Lebensgefährliche Selfies
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Montag, 09. November 2015
Die Romantik der Kulisse und deren Symbolkraft verführen immer mehr Jugendliche zu Selbstfotos auf Gleisen - wie jüngst auf der Gräfenbergbahn. Die Lebensgefahr bleibt. Polizei und Bahn klären in den Schulen auf.
Bahnanlagen scheinen eine magische Anziehungskraft zu haben. Sie sind derzeit besonders als Hintergrundkulisse für Selfies beliebt. Dass sie sich dabei in Lebensgefahr bringen, scheinen die meisten Jugendlichen zu unterschätzen. Grund ist unter anderem die Symbolkraft, die hinter so eine Bild steckt: "Die Schienen, ein Beginn und ein Ende. Wir haben ein Ziel, gehen gemeinsam auf diesem Weg", interpretiert Rainer Schlemmer, Pressesprecher der Bundespolizei.
Erst kürzlich wurden zwei Mädchen auf den Gleisen der Strecke der Gräfenbergbahn bei der bildhaften Umsetzung dieser unzertrennlichen Gemeinsamkeit gesehen und gemeldet. "Die Hauptmitteiler sind die Lokführer, aber auch Anwohner", sagt Schlemmer. Teils halten die Anwohner die Jugendlichen fest, weil sie um die Gefährlichkeit wissen. Es gab schon Tote. Zwei Jugendliche sind im Regierungsbezirk Schwaben ums Leben gekommen.
Seit einigen Jahren nehmen Selfies auf Bahngleisen zu. Von einem Trend zu sprechen, ist nach Ansicht des Bahnsprechers jedoch zu viel. Es komme eher selten vor. "Wir erleben hier einige Fälle, aber nicht jede Woche", sagt er über das Vorkommen in ganz Bayern. Trotzdem sei es besorgniserregend, da schnell etwas passiert ist. "Die Jugendlichen sind in der Situation so mit sich beschäftigt, stellen die Selfies dann gleich in die sozialen Netzwerke, dass sie nicht aufpassen", erklärt Schlemmer. Den Zug hört man doch und der Lokführer könne schließlich bremsen, denkt so mancher Jugendliche, wenn er sich auf die Schienen stellt. Der Lokführer gibt auch einen Achtungspfiff und würde eine Schnellbremsung einleiten - was jedoch meist einen Bremsweg von 1000 Metern bedeutet, auf der Strecke der Gräfenbergbahn immerhin noch 500 Meter. Zu lange für den Ernstfall. "Der Bahnverkehr wird sofort unterbrochen, wenn Menschen auf den Gleisen sind", sagt der Pressesprecher der Bahn. Die Polizei untersucht dann den Bereich und wenn sie Entwarnung gibt, dass sich keine Menschen mehr auf dem Schienennetz befinden, erst dann wird der Betrieb wieder aufgenommen.