise hätten sich in den letzten Jahren schon merklich verteuert. Im Zuge der Energiewende seien weitere Preisanstiege zu erwarten. Das Problem sei, dass im Haushalt überall Stromkosten versteckt seien. Allein die Straßenbeleuchtung schlage jährlich mit rund 400 000 Euro zu Buche. Steige der Strom bereits im nächsten Jahr um weitere zehn Prozent, rechnet Gerhard Haagen mit Mehrausgaben für die Stadt in Höhe von insgesamt 200.000 bis 300.000 Euro. Für den Stadthaushalt würde es deshalb immer interessanter, einmal die gesamten Energie-, Gas- und Stromkosten ins Visier zu nehmen. Derzeit verstecken sich die Energiekosten noch in vielen einzelnen Haushaltsposten. Der Kämmerer könnte diese Gesamtkosten aber relativ leicht zusammentragen, verspricht er. Fast so einfach wie ein Preisvergleich im Internet, könnte man meinen.

Keine schlechte Idee, sagt zum Blick auf die Gesamtkosten auch der Klimabeauftragte der Stadtwerke. Am 20. Dezember wollen die Stadtwerke dem Stadtrat zeigen, wie man den Energieverbrauch auf einen Blick in einem "Integrierten Energiekonzept" zusammenzutragen. "Es geht dabei um den Ist-Zustand des Energieverbrauchs der gesamten Stadt Forchheim", sagt Höll. Nicht nur die Stadt, sondern auch private Haushalte und die Industrie sollen in die Berechnungen aufgenommen werden. Wichtig sei, dass nicht nur der Strom- sondern auch der Wärmeverbrauch berücksichtigt werden. Mit diesem Energiekonzept sollen dem Stadtrat effiziente Wege zur Energieeinsparung gezeigt werden. Höll will mit wenigen Stellschrauben viel Energie einsparen.

Ohne Strom läuft nichts

Dies hätten die Stadtwerke beim Thema Abwasser- und Trinkwasserversorgung vorgemacht. "Durch zahlreiche Sanierungsmaßnahmen bei der Abwasser- und Trinkwasserversorgung konnten wir schon so viel Strom einsparen wie die Straßenbeleuchtung in Forchheim jährlich verbraucht", sagt Höll. Das sind rund zwei Millionen Kilowattstunden. Schließlich brennen nicht nur Birnen mit Strom. "Heute läuft ohne Strom nichts mehr", sagt Höll. Der Kämmerer bleibt dagegen realistisch bis skeptisch. Es habe schon viele große Konzepten gegeben. Bislang seien aber alle in der Praxis nicht der große Wurf gewesen. Nun hofft aber auch er, dass gegen die galoppierenden Strompreise ernste Maßnahmen getroffen werden. Schließlich wisse niemand, ob die Steuereinnahmen weiterhin so sprudeln wie heute.

Endlich der große Wurf

Hochtrabende Pläne auf dem Papier kennt der Klimaschutzbeauftragte auch. "Es gab schon mal einen Energienutzungsplan. Da wurde aber nur der Wärmebedarf untersucht." Jetzt soll endlich der große Wurf gelingen alle Einsparpotenziale genau untersucht werden.
In der Zwischenzeit erfreut sich Eva-Maria Preibisch weiter an ihrem funkelnden Weihnachtsgarten. Strompreise und Energiewende hin oder her. Nur auf einen beleuchteten Weihnachtsbaum verzichtet sie. Aber nicht den Stromrechnung zu Liebe. "Mein Mann soll mit seinen 63 Jahren nicht mehr auf die Leiter steigen."