Kriminalität im Internet steigt in Franken an
Autor: Günter Flegel
Forchheim, Mittwoch, 24. Sept. 2014
Nicht nur Geheimdienste klauen Daten und zapfen Computer an. Auch Verbrecher, die andere Menschen um ihr Geld bringen wollen, nutzen immer öfter elektronische Langfinger. Auch in Franken. 2012 gab es den wohl spektakulärsten Fall in Forchheim.
"Sie haben gewonnen", "Achtung, ihr Konto wird gesperrt" ... Wohl jeder, der einen Computer nutzt, hat beim Öffnen des Email-Postfaches schon so eine Schrecksekunde erlebt. Derlei Botschaften tragen meist die Handschrift von Betrügern, die sich in der Anonymität des Worldwideweb verstecken und auf den oft leichtfertigen Umgang von Nutzern mit ihren Daten spekulieren.
Einer der wohl spektakulärsten Fälle von Internetkriminalität in Franken ereignete sich 2012 in Forchheim. Unbekannter Hacker verschafften sich Zugang zur Datenbank der Volkshochschule und schlossen mit den Kundendaten fingierte Geschäfte ab, unter anderem auf der Auktionsplattform Ebay im Internet. Außerdem legten die Datendiebe Konten auf der Zahlungsbörse Paypal an.
Gerechter Zorn
Der materielle Schaden blieb zwar überschaubar, der Ärger für die rund 200 Betroffenen war aber immens.
Der geschilderte Fall ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Internetkriminalität in all ihren Facetten füllt inzwischen einen Großteil der Polizeiakten. "Das beginnt beim simplen Betrug, wie es ihn schon immer gab, nur das eben über das Internet Ware bestellt und nicht bezahlt wird", sagt Jürgen Stadter, der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Und geht bis zum Datenklau und -missbrauch im großen Stil: Cyberkriminalität.
Manpower
Für die Polizei ist die stetig wachsende Aktivität zwielichtiger Gestalten im Internet ein Problem, dem sie mit Manpower begegnet. Alleine im Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken sind laut Stadter 16 Beamte damit beschäftigt, die Spuren der Verbrechen im Internet zu verfolgen. 2013 gab es 1200 solcher Fälle, 33 Prozent mehr als im Vorjahr. Ähnliche Zahlen stehen in der überregionalen Polizeistatistik. Deutschlandweit gab es im letzten Jahr 230.000 Fälle, davon 64.000 im engeren Sinn der Cyberkriminalität.
Dagegen kämpfen Polizisten mit Zusatzausbildung, speziell in Oberfranken aber vor allem Quereinsteiger, Computerexperten, die für eine Polizeilaufbahn angeworben wurden. Das klingt erst mal nach viel und ist es auch im bundesweiten Vergleicht. Datenschützer beklagen aber, dass die Staatsgewalt beim Wettrüsten mit den Cyberkriminellen hinterher hinkt.
Begehrte Ware
Ein Grund: Für Computerexperten ist der Polizeidienst finanziell weniger attraktiv als gut bezahlte Jobs in der Wirtschaft. Umgekehrt kann die Polizei, wie Stadter sagt, die Cyberfahndung nicht an einen privaten Dienstleister vergeben. "Das ist ein hoheitlicher Auftrag, wir brauchen gerichtsfeste Beweise."
Daten sind im Internet begehrte Ware. "Sie werden verkauft, der Preis für 100 Datensätze liegt bei zehn bis 20 Euro", sagt Jürgen Schlund, der bei der Kriminalpolizei in Bamberg Cybergangster jagt. Ein größeres Jagdrevier gibt es nicht: Netzgauner operieren weltweit.