Landkreis Forchheim zeichnet Jochen Menzel und Gülseren Suzan aus

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Jochen Menzel und Gülseren Suzan zeigen ein Plakat ihres Films "Anatolia Blues" Foto: p
Jochen Menzel und Gülseren Suzan zeigen ein Plakat ihres Films "Anatolia Blues"  Foto: p

Im Landkreis Forchheim sind Jochen Menzel und Gülseren Suzan bekannt, seit sie 1993 einen Film über das türkische Leben in Forchheim drehten. Am Donnerstag wird das Filmemacher-Ehepaar mit dem Kulturpreis des Landkreises belohnt.

Jetzt, da Jochen Menzel und Gülseren Suzan den Kulturpreis 2014 des Landkreises Forchheim erhalten, wird sich mancher wundern, warum das Filmemacher-Paar diesen Preis nicht schon lange hat. Menzel und Suzan werden für ihre Filme und "Beiträge zum interkulturellen Dialog" ausgezeichnet (Donnerstag, 11. Dezember, 18 Uhr, in St. Gereon in Forchheim).

Bereits 1993 entstand die wegweisende Dokumentation über das türkisches Leben in Forchheim - "Als die Gäste blieben". Seitdem sind die Namen Menzel und Suzan eng mit der Stadt und dem Landkreis verbunden. Weitere Filme kamen hinzu: Sie beschäftigen sich beispielsweise mit dem Untergang des dörflichen Lebens in Thuisbrunn oder mit dem jüdischen Leben in Ermreuth.


Obwohl das Werk der beiden Filmemacher weltweit in Goethe-Instituten, in Schulen und auch zur Lehrer-Fortbildung rezipiert wird, stehe der pädagogische Ansatz nicht im Vordergrund, sagt Jochen Menzel: "Es geht nicht darum, das Verhalten anderer ändern zu wollen, wir sehen unsere Arbeit als Begegnung." Zwar hätten die Filme einen "pädagogischen Effekt", sagt Gülseren Suzan: "Doch entscheidend ist, nahe an die Menschen heranzukommen, um ihre Gefühle und Gedanken zu zeigen. Uns haben immer die Menschen und ihre Einmaligkeit interessiert."
Das deutsch-türkische Paar lebt in Fürth, mischt sich aber immer wieder in den interkulturellen Dialog des Landkreises Forchheim ein: mit Moderationen und mit Medienbeiträgen. Gülseren Suzan ist zudem als Vertreterin des deutsch-türkischen Frauenclubs Nordbayern unterwegs, den sie 1991 gegründet hat, "um den Austausch zu fördern und Vorurteile abzubauen".

Acht Schüler erzählen

Jochen Menzel ist überzeugt: "Was Menschen bewegt, ist mehr gemeinsam als trennend." Daher geht es in seinen Dokumentationen darum, kulturelle Codes aufzuspüren, "um Verständigung herzustellen."
Die Mittel, dies zu tun, sind manchmal verblüffend einfach. Etwa zeigt das aktuelle Projekt von Menzel und Suzan acht Schüler des Pirckheimer-Gymnasiums Nürnberg, die vor der Kamera erzählen, wie sie den multikulturellen Alltag in der Schule erleben. "Was ist für Euch Vielfalt und wie könnt Ihr sie beschreiben?", hat Jochen Menzel die Schüler gefragt. Und die Antwort eröffnet acht völlig verschiedene Perspektiven.

Keiner ersetzt den anderen

"Ich sehe uns als Team", sagt Gülzeren Suzan über ihre Zusammenarbeit mit Jochen Menzel: "Keiner kann den anderen voll ersetzen, auch wenn die Hauptlast der Arbeit bei Jochen liegt". Jochen Menzel sieht seine Frau als "das verbindende Element der Arbeit. Sie ist eine große Inspirationsquelle und führt alles zusammen."
Kennen gelernt hat sich das Paar bei einer Kulturveranstaltung in Fürth. "Nachbar Türkei" war die Veranstaltung überschrieben. Der Beginn ihrer Beziehung war zugleich der Einstieg in die gemeinsame Filmarbeit.
Für die Zukunft wünschen sich Gülseren Suzan und Jochen Menzel, die "Erinnerungskultur" verstärkt in den Mittelpunkt ihres filmischen Schaffens zu rücken. "Was haben wir mit der Geschichte der Deutschen zu tun?" In einer Einwanderungsgesellschaft sei das eine sehr bedeutende Frage. Die Zuwanderer sollten sie sich stellen, sagt Menzel.