Ladegerät brachte den Durchbruch
Autor: Petra Malbrich
Mittelrüsselbach, Sonntag, 12. Januar 2014
Uwe Friedrich hat zu Jahresbeginn die Geschäfte der Firma Fritec von seinem Vater und seinem Onkel übernommen.
Kaum jemand weiß, dass Manfred Friedrich der Erfinder des Ladehaltegerätes ist. Angefangen hat diese Erfindung mit der Geschichte mit dem Motorrad. Aber da standen Manfred Friedrich und Hans Hitschfel schon mitten im Abenteuer mit ihrer Firma Fritec, hinter dessen Namen die Firmengründer Hans und Anneliese Hitschfel (Buchhaltung, Lohnbüro), Giesela und Manfred Friedrich stehen.
Es war nach dem Winter, als Manfred Friedrich sein Motorrad aus der Garage rollte, es aber nicht startete. Die Batterie war leer. "Das war der Startpunkt für das Ladegerät", erzählt er. Normalerweise lädt man die Batterie mit einem normalen Ladegerät. Vorsicht ist dabei geboten, kann doch bei zu langer Ladezeit die Batterie überhitzen.
Nicht patentierbar
Wie das Gerät aussehen soll, das die Batterie so weit auflädt, wie sie durch Eigenentladung an Kapazität verloren hat, hatte Friedrich im Kopf und hielt bald das erste Ladehaltegerät in seinen Händen. Der Erfinder wollte sich die Idee auch patentieren lassen. Doch da der Ladevorgang selbst bereits bekannt war und eine Idee nicht patentiert werden konnte, ging Fritec nicht in die Analen der Geschichte ein.
Die Firma wäre aber selbst fast Geschichte geworden, wenn sich Uwe Friedrich nicht entschlossen hätte, die gemeinsame Firma seines Vaters und seines Onkels zum 1. Januar 2014 zu übernehmen.
Unterstützt wird er weiterhin von Edgar Repaszky, der seit 1989 für die Entwicklung und das Qualitätsmanagement Ideen einsetzt und umsetzt, aber lieber im Hintergrund bleibt. "Durch ihn hatten wir die Möglichkeit, mehr elektronische Produkte zu entwickeln", so Friedrich. Seit Jahren ist auch die Fertigung auf computergesteuerte Maschinen neuester Technologie umgestellt.
Übernommen hatten Friedrich und Hitschfel die Abteilung Transformatoren samt Maschinen und Kunden von Friedrichs früherem Arbeitgeber, der Firma Eberle in Nürnberg. Sie lagerten verschiedene Produkte aus, die Friedrich, Leiter der Entwicklungsabteilung Trafofertigung, übernehmen wollte. Aber als Techniker alleine konnte er die Firma nicht führen, weshalb er an Weihnachten 1980 seinen Schwager Hans Hitschfel von der Idee begeisterte.
Im ehemaligen Schulgebäude in Mittelrüsselbach wurden nun Trafos gefertigt. Mit zwei Personen im Büro und sieben Mitarbeitern in der Fertigung starteten sie ihre Firma. Erfolgreich - konnten sie doch aufgrund der geringeren Gemeinkosten anders kalkulieren.
Bald schon konnten sie ihre Produktpalette, die bis dahin aus zehn verschiedene Trafotypen in je etwa 100 verschiedenen Ausführungen bestand, erweitern. Größere Leistungstrafos wurden gefertigt, dann kamen die Halogen transformatoren und die Zündtrafos, wie sie für Overheadprojektoren gebraucht wurden, dazu.
Schließlich erfand Friedrich das Batterieladegerät. Und zuerst waren es auch nur Motorradfreunde, die sich dieses Gerät zulegten. Durch Mundpropaganda stand irgendwann ein Händler vor der Tür und wollte ein Muster haben. "Dann hat er tausend Stück bestellt", erinnert sich Manfred Friedrich an diesen Durchbruch.
Exklusive Geschäftsbeziehung
Die Liebe zum Motorrad und Friedrichs Hartnäckigkeit öffnete schließlich auch die Tür zu den exklusiven Geschäftsbeziehungen mit BMW Anfang der 90er Jahre. Über den Motorradservice beim Kundendienst in Nürnberg erhielt Manfred Friedrich die Telefonnummer des zuständigen Mitarbeiters bei BMW in München.
