Kunst des Loslassens in Forchheim
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 09. Sept. 2016
Den Auftakt des ZirkArt-Festivals erlebten rund 2000 Zuschauer auf dem Forchheimer Rathausplatz.
Mit einem Sprung der Leichtigkeit kam Festival-Leiter Lorenz Deutsch auf die Bühne. Es war ihm die Freude anzumerken, dass er sich große Erklärungen sparen konnte: Nach 2012 feierte Forchheim am Freitagabend den Auftakt der erst dritten Edition des ZirkArt-Festivals; aber die Herausforderung, diese Kunstform erklären zu müssen, die gebe es nicht mehr, betonte Lorenz Deutsch.
Schon um 18.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn des Gala-Abends, waren sämtliche Stühle vor der Bühne besetzt. Als es dann losging, war der gesamte Rathausplatz gedrängt voll mit Zuschauern.
Kunst, die von Können kommt
Bei freiem Eintritt bot die Gala einen Querschnitt des Programms, das die Besucher am Samstag und am Sonntag auf vier Bühnen rund um das Rathaus und die Kaiserpfalz erleben werden.Dass Kunst von Können kommt, wer wolle das angesichts der akrobatischen Darbietungen dieses Forchheimer Festivals bezweifeln? Diese Frage stellt Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) bei der Begrüßung. Künstlerischer Ausdruck mit Mitteln der Artistik - das ist es, was ZirkArt ausmacht. Wobei diese Artistik immer auch mit dem Erzählen einer Geschichte verbunden ist: So machte Stefano di Renzo seine aberwitzige Balljonglage zu einem Tanz, den er zu den Klängen einer Spieluhr tanzte.
Dass Akrobatik auch Wortakrobatik mit einschließen kann, dafür stand der Sprach- und Objektverdreher Marcus Jeroch, der den Abend moderierte und dabei mühelos Ball-Kunst, Jandel-Gedichte, Hut-Zauber und die Kunst des Kalauerns miteinander verband.
Wie Literatur körperlich werden kann, das zeigten Jana Korb und Anja Gessenhardt, die mit Kafka die Zwangslage einer Trapezkünstlerin in Artistik verwandelten. Eine noch ungewöhnlichere Verbindung aus Literatur und Körperkunst demonstrierte die Spanierin Shakti Olaizola. Ihre Biegsamkeit und ihr Lesehunger gehen so weit, dass sie am Ende der Lese-Akrobatik ihr Buch verschlingt und in einer Lese-Kommode verschwindet.
Kunst des Loslassens
Exklusiv beim ZirkArt Festival zu sehen ist die Folkband um den Forchheimer Dennis Kobylinski, der seine Show gemeinsam mit dem Jonglierduo M.Lilley und Cortes Young präsentiert. Und wer am Wochenende bis in die Abendstunden ausharrt, der wird neben der von Marcus Jeroch gepriesenen "Kunst des Loslassens, des Jonglierens und der Schwerelosigkeit" auch ein besonderes Farb- und Klangwerk erleben: Die Künstler von "2elektronenvolt" verbinden Feuerkunst mit dem Marimbaphon.