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Licht hüllt Obertrubach ein


Autor: Franz Galster

Obertrubach, Montag, 06. Januar 2014

Wenn Obertrubach in Stille und die umliegenden Hänge in ein Meer aus Kerzen versinken, dann wird die traditionelle Lichterprozession gefeiert. Die Gäste sind begeistert und loben den Einsatz der vielen Helfer.


Nicht spektakulär soll sie sein, die Lichterprozession, das ist das Anliegen von Pfarrer Werner Wolf in Obertrubach. Nach zwei Bettagen zogen die Gläubigen der Gemeinde zum Abschluss mit vielen Besuchern wieder mit Kerzen und im Gebet durch die Straßen des Ortes, um den jahrhundertealten Brauch zu pflegen.

Um 16 Uhr zogen die Ehrengäste zur letzten Betstunde traditionsgemäß vom Rathaus zur Pfarrkirche St. Laurentius. Pfarrer Wolf grüßte alle namentlich, vor allem aber die vielen Mitchristen aus den umliegenden evangelischen Gemeinden. Wolf rief dazu auf, die Gemeinsamkeiten der Kirchen zu betonen. So sei auch diese Betstunde bewusst ökumenisch ausgerichtet. "Wir schauen und verweilen, tragen unseren Glauben, unsere Hoffnung hinaus auf die Straße, wo das Licht die Dunkelheit erhellt", fasste Wolf den Grundgedanken zusammen.

Zur gleichen Zeit gingen zahlreiche Helfer die Hänge rund um Obertrubach ab und entzündeten mit ihren Gasbrennern Tausende von Wachslichtern, die tagsüber verteilt und aufgestellt worden waren. Dabei brach die Dunkelheit herein und verstärkte den Feuerschein. Die örtlichen Feuerwehren schlossen die Durchgangsstraßen, der Ort verfiel in eine fast unwirkliche Ruhe.

Den Überblick genossen

Besucher aus nah und fern, die ihre Fahrzeuge außerhalb des Ortes abgestellt hatten, bevölkerten langsam und stetig den Ort. Besonders beliebt zeigt sich dabei der Weg von der B2, vom Berg kommend, wo die Fußgänger lange oberhalb des Ortes verweilten und sich vom Blick über das Geschehen der beleuchteten Hänge und des Ortes verzaubern ließen.

Die kleinen unaufdringlichen Feuer an den Hängen rund um das Dorf bildeten für einige Stunden eine wohltuende Harmonie und Ruhe im Einklang mit der faszinierenden Natur. Christliche Symbole wie Kreuze, Kelche oder auch Schriften, in Feuer gestaltet, unterbrachen die Gleichmäßigkeit.

Pünktlich zum Auszug aus der Kirche bildeten sich zunächst Spaliere für das Allerheiligste der Prozession und für die Kirchenbesucher. Dicht gedrängt standen die Menschen. Mit dem Ende des Zuges waren auch viele Zuschauer verschwunden, sie hatten sich der Prozession durch das mit vielen Lichtern dekorierte Dorf angeschlossen.

Jedes Jahr mehr Gäste

Das freut die Ausrichter. "Es werden jedes Jahr mehr Leute, alles war perfekt organisiert. Die Lichter waren rechtzeitig fertig, und das Wetter war gnädig", fasst Carmen Karl aus dem Gemeindeteil Obertrubach das Fest zusammen.

Viele Besucher kamen aus den Städten. So wie Anita Niklas aus Nürnberg, die nach ihren Worten mit ihrem Mann Georg schon mindestens 20 Mal hier war. "Es wird jedes Mal gigantischer, mit mehr Lichtern und mehr Menschen", fügt Anita Niklas hinzu. "Es ist authentischer und hat seinen religiösen Charakter bewahrt", fügt ihr Mann hinzu.

Hans Günther aus Fürth vergleicht mit anderen Lichterprozessionen und sagt: "In Obertrubach ist es schöner und gemütlicher, kein Rummel. Der christliche Sinn kommt besser heraus". Bei einem abschließenden Empfang, den Bürgermeister Willi Müller (CSU) gibt, dankte Pfarrer Wolf seinen Prozessionsbegleitern Markus Habermann und Stefan Bauer. Wolf machte klar, dass er künftig die Verantwortung mehr auf das Umfeld legen wolle. "Wenn Euch Eure Gemeinde lieb ist, dann versucht, es weiterzutragen", appellierte er zum Abschluss und dankte der politischen Gemeinde für den fairen Umgang.

Aufwendige Vorbereitung

Damit dieses Fest so gelingen konnte, hatten zwischen den Feiertagen acht Helfer drei Tage lang Kerzenreste eingeschmolzen und umweltfreundliche Lichter für die Hänge vorbereitet. Hinzu kommen viele weitere Helfer, die die Lichter anschließend auf den umliegenden, oft extrem steilen Berg verteilten.
Die Aktion wurde heuer vom Bayerischen Fernsehen festgehalten und ausgestrahlt. Freilich hätte ein weißes Schneegewand in der Umgebung das Geschehen noch untermalen können. Dem Grundgedanken tat es aber auch so keinen Abbruch.