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Landvolkshochschule Feuerstein: ein besonderes Jubiläum


Autor: Pauline Lindner

Ebermannstadt, Freitag, 26. Dezember 2014

Die Landvolkshochschule Feuerstein versteht sich seit 60 Jahren als Ort des Lernens und des Erfahrungsaustauschs. Im Januar feiert die Einrichtung ein besonderes Jubiläum.


Seit über 60 Jahren gibt es die Landvolkshochschule Feuerstein (LVHS). Seit 40 Jahren hat sie eigene Gebäude neben der Jugendburg oberhalb von Ebermannstadt.
Am 21. Dezember 1974 hatte Erzbischof Josef Schneider und der bayerische Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann die neuen Gebäude eröffnet. Das nimmt die LVHS nun zum Anlass, am 12. Januar 2015 ein großes Fest zu feiern.

Seit 30 Jahren ist Heinrich Neuner der Leiter der Landvolkshochschule. "Sie atmet den Feuerstein-Geist", sagt er mit Blick auf die besondere Atmosphäre, die beide katholischen Bildungseinrichtungen bis heute prägt. In der offenen Ausrichtung an alle, besonders auch jungen Menschen, die im ländlichen Raum leben, sieht Neuner ein Stück der "Weltverantwortung der Katholiken". Weit mehr als ein Tagungshotel ist sie für ihn, vielmehr "eine Schule der besonderen Art", deren Idee aus Dänemark stammt.

Die LVHS fühlt sich dem Lernen in überschaubaren Gruppen verpflichtet. Gruppen, in denen mitgebrachte Erfahrungen ernst genommen werden.

Ein etwas anderer Ansatz

Im Unterricht gerät der Schüler sonst öfters in die Situation, dass ihm klar gemacht wird, was er alles nicht weiß. Bei den Kursen der LVHS soll dies genau umgekehrt ein. "Erst werden den Teilnehmern ihre Talente klar aufgezeigt. Erst dann geht es an die Lösungssuche", sagt Neuner. Das ist ein pädagogisches Konzept, das von Anfang an aufgegangen ist. Das belegen schon allein die Tagungszahlen. Mehr als 9000 Übernachtungen verzeichnet das Haus bislang. Heute bietet die LVHS über 300 Kurse an.

Von den Gästen sind mindestens 15 Prozent Kinder. Eine Besonderheit ist die Ferien-Bildungswoche für Großeltern und Enkel. "Früher war das die einzige Art von Urlaub für Landwirte. Heute kommen Leute, um bewusst Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen, gerade wenn sie nicht zusammenleben", erläutert Neuner.

Goldene Zeiten

Die Landwirtschaft hat ohnehin bis heute einen hohen Stellenwert für die LVHS. Neuner sieht die Landwirtschaft gar vor goldenen Zeiten stehen. Neuner betont in diesem Zusammenhang die "wertvollen Kulturlandschaften", zu denen beispielsweise auch er die Streuobstwiesen der Fränkischen Schweiz zählt.

Nicht zuletzt deshalb arbeitet die LVHS auch mit dem Lehrstuhl für Geographie an der Universität Erlangen zusammen. Abstrakt formuliert heißt das: "Bedeutung von Region in der Metropolregion am Beispiel der Fränkischen Schweiz".

Konkret stehen dahinter Fragen nach der Ärzteversorgung oder der beruflichen Perspektiven von jungen Menschen. Neuner nimmt dabei auch die Kommunalpolitik in die Pflicht. Junge Menschen benötigten Angebote und Perspektiven, wenn sie nach Ausbildung und Berufseinstieg wieder in die Fränkische Schweiz ziehen sollen.
"Wir brauchen die jungen Leute. Sonst nützen gegen die Veralterung alle Strukturprogramme nichts", sagt Neuner.

Viele Eigengewächse

Die LVHS arbeitet mit einigen Honorarreferenten zusammen. Eine von ihnen ist Helene Hümmer. Sie leitet beispielsweise den Kurs "Fasten und Wandern". Hümmer ist, wie überhaupt viele Referenten bei der LVHS, ein Eigengewächs.

Eigene Erfahrungen gibt auch Elke Pfeuffer weiter. Die Pädagogin und Mutter von vier Kindern leitet mit ihrem Mann die österlichen Kurse für junge Familien. Begann die LVHS einst mit drei festen pädagogischen Kräften, greift sie heute lieber auf eine Vielzahl von Spezialisten zurück. Nur der Agrar-Referent ist fest im Haus. Klaus Schwab ist zugleich der Umweltbeauftragte der Erzdiözese Bamberg.

"Ernährung wird das große Zukunftsthema", das ist sich Neuner sicher. Auch die eigene Küche setzt auf zertifizierte Biokost. Gleichwohl betont Neuner, dass es keinen Gegensatz zwischen Bio und konventioneller Landwirtschaft gibt. "Es gibt auch eine Bioindustrie", warnt er und fordert gleichzeitig faire Löhne für landwirtschaftliche Saisonkräfte.

Autark in Energiefragen

Nachhaltigkeit ist für die LVHS mehr als nur ein Begriff. Er wurde dort schon mit Leben gefüllt, als er längst noch keine Moder war.

So existiert der Energieverbund mit dem Jugendhaus schon seit dem Jahr 1997. Geheizt wird mit Hackschnitzeln, großenteils aus dem Waldbesitz des Feuersteins, mit Rapsöl und Solarthermie. Oben auf dem Dach sorgt die Photovoltaikanlage für Autarkie in Energiefragen.