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Langfinger haben es gerne auf Räder abgesehen: So ist es vor Dieben sicher


Autor: Lucie Homann

Forchheim, Sonntag, 10. Mai 2020

Die Fahrradsaison hat begonnen, damit haben auch organisierte Fahrraddiebe wieder Hochkonjunktur. Forchheimer Fahrradexperten geben einfache Tipps und Tricks, die den Verbrechern die Diebestour gehörig vermasseln.
Das Fahrrad an einem festen Objekt anschließen.  Foto: Lucie Homann


ForchheimKurz das Fahrrad abgestellt, schnell in den Supermarkt gehetzet und schon ist es passiert: das heißgeliebte Rad ist weg, geklaut. 1634 Fahrraddiebstähle wurden laut Oberfränkischer Kriminalstatistik im vergangenen Jahr polizeilich registriert. Das sind 59 mehr als 2018. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein.

Hochwertiges Schloss ist Pflicht

"Ein Fahrradschloss ist immer noch das Beste", antwortet Christian Obenauf auf die Frage, wie Besitzer ihr Fahrrad vor Dieben schützen können. Obenauf ist Dienstgruppenleiter bei der Forchheimer Polizei.

Ein Mechaniker des Fahrradgeschäftes "fahr Rad!" in Forchheim erklärt, dass allerdings nicht jedes Schloss dafür geeignet sei: "Es gibt nur eine gute und sichere Regel: Ein Schloss muss mindestens 80 Euro kosten, dann kann man es nicht so leicht aufknipsen. Alle Billigen sind gleich aufgebrochen." Viele der preisgünstigeren Schlösser bestehen aus Baustahl. Bei der Auswahl seiner Beute achtet der Fahrraddieb neben dem Fahrradmodell natürlich auch auf den Aufwand des Diebstahls. Baustahlschlösser lassen sich problemlos mit einem Bolzenschneider aufbrechen. "Da reicht schon ein Kleiner , den der Dieb unter der Jacke verstecken kann", so der Mechaniker.

Faltschlösser sind am sichersten

Auch Philipp Vinzel vom Fahrradladen "RadConcept" Forchheim empfiehlt hochwertige Schlösser: "Früher hat man gesagt, ein Fahrradschloss sollte zehn Prozent vom Fahrradpreis kosten. Aber mittlerweile ist bei jedem Sicherheitsschloss das jeweilige Sicherheitslevel mit angegeben. Ob man sich dann letztendlich für ein Zahlen- oder Schlüsselschloss entscheidet, bleibt dem Kunden selbst überlassen. Wobei ein Zahlenschloss doch noch immer etwas leichter aufgebrochen werden kann. "

Rahmenschlösser, die am Fahrrad festmontiert sind und zwischen den Speichen das Hinterrad blockieren sollen, hält Vinzel nur für sinnvoll, wenn sich der Kunde eine Verlängerung für diese Schlossart zulegt. Denn dann könne das Rad auch an einem festen Objekt angeschlossen werden. "Faltschlösser sind aktuell sehr beliebt und vom Sicherheitslevel ausgehend am sichersten. Diese Schlösser kann man mit einer Vorrichtung am Fahrrad direkt befestigen und beim Rausnehmen, wie der Name schon sagt, einfach aufklappen. Solche Schlösser sind ziemlich schwer, aber dafür kommt man mit dem Bolzenschneider auch nicht durch."

Anschließen statt Abschließen

"Das Fahrrad mit dem Schloss immer an einem festen Gegenstand festklammern. Organisierte Fahrraddiebe fahren mit einem Transporter durch die Gegend. Wenn das Fahrrad irgendwo rumsteht, können es die Diebe einfach einpacken und wegfahren", rät der Mechaniker des Fahrradgeschäfts "fahr Rad!". "Und immer mit dem Hinterrad anklemmen. Denn das ist das Teurere, da sind gleich mehrere 100 Euro fällig. Also das Hinterrad fest an einen Gartenzaun oder einen Fahrradständer dran machen."

Neben dem Wie, ist auch das Wo entscheidend für die Diebstahlsicherung des Rades. "Vermeiden Sie, Ihr Rad in dunklen Ecken, auf einsamen Plätzen oder in schlecht einsehbaren Straßen abzustellen. Auch Öffentlichkeit schützt vor Diebstahl", heißt es in der Pressemitteilung der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK). Zuhause sollte das Fahrrad in einer abschließbaren Garage, im Hausflur oder dem Keller stehen. Wenn das Fahrrad unterwegs abgestellt werden muss, eignen sich öffentliche Plätze oder belebte Wohnviertel.

Wertvolles Zubehör mitnehmen

Der Forchheimer Fahrradladen "RadConcept" hat sich auf E-Bikes spezialisiert. Verkäufer Philipp Vinzel erklärt, wie man E-Bike-Dieben das Leben besonders schwer macht: "Beim E-Bike - wenn möglich - am besten das Display abmachen und mitnehmen. Oder, wenn es festgeschraubt ist, die Schraube beim Händler entfernen lassen und das Display in der Tasche mitnehmen. So wird das Fahrrad gleich uninteressanter für den Dieb. Die Akkus sind eigentlich gut gesichert."

Tracking-App für den Notfall

Sein Fahrrad versichern zu lassen, hält Vinzel für sinnvoll. Wer ein gebrauchtes 30 Euro-Rad auf dem Flohmarkt erstanden hat, kann sich überlegen, ob sich eine Fahrrad-Versicherung lohnt. Bei E-Bikes, die ab tausend Euro aufwärts gehandelt werden, ist eine Versicherung wichtig.

Diese greift aber nur, wenn das Rad weg ist, damit es gar nicht erst dazukommt, empfiehlt Vinzel E-Bike-Besitzern eine Tracking-App aufs Smartphone zu installieren: "Das ist eine App, die sich mit dem Bordcomputer des Fahrrads verbinden lässt. So kann man den Standort des E-Bikes mit dem eigenen Handy herausfinden."

Registrierung bei der Polizei

"Man kann das Rad auch mit der Rahmennummer bei der Polizei registrieren lassen, damit wird es bei Diebstahl schneller wiedergefunden", erklärt Vinzel. Diese Registrierung geht mittlerweile auch digital mit der polizeilichen Fahrradpass-App. Hier kann der Besitzer Marke, Rahmennummer, Fahrradtyp und Foto kostenlos hinterlegen. Im Falle des Diebstahls sind die Daten schnell zur Hand und können an Polizei und Versicherung weitergeleitet werden.

Trotz aller Tipps gibt es keine absolute Diebstahlsicherung, die persönliche Methode des Fahrradmechanikers kommt aber nah ran: "Ich habe mein Fahrrad noch nie abgeschlossen. In der Stadt fahre ich nur mit einer uralten Kiste von 1960 rum. Wer das klaut, ist selbst schuld."

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