Landkreis Forchheim: Sind "Bio"-Kaffeekapseln wirklich kompostierbar?
Autor: Redaktion
LKR Forchheim, Mittwoch, 17. Januar 2024
Die Abfallwirtschaft des Landkreises Forchheim hat getestet, ob "Bio"-Kaffeekapseln wirklich kompostierbar sind, wie es die Hersteller behaupten.
Wie das Landratsamt Forchheim in folgender Pressemitteilung veranschaulichend erklärt, sind Kaffeekapseln im Blumenbeet sicher kein schöner Anblick. Jedoch werben Hersteller kompostierbarer Kapseln damit, dass diese biologisch abbaubar sind. Das heißt, dass die Kapseln nach dem Gebrauch auf dem Kompost abgebaut und in den Naturkreislauf übergehen können. Anschließend kann mit dem Kompost der Garten gedüngt werden. Die Abfallwirtschaft des Landratsamtes Forchheim hat den Test gemacht und versucht sogenannte „Bio“-Kaffeekapseln zu kompostieren. Doch selbst nach deutlich mehr als einem Jahr sind diese Kapseln noch fast vollständig erhalten. Von einem biologischen Abbau ist nichts zu sehen.
Doch das betrifft nicht nur den heimischen Kompost, sondern auch den Inhalt der Biotonne, wenn die Kapseln über diese entsorgt werden.
Weg des Biomülls
Nachdem die Biotonnen im Landkreis Forchheim mit Hilfe von 6 Müllfahrzeugen geleert und am Entsorgungszentrum Deponie Gosberg umgeschlagen wurden, gelangen diese zur Firma Eichhorn nach Bamberg. Pro Jahr werden fast 900.000 Biomülltonnen geleert und somit eine Masse von ca. 13.000 Tonnen Biomüll gesammelt. Im ersten Schritt wird der Biomüll bei der Firma Eichhorn mehrfach gesiebt, damit Fremdstoffe wie Kunststoffteile aussortiert werden. Die Sortierreste, die ca. 10% der gesammelten Biomüllmenge ausmachen, werden im benachbarten Müllheizkraftwerk verbrannt. Dabei geht leider auch wertvoller Biomüll verloren, welcher an den aussortieren Gegenständen anhaftet. Großteilige hölzerne Gegenstände wie Heckenschnitt werden anschließend kompostiert, während kleinteilige Stoffe mit hohem Organikanteil wie Essensreste in die Biogasanlage gelangen.
Video:
Bei der Kompostierung muss der Bioabfall abermals gesiebt und gehäckselt werden. Er wird auf Mieten, also große Haufen aufgetürmt und mehrfach umgesetzt. In den Mieten werden bei einer Heißrotte durch biologische Abbauprozesse Temperaturen von ca. 70-80 °C erreicht und der entstehende Kompost hygienisiert. Dabei wird der Kompost ständig belüftet, wodurch diese Intensivrotte nur 21 Tage dauert. Damit es zu keinen Geruchsproblemen im Umfeld der Kompostierungsanlage in Bamberg kommt, ist diese eingehaust und die Abluft wird mit einem Luftwäscher und Biofilter gereinigt. Während der anschließenden mehrwöchigen Nachrotte, welche unter freiem Himmel stattfindet und nahezu geruchslos ist, muss der Kompost mehrfach gesiebt werden um weitere Störstoffe auszusortieren.
Der Biomüll mit hohem Organikanteil hingegen wird in der Biogasanlage in Strullendorf im Landkreis Bamberg verwertet. Die tägliche Anliefermenge beträgt ca. 50 t, dabei kommen nur Bioabfälle zum Einsatz. In zwei Fermentern werden die Abfälle bei 50-55 °C vergärt und dabei hygienisiert. Mit dem Biomüll aus dem Landkreis Forchheim wird Strom für ca. 3000 Haushalte erzeugt. Als Nebenprodukt wird dabei die Abwärme sogar unter anderem in der benachbarten Gärtnerei genutzt.
Die Gärreste gelangen ebenso wie der Dünger aus der Kompostierungsanlage auf landwirtschaftlich genutzte Felder und versorgen die Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen. Diese dort angebauten Pflanzen landen wiederum auf unseren Tellern und deren Reste in den Biotonnen. Somit wird der Stoffkreislauf geschlossen.
Was ist Biomüll, was ist Restmüll?
An sich sind biologisch abbaubare Produkte erst mal eine gute Idee, da bei der Herstellung kein Erdöl verwendet wird. Allerdings können diese Produkte in einer Kompostierungsanlage nicht richtig verwertet werden und verursachen dadurch Probleme. Das gleiche gilt z.B. für Bambusbesteck oder Holzgabeln. Somit sind diese Produkte über die Restmülltonne zu entsorgen.