Leben im Gräfenberger Scheunenviertel kommt ins Fernsehen
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Montag, 09. Oktober 2017
Im Gräfenberger Scheunenviertel drehte das Bayerische Fernsehen für die Serie "Unter unserem Himmel."
Roland Singer warf gerade einige Hopfendolden in den großen Braukessel, der vor seiner Scheune stand. "Es ist Hopfen vom Biobauern aus dem Nachbarort Lilling", erklärte er Sybille Krafft. Die Journalistin des Bayerischen Rundfunk war mit ihrem Team im Gräfenberger Scheunenviertel unterwegs.
"Stadl und Scheunengeschichten - Leben mit einem Denkmal" heißt der Film, der in der Reihe "Unter unserem Himmel" ausgestrahlt wird. Allerdings erst im Herbst 2018. Die Filme sollen zur selben Jahreszeit ausgestrahlt werden, in der sie gedreht wurden. In diesem Fall im Herbst.
Vor der Singerscheune warteten die anderen Scheunenbesitzer, die von Krafft und Kameramann Detlef Krüger, dessen Assistenten Eddi Meier und Claus Adam für den Ton bereits interviewt und gefilmt worden sind. Die Familie Dorn beispielsweise, als sie aus ihrer Scheune Fässer auflädt und damit in den Kirschgarten fährt, um Maische zu holen.
Oder Christian und Heinrich Kunzmann. Aus ihrer Scheune haben sie eine Art Museum gemacht. Gerätschaften der Landwirtschaft vom Großvater sind dort noch verstaut. Ein alter Pflug oder ein alter Pferdeschlitten. Elf Generationen führten diese Scheune, die seit mehr als 400 Jahren im Familienbesitz ist.
Oder Josef Werner, dessen Scheune nach dem Krieg zu einem Wohnraum umgebaut wurde. Er hilft auch bei den Nachbarscheunen, bessert dort das Dach aus oder spannt neue Verspannungen zwischen den Balken.
Für Sybille Krafft sind es diese Menschen und Begebenheiten, die das Scheunenviertel einerseits so interessant macht. Aber: "Richtige Scheunenviertel kennt man in Oberbayern nicht", sagte Krafft.
Diese Viertel gibt es eher im fränkischen Raum oder in der Oberpfalz. Die Qual der Wahl hatte sie dann, denn es galt, sich für das Scheunenviertel in Gräfenberg oder Ebermannstadt zu entscheiden. Dass sie sich für Gräfenberg entschieden hat, dafür gibt es gute Gründe.
"Hier ist alles noch sehr ursprünglich", sagt sie. Ein weiteres Kriterium ist Christiane Reichert, die Kunsthistorikerin von Denkmalamt, die die Gräfenberger Scheunen gerade wissenschaftlich untersuchte.
Zudem gibt es im Gräfenberger Scheunenviertel die ganze Palette vom Verfall der Scheunen über verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, die das "schön hergerichtet" bezeugen. Und dann hat das Fernsehteam bei den zwei Drehtagen die vielen interessanten und netten Leute kennengelernt. Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla freute sich jedenfalls darüber, gerade weil vor gar nicht langer Zeit das Scheunenviertel Thema im Stadtrat war. Dort fiel die Entscheidung, zumindest aus den kommunalen Scheunen ein Kompetenzzentrum für alte Handwerkstechniken zu gestalten.
"Wenn das Scheunenviertel eine breite Öffentlichkeit bekommt, ist mehr Bemühen, wieder Leben hineinzubringen", sagte Nekolla. Bei den Scheunenbesitzer findet vor allem das Kompetenzzentrum Anklang. "Sonst löst die Zeit alles auf und die Scheunen fallen zusammen", ist der Tenor.
Von den dann angebotenen Schulungen erhoffen sie sich Fachwissen, um die Scheunen richtig sanieren zu können. "Nicht jedes Mittel ist geeignet", sagte Kunzmann über die Schwierigkeit der Sanierungen.
Zum Leben im Scheunenviertel gehört auch eine Art Scheunenfest. Roland Singer, der gerade sein Bier braut, will das von nun an jährlich aufziehen. Auch wenn das Fernsehen nicht da ist.