Kunststoff-Branche wirbt in Gräfenberg um Berufsanfänger
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Mittwoch, 06. November 2013
Die Initiative "My Plastics" besuchte Gräfenbergerger Realschüler. Einige könnten sich vorstellen, in der Kunststoffbranche zu arbeiten.
Bevor ein Schüler in der Schule ankommt, hat er schon sieben Mal Kunststoff in der Hand gehabt: den Wecker, die Zahnbürste oder das Frühstücksbrettchen beispielsweise. Aber Kunststoff ist ohnehin schon so alltäglich, dass man nicht mehr groß darüber nachdenkt.
Ohne Kunststoff kein Handy
Die Rede ist von Kunststoff, nicht von Plastik. Das klinge negativ, ein wenig nach Wegwerfgesellschaft und werfe ein schlechtes Licht auf die Branche, sagt Simone Rieß von der Ausbildungsinitiative "My Plastics - Deine Zukunft mit Kunststoff". "Ohne Kunststoff hättet ihr kein Handy oder das Autofahren wäre nicht so billig", sagte sie bei dem Besuchstermin zu den interessiert lauschenden Schülern der Klasse 9a der Ritter-Wirnt-Realschule in Gräfenberg. Gegründet wurde diese Initiative vom Kunststoff-Netzwerk Franken e. V. aufgrund der großen und ständig steigenden Nachfrage der Unternehmen der Kunststoffbranche nach Nachwuchskräften und Mitarbeitern. Inzwischen nutzen 176 Firmen das Angebot der Initiative, in den Schulen über Berufsfelder rund um die Kunststoffindustrie zu informieren.
Schüler bringen die Voraussetzungen mit
Karin Seybold kümmert sich in der Realschule um Berufsorientierung und Praktikumsstellen. Vor allem der mathematische Zweig weist mit Mathe, Physik und Chemie die Fächer auf, die für diese Berufe im Kunststoffbereich wichtig sind. Denn so selbstverständlich wie dieser Werkstoff im Leben verankert ist, benötigt es viele Facharbeiter im Kunststoffbereich. Das sei den meisten Jugendlichen nicht bewusst, sagt Seybold. Und Rieß zählt mögliche, anspruchsvolle Ausbildungsberufe in diesem Bereich auf: Technischer Produktdesigner, früher wurde das technischer Zeichner genannt, Feinwerk- und Werkzeugmechaniker oder Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik.
"Gerade der Feinwerkmechaniker ist der anspruchsvollste Lehrberuf im Metallbereich", fügt Hans Hackl, Ausbildungs- und Werkstattleiter der Firma Bierlein und Schwarz, an. Über My Plastics versucht das in Kalchreuth ansässige Unternehmen für den Beruf zu begeistern. Hans Hackl hält einen Kühlergrill, der auf dem Tisch der Station 3 liegt. Mit diesem Parcours versuchen Hackl und einige seiner Lehrlinge, den Arbeitsalltag für die potenziellen Berufsanfänger schmackhaft zu machen. "Ich bin täglich mit einem Lächeln in der Arbeit. Es ist ein interessanter und abwechslungsreicher Job", sagt Ersin Baskan, im vierten Lehrjahr als Feinwerkmechaniker, und nimmt ein Kärtchen, auf dem "Flachsenker" steht, und ordnet es dem richtigen Werkzeug zu. Was ein Messschieber ist, wozu man ihn braucht, lernen die Schüler an dieser Station, während eine andere Gruppe gerade Stücke genauer untersucht, um Fräsen, Schleifen oder Drehen zu lernen.
Lernen, wie eine Form zusammengebaut wird
"Man lernt viel Neues dazu. Es ist interessant, wie eine Form zusammengebaut wird", meint Lucas Spatz aus Neunkirchen. "Es könnte sein, dass mich das beruflich interessiert", fügt er unter zustimmendem Nicken seiner Klassenkameraden hinzu. Am anderen Tisch wird gelernt, mit einem Messschieber zu messen und das Ergebnis auf dem Skizzenblatt festzuhalten oder die Granulate zu untersuchen, die Grundstoffe jeden Kunststoffs.
"Wir erhoffen uns schon, Praktikanten und vor allem Lehrlinge zu bekommen", sagte Hackl zum Abschluss der Aktion.