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Landkreis Forchheim will die Kleinsten fördern


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 07. November 2012

Zwei Jahre lang erprobt der Landkreis Forchheim den Versuch, Kinder bereits im Babyalter zu unterstützen.
Josefine und Emily (von links)  bei der Arbeit mit       Opstapje-Mitarbeiterin          Carola Mauser. Vergleichbar     mit diesem Awo-Projekt,  soll es im Landkreis nun         eine  Förderung  noch jüngerer Kinder    geben. Foto: Archiv /Hofbauer


Manche junge Mütter leben "ohne jegliche Bindung an ein soziales Umfeld", sagt Dagmar May, die Leiterin des Jugendamtes. "Sie sind auf sich allein gestellt und man darf, was sie erleben, nicht mit unseren Erfahrungen vergleichen."

Daher sprach sich May im Jugendhilfeausschuss am Dienstag für, ein neues Hilfsprogramm aus, das hilflosen jungen Müttern unter die Arme greift.

Einstimmig für PAT

Parents as Teachers (PAT) nennt sich das Modell. Im Ausschuss waren Hilde Nägele vom AWO-Kreisverband Nürnberg und die PAT-Expertin Christine Schubert zu Gast. Die beiden Pädagoginnen erläuterten, was sich hinter dem Modell verbirgt, das sich in Nürnberg bereits etabliert hat.

Der Kreis Forchheim ist nun der erste Landkreis in Bayern, der dieses "Hausprogramm zur Elternbildung und frühkindlichen Förderung" ausprobieren will.

Einstimmig billigte der Ausschuss das präventive Programm.
Wie SPD-Kreisrätin und AWO-Geschäftsführerin Lisa Hoffmann sagte, sei PAT mit dem AWO-Projekt Opstapje vergleichbar, das im Landkreis Forchheim seit 2007 praktiziert werde. Doch während Opstapje ein "frühkindliches Lernprogramm" für Kinder ab eineinhalb Jahren ist, setze PAT noch früher an. Die Mütter werden hier schon in der Schwangerschaft unterstützt; und die Hilfe setze sich unmittelbar nach der Geburt fort.

Hilde Nägele skizzierte PAT. Das Angebot setzt sich aus vier Elementen zusammen: Hausbesuche, Screening (Testverfahren), Gruppenangebote und Einbindung in soziale Netze. Die Hausbesuche seien das zentrale Element, erklärte Nägele.

Elementare Fragen beantworten

Eine PAT-Eltern-Trainerin sei mit Büchern und Spielen ausgerüstet; sie sei behilflich, "die Potenziale der Familien zu wecken und zu stärken". Bei den Hausbesuchen dreht sich für die Mütter und Väter alles um das Baby. Die Entwicklung in den ersten Wochen wird begleitet. Dabei gehe es um ganz elementare Fragen: Was hilft beim Einschlafen? Wie können Eltern und Kinder auch ohne Fernsehen etwas gemeinsam unternehmen? Und so fort.

Probelauf mit fünf Familien

Zwei Jahre lang wird PAT nun im Landkreis Forchheim mit fünf Familien erprobt. Jährlich wird der Landkreis für die Elterntrainerin und für die Koordinationsstelle 15.000 Euro investieren.
Dagmar May hatte die Kreispolitiker auch darauf hingewiesen, dass hinter dieser Form der Prävention ein "gesetzlicher Auftrag steckt". Die sogenannte "frühe Hilfe" sei erstmals auch im Kinderschutzgesetz definiert.
Das sei ein sinnvoller Schritt, wie Dagmar May sagte, denn: "Schließlich entscheiden intensive frühkindliche Bindungen darüber, ob ein Kind später autonom leben kann."