Letzte Zuflucht Kirche: Pfarrer Hornung gibt Flüchtlingen Kirchensayl
Autor: Petra Malbrich
Weißenohe, Freitag, 03. Februar 2017
Pfarrer Andreas Hornung hat in Weißenohe und Stöckach-Forth Flüchtlingen Kirchenasyl gewährt.
"Der Anruf mit der Bitte um Kirchenasyl für den 26-jährigen Jesiden Yousef, der aus Gräfenberg abgeschoben werden sollte, kam an einem Donnerstagabend", erinnert sich die Pfarrsekretärin Claudia Polster. Das war vor ungefähr einem Jahr und der Bittsteller war der Weißenoher Bürgermeister Rudolf Braun (FW) selbst.
"Es gab keine andere Möglichkeit, um den Zugriff des Staates abzuwehren", sagt Braun über das sensible Thema Kirchenasyl. Er würde es in bestimmten Fällen wieder tun - "wenn der Asylsuchende integrationswillig ist und er wirkliche Chancen hat, hier Fuß zu fassen", sagt Braun.
In einer Nacht- und Nebelaktion wurde damals ein Bett in das Zimmer für die Ministranten im Pfarrheim gestellt. Zuvor wollte Pfarrer Andreas Hornung noch die Zustimmung der Kirchenverwaltung haben.
Pfarrer Hornung hat nicht nur in diesem Fall, sondern in zwei weiteren Kirchenasyl gewährt. Auch würde er es wieder erlauben, wenn die Not wirklich erkennbar schwer sei und die Asylsuchenden befürchten müssen, im abgeschobenen Land nicht gut behandelt zu werden. In Yousefs Fall wäre das Bulgarien gewesen, wo er dem Dublin- Verfahren nach Asyl hätte beantragen müssen. Dort aber wurde er seinen Angaben zufolge inhaftiert und gefoltert. Geflüchtet war Yousef aus dem Irak vor dem IS. "Wenn jemand an der Wand angehängt und geschlagen wird, kann ich das nur als Folter bezeichnen", sagt Andreas Hornung.
Das passiere auch Flüchtlingen in Bulgarien, die dort wie illegale Einwanderer betrachtet und entsprechend schlecht behandelt werden.
Ein enges Zimmer
Auch die Bürger in Weißenohe wurden über das Kirchenasyl informiert. Bald darauf erhielt Yousefs Bruder Khalaf den Abschiebebescheid ins Erstaufnahmeland und beantragte ebenfalls Kirchenasyl. In das enge Zimmer wurde einfach noch ein Bett gestellt. So waren die beiden Brüder zusammen. In der Zwischenzeit hatten sich deren Frauen mit den kleinen Kindern auf den Weg gemacht und kamen in Köln an. Dort sind die Familien inzwischen vereint. Eine Abschiebung nach Bulgarien droht ihnen nach Ablauf der sechsmonatigen Abschiebefrist nicht mehr. Inzwischen haben sie in Deutschland Asyl beantragt. "Noch immer erkundigen sie sich über Whatsapp nach Pfarrer Hornung", freut sich Claudia Polster.
Noch in dem Haus, in dem sie vom Seelsorgebereich Weißenohe, Stöckach-Forth Kirchenasyl erhalten haben, leben derzeit Alexander, Sona und die kleine Tochter Tea. Alexander, der gebürtige Georgier musste als Kleinkind fliehen. Der Vater wollte nicht bleiben, als es dort zu Unruhen kam.
In Donezk in der Ukraine haben sie neu angefangen. Alexander studierte Jura. Er hätte aber einen Monat Dienst in einer Kaserne leisten müssen. Als Leutnant hätte er gegen die Russen kämpfen sollen, als es zu den Unruhen in der Ukraine kam. Das wollte er nicht, sah eher in Russland eine Chance. Das Gehalt als Firmenanwalt wurde gekürzt, von 700 Euro auf 50 Euro, weshalb er auf dem elterlichen Bauernhof mitarbeitete, lebte und verdiente. Doch dort nisteten sich ukrainische Soldaten ein, erschossen seine Tiere, die er fürs eigene Leben brauchte.
Das Geld verbrauchte sich schnell. Über Weißrussland kamen sie dann mit einem Zug nach Polen. Von Trier wurden sie später nach Zirndorf, dann nach Armendorf und schließlich nach Möhrendorf geschickt. Dort erreichte sie der Abschiebebescheid und die Flüchtlingshelfer suchten Kirchenasyl. Die Pfarreien hatten sich nicht gerade vorgedrängt.
Also bot die Pfarrei Stöckach - Forth Kirchenasyl an. Inzwischen sind sie nach Ablauf der halbjährigen Abschiebefrist auf das Kirchenasyl nicht mehr angewiesen. Eine Abschiebung nach Polen droht ihnen deshalb nicht mehr. Auch sie haben jetzt die Gelegenheit, Asyl in Deutschland zu beantragen.