Kulturwerkstatt in Morschreuth hat sich aufgepeppt
Autor: Carmen Schwind
Morschreuth, Sonntag, 17. Mai 2015
Die Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz in Morschreuth gestaltet an Pfingsten einen Tag der offenen Tür - in Kooperation mit der Volkshochschule. Das neue Gebäude wurde mit viel Eigenleistung gebaut.
Ein Schriftband in einem Ei! Da stellt sich doch gleich die Frage: Wie kommt das denn da hinein? Das und noch mehr zeigen die Kursleiterinnen der Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz in Morschreuth am Pfingstmontag bei einem Tag der offenen Tür in der ehemaligen Schule, gleich neben der Freiwilligen Feuerwehr.
Jetzt könnte man fragen: Morschreuth? Ist das nicht das kleine Dorf bei Gößweinstein? Richtig! "Wir haben etwa 290 Einwohner, aber wir wollen Traditionen bewahren und für unser Dorf und das Umland etwas bewegen", erklärt Ortssprecher Hans Heckel. Und das begann eigentlich 1971.
"In diesem Jahr fand der letzte Schultag in unserer Schule statt. Dann wurde sie geschlossen", erinnert sich Heckel. 1973 erfuhr der damalige Bürgermeister Fritz Müller, dass der Fränkische-Schweiz-Verein ein Haus für eine geplante Volkstumspflegestätte sucht. Da kam die leere Schule gelegen. Sie wurde umgebaut und bereits im Januar 1974 konnte der erste Kurs gehalten werden.
"Der Name hörte sich so nach betreutem Wohnen an, deshalb haben wir ihn umbenannt in Kreativzentrum", erzählt Erika Strigl, die Schriftbänder in Eier bringt und die Kurse organisiert. Neben dem Malen lernt der Interessierte auch, wie ein fränkischer Kittel zu nähen ist, wie Körbe geflochten werden, wie feinste Bouillonstücke oder Pailletten nach Klosterart auf vorgegebene Muster genäht werden oder wie man ein Paradiesgärtlein in Wachs herstellt.
"Wir machen Rundumbetreuung in unseren Kursen", berichtet Renate Knöttner, die Aquarellmalerei unterrichtet. Sie selbst miete sich am Ort ein, um während des Kurses jederzeit für die Teilnehmer ansprechbar zu sein.
"Manchmal machen Familien hier Ferien, und die Mama besucht unterm Tag einen Malkurs bei uns. Nach dem Kurs unternimmt die Familie dann gemeinsam etwas", erzählt Bonny Schuhmann, Kursleiterin für Acrylmalerei. Viele Teilnehmer kämen immer wieder und das schon seit vielen Jahren, ergänzt Erika Strigl.
400 Übernachtungen pro Jahr
"Das ist für die Gaststätten und Vermieter im Dorf und in der Gegend ein guter Verdienst", sagt Hans Heckel, denn sie würden gemeinsam mit den Teilnehmern essen gehen und dabei die Gaststätten wechseln. Und es würden etwa 400 Übernachtungen im Jahr anfallen.
Die Gäste kommen aus Franken, aber auch aus Hamburg oder Kempten, aus Südtirol oder dem Allgäu. Da die alte Schule neben den Teilnehmern auch Mäuse als Besucher hatte und die Bausubstanz marode geworden war, musste etwas getan werden. "Der Fußboden geriet immer in Schwingung, wenn ein Teilnehmer zur Toilette musste", erzählt Erika Strigl. Deshalb musste der Toilettengang angesagt werden, damit die anderen Teilnehmer ihre Malsachen fest- oder hochhalten konnten.
Altes Gebäude abgerissen
2011 wurde das alte Gebäude abgerissen und das Kreativzentrum war in Moggast untergebracht. Da die Gemeinde das Geld für einen Neubau nicht aufbringen konnte, wurde der Verein "Dorfgemeinschaft Morschreuth e. V." gegründet. Mitglied sind auch die Vorsitzenden der anderen Ortsvereine, die mit ihrem Beitrag und Spenden den Bau finanzierten. Auch Privatpersonen spendeten Geld für das Projekt. Mittlerweile hat der Verein etwa 130 Mitglieder.
"Der Kulturreferent des Landkreises Forchheim hatte sich wegen der Finanzierung schlau gemacht. Wir hofften auf Unterstützung aus der Oberfrankenstiftung, aber da hat man uns nur ein Jahr hingehalten", erzählt Hans Heckel. Stattdessen hatten die eigenen Vereine 60 Prozent ihres Vermögens zur Verfügung gestellt und 9000 Stunden an Eigenleistung wurden erbracht.
"Im Frühjahr letzten Jahres dachte ich nicht, dass wir das schaffen", blickt Hans Heckel zurück. Aber seit September 2014 steht das neue Gebäude und die Kurse laufen wieder. Jetzt allerdings als "Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz" in Kooperation mit der Volkshochschule Forchheim. Die neuen Räumlichkeiten und die aufgepeppten, traditionellen Kurse werden am Pfingstmontag präsentiert.
Tag der Offenen Tür
Ort: Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz, Morschreuth, Kirchenstraße 12, 91 327 Gößweinstein
Termin: Pfingstmontag, 25. Mai, ab 13 Uhr