Leutenbach und Egloffstein überwinden geografische und innere Berge
Autor: Franz Galster
Leutenbach, Montag, 05. Juni 2017
Drei Pfarrer, ein Gottesdienst: Egloffstein und Leutenbach feiern 40-jährige Tradition der Ökumene.
Pfarrer Dieter Endres hielt eine große Farbaufnahme aus der Hagia Sophia in die Höhe. Christus in der Mitte, ihm zugeneigt Johannes der Täufer und Mutter Maria. Eine Szene, wie er sie als evangelischer Pfarrer i. R. auch zwischen der katholischen und evangelischen Kirche empfindet. Sie entspricht seiner innersten Einstellung.
Die Pfarreien von Leutenbach und Egloffstein hatten Endres zum ökumenischen Gottesdienst in die Jakobuskirche nach Leutenbach eingeladen. Er stand unter dem Motto "Versöhnung". So, wie er in vielen Kirchengemeinden zum Luther-Jahr gefeiert wird. Dazu blicken die beiden Kirchengemeinden auf eine beispielhafte, konstruktive und von tiefer Freundschaft getragene 40-jährige ökumenische Zusammenarbeit zurück.
Endres erinnerte an die zarten Anfänge. Der katholische Lehrer Peter Schmitt hatte ein evangelisches Mädchen aus Egloffstein, zu jener Zeit längst keine Selbstverständlichkeit, geheiratet. Domkapitular Boss und Pfarrer Endres vollzogen die ökumenische Trauung. "Das war wohl der erst katholische Geistliche, der in der Schlosskirche von Egloffstein einen Gottesdienst zelebrierte", merkte Endres an. Peter Schmitt ließ sich in Egloffstein nieder und wirkt seitdem als Pfarrgemeinderat engagiert in der katholischen Kirchengemeinde von Leutenbach.
Gute Kontakte seit den 70ern
Der damalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende, Hans Alt, immer für etwas Neues offen, kam 1977 auf die Idee, mit seiner Kirchenband in Egloffstein aufzutreten. Aus diesen Kontakten erwuchs über viele eine intensive Zusammenarbeit. Glückliche Umstände gehörten dazu. So Pfarrer Dieter Endres, der von 1968 bis 1982 in Egloffstein wirkte und bis heute engagiert den ökumenischen Gedanken pflegt. "Wir mussten geografische und innere Berge zwischen Egloffstein und Leutenbach überwinden", erinnert sich Endres symbolträchtig. Gerne, ja selbstverständlich, nahm er jetzt die Einladung der Ökumene-Kreise an, zur gemeinsamen Feier nach Leutenbach zu kommen, obwohl er bereits im Ruhestand ist.
Mit Pfarrer Alfred Beißer und Pfarrerin Carina Knoke, die sich in der Ökumenearbeit ideal ergänzen, stand jetzt Pfarrer Endres gemeinsam am Altar. Es war in der Tat ein geschichtsträchtiges Bild. Alle drei hatten im Pfarrheim von Leutenbach über den gesamten Monat Mai an vier ökumenischen Abenden eingeladen mit dem Thema "500 Jahre Trennung sind genug". Der Versöhnungsgottesdienst bildete den Schlusspunkt.
Etwa zehn Mitarbeiter aus den beiden Ökumenekreisen hatten im Detail den Gottesdienst vorbereitet. Lydia Heilmann aus dem Pfarrgemeinderat Leutenbach und Gisela Schmitt vom Kirchenvorstand Egloffstein koordinieren die Arbeitsgruppen. Ein Kreuz lag zu Anfang des Gottesdienstes symbolisch schräg im Kirchengang. "Es wirkt wie eine Barriere, die uns den Weg versperrt, wir wollen uns gemeinsam unter das Kreuz stellen", sagte Knoke.
Gemeinsam mit Pfarrer Alfred Beißer stellte sie das Kreuz vor dem Altar auf. Beißer fordert weiter konkrete Schritte der Einheit. "Wir waren nie wirklich getrennt, haben die gleiche Bibel, den gleichen Gott, legen das gemeinsame Zeugnis ab", sagt Beißer und forderte auf, als Christen zusammen zu stehen.
Mitarbeiter des gemeinsamen Ökumeneausschusses luden nochmal partiell dazu ein, 40 Jahre erfolgreiche Ökumenearbeit zwischen Leutenbach und Egloffstein mit Erinnerungsstücken lebendig werden zu lassen. Am Schluss des Gottesdienstes dankte Lydia Heilmann allen Mitwirkenden und hob ein durch viele Jahre schon leicht verbleichtes Schild in die Höhe mit der Aufschrift "Ökumene geschieht durch uns".
Die Ökumene hat an Dynamik zwischen Egloffstein und Leutenbach ständig gewonnen, wie auch die gut gefüllte Kirche zeigte. Nach dem Gottesdienst nutzten die Gläubigen die Gelegenheit zum ausgiebigen gemütlichen Gedankenaustausch vor der Pfarrkirche.