Lauter Schall und schallende Kritik
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Mittwoch, 18. Oktober 2017
Nur zögerlich folgten die Bürger der Einladung von OB Uwe Kirschstein. Einige hatten jedoch gewichtige Fragen zur Bürgerversammlung mitgebracht.
Sieben Bürger, drei Bürgerinnen, zwei Stadträte, eine Stadträtin, vier Verwaltungsmitarbeiter, die Pressesprecherin der Stadt und Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD), das waren die "Mitspieler" der Bürgerversammlung am Dienstagabend im Gasthaus Marktplatz. Überrascht über die eher zögerliche Beteiligung war OB Kirschstein nicht. Er erinnerte daran, dass bei seiner ersten Bürgerversammlung als neuer OB im vergangenen Jahr an selber Stelle noch weniger Menschen gekommen waren.
Traditionell sei die Beteiligung bei den Versammlungen in der Stadtmitte nicht hoch. Wobei Kirschstein betonte, dass die insgesamt sechs Bürger-Versammlungen thematisch nicht den Stadtteilen zugeordnet seien. Alle Termine richteten sich an sämtliche Bürger. Eine Bürgerin aus der Bammersdorfer Straße lobte Kirschstein, dass er die Bürger "mit sechs Versammlungsterminen verwöhnt".
Diejenigen, die am Dienstag gekommen waren, wurden von Uwe Kirschstein animiert, die Forchheimer Bau- und Stadtentwicklung näher kennenzulernen. Der OB verdeutlichte beispielsweise die Fortschritte im Wohnungsbau (214 genehmigte Wohneinheiten alleine im laufenden Jahr) und bei der Rathaussanierung (Baubeginn im März 2019); er thematisierte die Herausforderungen beim Hochwasserschutz (alleine in Kersbach werden bis 2020 rund 3,3 Millionen Euro investiert) oder im Straßenunterhalt: Alleine um die 1160 Forchheimer Straßen mit einer Gesamtlänge von 248 Kilometer in Schuss zu halten, muss die Stadt in den nächsten zehn Jahren jährlich 2,3 Millionen Euro investieren.
Die intensivste Bürger-Reaktion des Abends bezog sich dann allerdings nicht auf einen inhaltlichen Aspekt der Stadtpolitik. Otwin Schneider (von der Bürgerinitiative Forchheim Nord) sagte, dass er gerne über das Thema ICE-Ausbau im Stadt-Norden gesprochen hätte; dass die Stadt aber erst am 14. Oktober die Einladung zur Versammlung am 19. Oktober bekannt gegeben habe. Schneider unterstellte dem Oberbürgermeister, mit der knappen Ladefrist den Bürgern zu suggerieren, er lege keinen Wert auf ihren Besuch. Das Gegenteil sei der Fall, widersprach Kirschstein: Obwohl nur eine Bürgerversammlung Pflicht sei, lade er die Bürger zu sechs verschiedenen Terminen ein. Jeder Bürger sei mit jedem Thema bei jeder Versammlung willkommen. Daher habe Schneider nun bis spätestens 21. November Zeit, um sein Anliegen vorzutragen.
Weniger leicht zu klären war das Anliegen von Günther Rösch. Der Bewohner der Karolinger Straße stellte sowohl OB Kirschstein als auch Bauamtschef Rene Franz vor ein Rätsel: Seitdem die Autobahndirektion Nordbayern Schallschutz-Wände entlang der Autobahn hochziehe, sei "der Luftschall lauter", sagte Rösch: "Das ist kaum zu begreifen, doch vom Süden kommt ein gewaltiger Lärm in die westliche Altstadt. Es ist, als stünde man vor einer dröhnenden Maschinenhalle mit geöffneten Toren."
Möglicherweise sei der Lärm darauf zurückzuführen, dass das "Finale der Schallschutzmaßnahmen" noch nicht erreicht sei, mutmaßten Kirschstein und Franz. Die vielen Barrieren und Fahrzeuge auf der Autobahnbaustelle sorgten möglicherweise für Schallreflexionen, meinte der Bauamtsleiter.
Robert Perkams (Sachbereichsleiter Planung und Lärmschutz in der Dienststelle Bayreuth der Autobahndirektion) erläuterte dazu am Tag nach der Bürgerversammlung: "Bereits drei Dezibel sind eine Grenze, die man spürt." In Forchheim würden es am Ende der Baumaßnahmen "bis zu zehn Dezibel weniger" sein. Dass sich die Bewohner in der Bauphase noch gestört fühlten, sei ein übliches Phänomen, sagte Perkams - und sagte voraus: "Wenn der Flüsterasphalt drin ist und alle Wände stehen, dann wird eine deutliche Reduzierung spürbar sein. Bereits drei Dezibel weniger entsprechen akustisch einer Halbierung des Verkehrs."
Eine Verkehrsfrage anderer Art beschäftige einen Bürger aus der Bammersdorfer Straße. Dort nehme der Verkehr nicht nur zu, es werde auch zu schnell gefahren. OB Kirschstein versprach, eine der städtischen mobilen Geschwindigkeitsmessanlagen einzusetzen. Diese Tempodisplays (mit Smiley) seien auch ausgerüstet, um das Verkehrsaufkommen "zu protokollieren".