70 Jahre Landfrauen im Bauernverband, das galt es in Thurn zu feiern. Die Aufgaben gehen schon seit vielen Jahren weit über die Stallarbeit hinaus.
1945 wurde der Bayerische Bauernverband (BBV) gegründet, 1948 rief der BBV die Organisation der Landfrauen ins Leben. Seither hat sich viel geändert, und das stand im Mittelpunkt eines Festabends zum 70-jährigen Bestehen, die die Kreisgruppe Forchheim im Romantiksaal von Schloss Thurn beging.
Begonnen hat die Organisation auf regionaler Ebene, so berichtete Kreisbäuerin Rosi Kraus in ihrem Rückblick, mit Mitarbeitern des Amts für Landwirtschaft, das Bäuerinnen suchte und deswegen eine Versammlung in Hetzles einberief. Hildegard Wölfel aus Großenbuch wurde dort als Kreisbäuerin installiert. 40 bis 50 ehrenamtliche Ortsbäuerinnen wurden in kurzer Zeit gefunden.
Seit 17 Jahren an der Spitze
Für den damaligen Landkreis Ebermannstadt nannte Kraus namentlich die Kreisbäuerinnen Babette Martin und Verena Severin. Seit der Gebietsreform gab es nur drei Kreisbäuerinnen im neuen Landkreis Forchheim: Hildegard Wölfel, Gunda Pingold aus Lilling und seit nunmehr 17 Jahren Rosi Kraus aus Ühleinshof. Sie wird derzeit von 94 Ortsbäuerinnen unterstützt.
Als wichtigste Aufgabe der Vereinigung sieht Kraus darin, die Wertschätzung der Landwirtschaft und heimischer Lebensmittel zu fördern. Daneben steht wie seit den Anfängen das Bildungs- und Weiterbildungsangebot.
Angebote für jedermann
Es ist eine lange Auflistung, die sie für das Winterhalbjahr ihren Mitstreiterinnen vorstellte, mit einer Themenpalette, die weit über den Bereich der ländlichen Hauswirtschaft hinausgeht. Kraus wies ausdrücklich daraufhin, das sich die Kurse und Vorträge nicht nur an Mitglieder richten, sondern für jedermann zugänglich sind. Das gilt insbesondere für den Bereich der Gesundheitsprophylaxe, der in verschiedenen Formen seit Anbeginn einen hohen Stellenwert hat, man denke nur an die 1952 initiierten Kuraufenthalte und Erholungsmöglichkeiten speziell für Landfrauen.
Seniorenbeauftragte
Als eine besondere Aktivität stellte Seniorenbeauftragte Gerda Polster den Stoffdruck mit Modeln vor. Tanja Engelhard berichtete vom neu gegründeten Jungbäuerinnen-Stammtisch mit Teilnehmern zwischen 20 und 40 Jahren. Sein Zeichen ist ein frisch-grünes Halstuch. Polster fragte da gleich:"Wie lange darf man das tragen? Kommt man danach automatisch zu den Senioren?"
"Früher war die Bäuerin zuständig für Haus, Garten, Küche, Kirche und Kühe", resümierte Landesbäuerin Anneliese Göller in ihrem Festvortrag. Schon vor einigen Jahrzehnten setzte ein Wandel ein. Immer mehr Frauen mit einer ganz anderen Berufsausbildung heirateten Landwirte. Keineswegs sei es mehr so, dass die Ehefrau eines Bauern in den Stall geht. Sie selbst habe Großhandelskaufmann (so damals die offizielle Bezeichnung) gelernt, nach der Eheschließung aber noch die Ausbildung zur Meisterin der Ländlichen Hauswirtschaft durchlaufen. Heute sei die "Vielfalt der Lebensentwürfe" noch breiter geworden. Und damit auch die Aufgabenstellung der Landfrauen-Vereinigung.