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Lenny Kreuz hat den ganzen Tag Kunst im Kopf


Autor: Maximilian Glas

Forchheim, Sonntag, 11. Dezember 2016

Der Forchheimer Gymnasiast Lenny Kreuz hat bei seinem ersten Poetry Slam gleich gewonnen. Das kreative Schreiben und Zeichnen prägen sein Leben.
Sein Notizbuch hat der Forchheimer Lenny Kreuz immer mit dabei. Mit Texten und Zeichnungen lebt er sich dort künstlerisch aus. Foto: Maximilian Glas


Fast schon mikroskopisch klein sind die mit einem extra dünnen Fineliner geschriebenen Wörter im Notizbuch von Lenny Kreuz. Für einen Außenstehenden kaum lesbar. "Ich möchte jede Geschichte auf einer Seite abschließen, deshalb schreibe ich so klein und eng", erklärt der 18-Jährige.

Ohne sein Notizbuch verlässt der Schüler des Ehrenbürg-Gymnasiums selten das Haus. Vor vier Monaten wurde ihm das in der Schule zum Verhängnis. "Ich habe im Unterricht in meinem Buch gezeichnet und einen Verweis bekommen. Die Lehrerin hat das leider recht streng gesehen", sagt er.


Ideen fast rund um die Uhr

Ideen für Geschichten oder Zeichnungen habe er fast rund um die Uhr. Egal, an welchem Ort oder zu welcher Uhrzeit, seine Gedanken möchte er sofort zu Papier bringen, damit er sie nicht vergisst. "Seitdem ich das ABC kann, habe ich Geschichten geschrieben", sagt Lenny. Einen PC nutzt er für seine künstlerischen Arbeiten nur selten. "Ich schreibe lieber auf Papier. Das hat mehr Flair."

Am liebsten sitzt er im Café und lässt sich von ganz alltäglichen Dingen inspirieren. So entstand beispielsweise auch seine Kurzgeschichte "Utopie im Kaffee", mit der er vor zwei Wochen beim Forchheimer Poetry Slam angetreten ist. Lenny beschreibt in der Geschichte, wie er vor einer Tasse Kaffee sitzt und sich in dieser eine Galaxie vorstellt, in der eine scheinbar perfekte Welt ohne jegliche Probleme und mit Weltfrieden stattfindet.


Die Welt in der Kaffeetasse

Mit vielen Metaphern klärt Lenny später auf, warum eine solche Utopie nicht erreichbar und erstrebenswert ist. Mit einem kräftigen Schluck aus der Kaffeetasse wird dieser Welt und auch seiner Geschichte ein Ende gesetzt.
Ein Text, der beim Forchheimer Publikum seine Wirkung erzielte. Zum ersten Mal überhaupt war der 18-Jährige bei einem solchen Dichterwettstreit als Poet dabei. Er hatte seine Sache so gut gemacht, dass er sich im vollbesetzten Jungen Theater überraschend gegen alle acht Konkurrenten durchsetzte. Die Entscheidung der Zuschauer erstaunt insofern, als mit Frank Klötgen aus München oder Philipp Schwarzer aus Wien "Slampoeten" mit dabei waren, die seit vielen Jahren durch Deutschland und die Welt touren.

Die Stärke seiner Texte sieht Lenny im Tiefgang. "Ich möchte die Menschen vielschichtig zum Denken anregen", erklärt er. Seine eigenen Geschichten auf einer Bühne vor 60 Zuschauern vorzutragen, war für Lenny eine völlig neue Erfahrung. "Am Anfang war ich richtig nervös, meine Beine haben total gezittert. In der ersten Zeile habe ich mich gleich zweimal versprochen", blickt er zurück.


Publikum einbezogen

In der zweiten Runde, als er sich schließlich im Finale gegen Philipp Schwarzer durchsetzte, sei er viel entspannter gewesen und habe auch immer wieder das Publikum mit einbezogen. Dort saßen auch seine Eltern und Großeltern und leisteten Beistand. "Wir sind natürlich wahnsinnig stolz. Lenny ist voll aus sich rausgegangen und hat das klasse vorgetragen", meint seine Mutter Natalie, "er ist einfach ein Künstler durch und durch, ich habe schon immer gesagt, das ist sein Ding."


Abi-Motto "CannABIs"

In wenigen Monaten macht Lenny sein Abitur. Unter dem Motto "CannABIs" gestaltet er aktuell ein passendes Abi-Logo. Auch an der in diesem Jahr neu gestalteten Lärmschutzwand war der 18-Jährige künstlerisch beteiligt. Nach seiner Schulzeit würde Lenny am liebsten Design studieren. "Auf jeden Fall möchte ich etwas Künstlerisches machen, etwas, was mir wirklich Spaß macht", sagt er.

Sein Traum ist, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Rund 100 Seiten eines Fantasy-Romans hat er bereits geschrieben. Und wie geht es beim Poetry Slam weiter? "Im Januar werde ich wahrscheinlich in Erlangen auftreten, ich bleibe dabei." Für weitere Erfolgsgeschichten sind in seinem Notizbuch schließlich auch noch einige Seiten leer.


Was ist Poetry Slam?

Poetry Slam ist ein Dichterwettstreit der Moderne, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit vorgetragen werden. Jede Art von Text - ob es nun lustige Prosa, tiefgehende Lyrik oder mitreisender Hip Hop ist - ist erlaubt. Das Publikum darf im Anschluss über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Regional: Der Forchheimer Poetry Slam ist einer der ältesten in Franken und existiert bereits seit elf Jahren. Die Veranstaltung findet meistens am letzten Mittwoch des Monats statt. Seit September haben die "Slammer" im Jungen Theater eine neue Heimat gefunden. Der nächste Slam steigt am 20. Dezember um 20 Uhr.