Friedrich schickte sein Ladehaltegerät nach München, rief dort an und wurde mit "das Gerät ist verschwunden" vertröstet. Aber Manfred Friedrich setzte sich ins Auto, fuhr mit einem neuen Gerät nach München und gab es dort ab. Das Spiel wiederholte sich mehrere Male. "110 Telefonate habe ich geführt", sagt Friedrich lachend. Er hat mitgezählt.
Dann kam aus München die Freigabe mit der ersten Bestellung. Seitdem liefert er die dritte Generation Ladehaltegeräte an BMW. Aber exklusiv, das heißt, dass Friedrichs Geräte ausschließlich mit der BMW Software kommunizieren. "Für andere Geräte haben wir eine andere Software", sagt Uwe Friedrich, während Vater Manfred und Edgar Repaszky eine stabile DIN A 4 Schautafel in die Hand nehmen, mit dem Bild des Gemeinschaftsprojekts mit dem Fraunhofer Institut: eine leichte Li-Ionen Batterie mit Ladestation für Rollstühle. Blockiert wird das ganze noch von den Krankenkassen aufgrund der hohen Kosten.
Leichte Batterien sind teuer
Eine derartige leichte Batterie würde fast das Zehnfache der bisherigen Bleibatterien kosten, die bislang in den Rollstühlen eingebaut sind. Doch die herkömmlichen Bleibatterien haben eine sehr begrenzte Reichweite. Kranke und Behinderte, die auf ihren Rollstuhl angewiesen sind, fahren oft weg und kommen nicht mehr zurück, da die Batterie leer ist.
Dies führte zur Entwicklung der leichten Batterie mit Ladestation. "Sie hat eine größere Reichweite, eine höhere Lebensdauer, ist leichter und lädt sich durch Bremsen beispielsweise beim Bergabfahren wieder auf", zählt Friedrich die Vorteile auf. Daneben wird auch noch die Reichweite auf einem Display angezeigt und verschiedene Schwierigkeitsstufen des Geländes können gewählt werden.
Vielleicht hilft der Faktor Zufall zum Durchbruch, wie bei einem anderen patentierten Projekt. "Mein Schwager war mit seinem Auto gerade in der Waschanlage, als er von einem anderen Autofahrer auf Trafos angesprochen wurde", erzählt Hitschfel diese Geschichte.
Der Fahrer aus Eckental hatte ein Patent angemeldet. Durch das Kabelgewirr der Kerzen fiel sein Christbaum um. Daraufhin hatte er eine Zwillinglitze gelocht, diese am Baumstamm entlang befestigt. Die Kerzen konnten nun einzeln eingesteckt werden. Für diese patentierte Erfindung brauchte er einen Trafo. Gefertigt und geliefert durch die Firma Fritec. Das Patent hatte er damals in die Schweiz verkauft.
Dass ein Hotel in der Schweiz komplett mit Lichtern beleuchtet war, dieses Bild hat Uwe Friedrich seit seiner Kindheit im Kopf. Denn noch heute liefert seine Firma die passenden Trafos für dieses Patent in die Schweiz.
Weltweit werden Decken verschickt, in die Luftspulen der Firma Fritec genäht wurden. Magnetresonanztherapie heißt das Gebiet, in der die Spulen Anwendung finden. Am häufigsten im Pferdesportbereich, wie die beiden Friedrichs sagen.
Gerade Rennpferde sollen häufiger vom Rheuma geplagt werden und finden durch diese Decken, auf den Rücken gelegt, Linderung und Heilung. Und auch im Brieftaubensport geht ohne diese Luftspulen längst nichts mehr, um die genaue Flugzeit zu ermitteln.
Die Internetseite der Firma Fritec ist eher "deutschlastig", wie Uwe Friedrich findet. "Die große Herausforderung ist das Thema Modernisieren, die Verkaufsstruktur modernisieren. Ich sehe auch im europäischen Raum Potenzial", sagt Uwe Friedrich, der bereits dafür sorgte, dass ihre Produkte auch bei Amazon erhältlich sind.
Den Bastlergeist hat er von seinem Vater geerbt. Auch wenn Uwe Friedrich, der nach seinem Wirtschaftsingenieursstudium mit Auslandserfahrung in Schweden, England und Südafrika bei Continental arbeitete, es früher ablehnte, die Firma zu übernehmen.
Friedrich und Hitschfel überlegten bereits, die Firma zu verkaufen, als sich Uwe Friedrich Ende 2012 - wieder zur Weihnachtszeit - entschloss, Fritec zu übernehmen. Die Eigenständigkeit hat Uwe Friedrich auch mit dem Vater gemein, und so kann Fritec das Familienunternehmen und Arbeitgeber im Ort bleiben.