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Laster: zu viel und oft zu schnell


Autor: Petra Malbrich

LKR Forchheim, Sonntag, 27. November 2016

Sind aus den Kavalieren der Landstraße etwa Verkehrsrowdys geworden?
Die Zunahme des Schwerlastverkehrs bereitet vielen Menschen Kopfzerbrechen.  Foto: Josef Hofbauer


Kavaliere der Landstraße wurden die Lastwagenfahrer früher genannt. Ein Image, dem sie heute nicht mehr gerecht werden, wie der Unmut von Anwohnern der am häufigsten von Lkw frequentierten Straßen zeigt. Auch der Zustand der Straßen und die abgebrochenen Banketten zeigen ein anderes Bild: Es gibt immer mehr Lastwagenfahrer und unter ihnen sind immer mehr Raser.

Beide Entwicklungen beobachtet Josef Metzner täglich. Als Fahrlehrer ist er Tag und Nacht im ganzen Landkreis auf den Staats- und Gemeindestraßen, aber auch auf den Autobahnen unterwegs. "Oft sind die Lkw- Fahrer locker mit 80 unterwegs, wo sie nur 60 fahren dürften", schimpft Metzner. Die Strecke von der Autobahnausfahrt Pegnitz nennt er als Beispiel. Oder die kurvenreichen Straßen durch Weingarts und Kunreuth. "Wenn man dort normal fährt, kann man keine 50 fahren", erklärt der Kreisvorsitzende der Fahrlehrer.


Langer Bremsweg

Eine Kurve zu nehmen, würde dort schwierig werden, gerade bei dem genannten Tempo. Gefährlich werde dieses "verantwortungslose Fahrverhalten" für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger.

An einem einfachen Rechenbeispiel versucht Josef Metzner dies zu verdeutlichen: Wer 50 Stundenkilometer fahre, lege in einer Sekunde 15 Meter zurück. Bei Tempo 80 fährt man also 24 Meter. Nun bringt Metzner eine Kurve ins Spiel. 100 Meter hinter dieser Kurve, die der Lkw Fahrer noch gar nicht einsehen kann, schert ein Auto auf die Fahrbahn ein. "Der Lastwagenfahrer fährt diese 100 Meter in vier Sekunden. Wie will er da noch reagieren können? Den Bremsweg hat er da noch nicht eingerechnet", ärgert sich Metzner. Für ihn ist es schlicht ein Wunder, dass nicht mehr Unfälle mit Lkws passieren. Derart pauschalierend will Manfred Hänchen, Leiter der Polizeiinspektion Ebermannstadt, nicht über die Lkw-Fahrer urteilen.

Bei Kontrollen werde aber darauf geachtet, ob die Geschwindigkeiten auch eingehalten wurden. "Man sieht öfter Übertretungen", räumt Hänchen ein. Das betrifft nicht nur Fernfahrer, sondern auch die Baustellenlaster oder kleine Laster wie Biertransporter zum Beispiel.

Dass viele Fahrer zu schnell unterwegs sind, gibt auch Franz Xaver Winkelmann zu. Er ist Ansprechpartner von der Kraftfahrergewerkschaft Bayern. Wie das sein könne? "Der gesetzlich vorgeschriebene Tempomat wird umgangen", erklärt Winkelmann. Der Termindruck sei wegen des engmaschigen Lieferplans einfach zu groß. Wenn der Lkw abgeladen wird, sollte man zeitlich eigentlich schon bei der nächsten Beladestelle sein.


Drohende Strafen

Werden die Termine nicht eingehalten, drohen dem Unternehmer Vertragsstrafen. Das zu schnelle Fahren sei aber nicht die häufigste Unfallursache. Diese sei eher durch zu geringen Abstand gegeben. Häufig sei der Fahrer übermüdet und übersehe im schlimmsten Fall auch einmal ein Stauende. Auch für den Zustand der Straßen bleibt das Fahrverhalten vieler Lkw nicht ohne Folgen. "In jeder Kurve ist das Bankette niedergefahren", sagt Metzner. Auch den Fahrbahnzustand an Ampeln nennt er als Beispiel. Im Sommer, wenn es heiß sei, würde durch den Bremsvorgang der Teer vorgeschoben. "An den Ampeln ist die Straße deshalb oft gewellt", erklärt Metzner.

Aktuelle Zahlen über die Verkehrsdichte liegen dem Straßenbauamt in Bamberg noch nicht vor. "Es ist allgemein üblich, dass der Schwerlastverkehr zunimmt", bestätigt Michael Raab, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt Bamberg.

Er erklärt dies mit dem Baustellenverkehr und der Belieferung der Unternehmen. "Es ist unbestritten, dass der
Schwerlastverkehr Schäden erzeugt", sagt Raab. Die Straßen werden ihm zufolge in Mitleidenschaft gezogen, und immer mehr Senkungen erfordern mehr Reparaturen. Mal werde die Straße geflickt, in Teilbereichen auch die Straßendecke erneuert. Bezahlt wird das am Ende vom Steuerzahler. Das Bauamt fährt die Straßen regelmäßig ab und behebt Mängel, sofern es auch die finanziellen Mittel zulassen. "Straßen mit geringem Aufbau sind häufiger dabei, da sie für den Schwerlastverkehr nicht ausgelegt sind", sagt Raab.
Für Metzner gibt es noch ein ganz anderes Problem: "Bundesweit fehlen bis zu 80 000 Lkw-Fahrer." Die Ausbildung übernehme zum Teil das Arbeitsamt. In Forchheim gab es früher zwei Fahrschulen, die den Lkw-Führerschein angeboten haben. Inzwischen sind es mindestens sechs Fahrschulen."