Druckartikel: Langensendelbach macht nach zehn Jahren beim Hochwasserschutz ernst

Langensendelbach macht nach zehn Jahren beim Hochwasserschutz ernst


Autor: Karl Heinz Wirth

Langensendelbach, Mittwoch, 25. April 2018

Die Planungen für einen Hochwasserschutz in Langensendelbach ziehen sich seit zehn Jahren hin. Jetzt tut sich etwas.
Auf Höhe der  beiden Gehölze in der Mitte wird die Südableitung zum Friedhof hin verlaufen über eine Flutmulde zum Neuweiher; im Hintergrund Schneckenhof und dann Adlitz.  Foto: Karl Heinz Wirth


Das Hochwasser aus dem Jahr 2007 war damals der Anlass, über Schutzmaßnahmen für den Ort nachzudenken. Bürgermeister Oswald Siebenhaar (UWB) sagte in der Sondersitzung des Gemeinderates: "Wir müssen endlich in einen Planungsprozess einsteigen und in der nächsten Sitzung entscheiden, was wir in Sachen Hochwasserschutz unternehmen. Wir müssen den Unterliegern in Baiersdorf ein Signal geben, wohin die Reise geht. Daten haben wir genug erfasst."

In der Sondersitzung waren daher auch Günther Prem vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kronach und Rene Hempel von der Gesellschaft ITWH Nürnberg zu Gast. Hempel erklärte einen Hochwasserschutz "HQ100" (hunderjähriges Hochwasser) für Langensendelbach. Da Flächen für Hochwasserschutz nicht in erforderlichem Maße zur Verfügung stehen, beschränkt sich die Umsetzung auf zur Verfügung stehende Flächen. Er stellte dazu das hydrologische Einzugsgebiet vor.


Rückhaltebecken im Keilesgraben

So müssten ein Rückhaltebecken im Keilesgraben mit einem Retentionsvolumen von 57.000 Kubikmetern und ein Becken für den Schlangenbach (20.000) geschaffen werden. "Verbesserter Hochwasserschutz ist nur durch größeres Volumen und ortsnähere Position möglich", meinte Hempel.

"Wir befassen uns seit zehn Jahren mit diesem Thema ", merkte Gemeinderat Hans Knetzger (FW) an, "würde ein HQ20 nicht auch ausreichen?" Hempel antwortete: "Wenn ein Regenereignis größer als HQ20 eintritt, dann versagt die Schutzanlage." Man bekomme so keine massive Verbesserung für den Ortskern.

"Wir müssen uns entscheiden, ob wir mitmachen in Baiersdorf oder nicht", sagte Simon Berninger (SPD). Wenn sich die Gemeinde an den Kosten in Baiersdorf beteilige, hätte sie auch das Recht, in den Südableiter einzuleiten. Dem stimmte Günther Prem vom WWA Kronach zu: "Wenn kein deutliches Signal von der Gemeinde kommt, macht es keinen Sinn, nach München zu fahren und für eine landkreisübergreifende Hochwasserschutzmaßnahme zu werben."


Das Wasserwirtschaftsamt

Prem mahnte: "Wenn Ihr es schon schafft, überall zu bauen, auch in Überschwemmungsgebieten, dann muss man auch etwas für den Hochwasserschutz tun." Wenn sich Langensendelbach jetzt nicht entscheide und an den Kosten beteilige, dann werde Baiersdorf die Verrohrung für den Südableiter nicht mit einer Aufnahmekapazität von acht Kubikmetern in der Sekunde bauen. Die Gemeinde müsste dann anderswo ein Rückhaltebecken bauen, um die Situation in Baiersdorf nicht zu verschlechtern.

"Warum kann man keine konkreten Kosten nennen?", fragte Knetzger. "So lange man nicht in konkrete Planungen eingetreten ist, kann man auch keine vernünftigen Kosten ermitteln", antwortete Prem.

Die Entscheidung darüber, ob sich Langensendelbach an der Schutzmaßnahme "Südableitung Igelsdorf" beteilige, stehe an, kündigte Jochen Düsel (CSU) an und sagte: "Wenn wir uns beteiligen, wird der maximale Durchfluss um zwei auf acht Kubikmeter erhöht. Das heißt, dass wir weniger Rückhalteflächen benötigen." Völlig unsicher bleibe laut Düsel allerdings, wie sich die Erhöhung des Durchflusses auf die weiteren Maßnahmen im Gemeindegebiet auswirkten. Diese Informationen wären noch dringend erforderlich.

Der Anteil der Gemeinde für die Südableitung beträgt circa 840.000 Euro abzüglich Förderung. Einzelmaßnahmen würden nicht gefördert, erklärte Prem. "In welchem Zeitraum müssen die Maßnahmen umgesetzt werden?" fragte Düsel. Man rechne zwischen zehn und 20 Jahren, bekundete Siebenhaar.

"Ist es möglich, die Flächen zu pachten anstatt zu erwerben?", wollte Petra Ellrich (UWB) wissen, damit eine weitere Bewirtschaftung möglich sei. Hier antwortete Prem, dort wo Bauwerke errichtet werden, sollte der Grund immer erworben werden. Auf gepachteten Flächen sollte man eine Grunddienstbarkeit eintragen lassen mit der Zusage einer Entschädigung für die Eigentümer, wenn Schäden durch Regenereignisse eintreten würden.


Grunderwerb

"Wir brauchen dringend die Bereitschaft der Eigentümer beim Erwerb von Grund wie auch für Grunddienstbarkeiten", sagte Siebenhaar, "ein mutiger Schritt in die Zukunft und für unser Langensendelbach wäre es, wir würden uns alle für die beste Lösung eines HQ100 entscheiden."

" Seit zehn Jahren bekunden wir, etwas zu tun", stellte der Zweite Bürgermeister Matthias Kern (FW) fest, "lasst uns jetzt in die Planung gehen und etwas tun."

" Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, dann müssen wir jetzt handeln und jetzt entscheiden, damit wir auch weiterhin die Möglichkeit haben, Bauland auszuweisen", fügte Düsel an.

Bürgermeister Siebenhaar fand, mit einer Zweckvereinbarung könnte die Gemeinde ganz anders handeln. "Das habe ich auch den Gemeinden Poxdorf und Effeltrich gesagt", warf Günther Prem ein und stimmte Siebenhaar zu. Man sollte doch noch einmal mit der Stadt Baiersdorf reden, äußerten sich einige Räte. Letztlich wird die Entscheidung für Hochwasserschutzmaßnahmen in einer der nächsten Gemeinderatssitzung erfolgen.