Landwirte aus dem Landkreis Forchheim protestieren bei Kundgebung in Nürnberg
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Freitag, 17. Januar 2020
Rund 150 Landwirte aus der Region haben sich am Freitag mit ihren Traktoren auf den Weg nach Nürnberg gemacht, um gegen die ihrer Ansicht nach verfehlte Agrar- und Umweltpolitik zu protestieren.
Es ist eine lange Kolonne, die sich von Igensdorf kommend durch den Landkreis Forchheim bis nach Nürnberg schlängelt. Rund 150 Landwirte aus der Region haben sich gestern mit ihren Traktoren auf den Weg nach Nürnberg gemacht, um gegen die ihrer Meinung nach verfehlte Agrar- und Umweltpolitik der Bundesregierung zu protestieren.
"So merkt der Verbraucher mal, dass sich etwas bewegt", sagt Landwirt Martin Schmitt aus Oberehrenbach. Der 29-Jährige ist gelernter Landwirt und arbeitet als Betriebsleiter in der Biogasanlage von Kreisobmann Hermann Greif.
Beruf als Berufung
Schmitt ist in die Landwirtschaft hineingeboren. "Ich war schon immer Landwirt", sagt er. Seine Familie führt daheim einen Nebenerwerbsbetrieb. Früher mit Milchvieh, heute hauptsächlich Acker- und Obstbau. "Es ist ein unglaublich vielseitiger Beruf, jeder Tag ist anders", sagt Schmitt. Deshalb musste er nach der Realschule auch nicht lange überlegen, was er beruflich machen möchte. Er holte sein Fachabitur nach, studierte in Triesdorf und wurde Landwirtschaftstechniker.
"Bauern-Bashing und Buhmann"
Die Bewegung "Land schafft Verbindung", die die Protestkundgebung in Nürnberg organisiert hat, schreibt in einer Mitteilung: Die Landwirte haben es satt, der "Buhmann der Politik" zu sein. Das "Bauernbashing" bringe viele Landwirte an ihre Grenzen. Trotzdem: Die Entscheidung, Landwirt zu werden, hat Schmitt bis heute nicht bereut.
Ob sich die Stimmung gegen die Landwirte verändert hat? "Jein", sagt Schmitt. Gestern früh bei der Traktorensternfahrt nach Nürnberg seien den Landwirten immer wieder Autofahrer entgegengekommen, die den Daumen zustimmend nach oben gestreckt haben.
Kritiker gebe es natürlich. So ist es beispielsweise nicht für jeden verständlich, dass rund 5000 Landwirte mit 2500 Traktoren aus allen Himmelsrichtungen bis nach Nürnberg gefahren sind. Der Vorwurf: So werde die Umwelt erst recht verschmutzt. Schmitt entgegnet: Dass die Traktoren gegen die Abgasnormen verstoßen, sei falsch. "Das stimmt nicht. Wir haben sogar bessere Abgasfilter als manche Autos", sagt er.
"Wir ackern für Bayern"
Unter dem Titel "Wir ackern für Bayern" fand dann ab Mittag am Nürnberger Volksfestplatz die bisher größte Protestaktion der Bauern in Bayern statt. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) haben vor den Bauern Reden gehalten. Die Hoffnung von Schmitt und seinen Kollegen: "Dass die Politiker halten, was sie versprechen. Und wir wollen die Bürger aufmerksam machen." Der Protest der Landwirte richtet sich an die Politiker, aber auch an die Verbraucher. "Was wir für erzeugte Lebensmittel bekommen, ist sehr wenig", betont Schmitt. Es brauche faire Preise.