Schule der Zukunft: In einem Workshop mit den "Baupiloten" erarbeiten Schüler in Neunkirchen am Brand Visionen für ihre neu zu bauende Grundschule.
Das wäre eine super Sache: frei in der Schule herumschweben und einfach auf den roten Knopf drücken, damit ein Lehrer zu Hilfe eilt. Beim Drücken auf den grünen Knopf kommt der Bürgermeister. Heinz Richter (FW) ist dann tatsächlich da, um sich Jonas' Raumschiff und die anderen plastisch gestalteten Wünsche der Schüler für ihre neue Schule anzuschauen. Heinz Richter ist wie Rektorin Beate Kuen genauso begeistert bei der Sache wie die Schüler selbst. Mit den Baupiloten - so heißt das von der Bundesregierung mit dem Preis für Partizipationsprojekte ausgezeichnete Architektenteam aus Berlin - erarbeiten die Grundschüler gerade Vorstellungen für ihre neue Schule. Nicht in Form einer räumlichen Gestaltung, atmosphärisch geschieht das.
Milder der Marsmännchen
Die Schüler sind aufgeteilt in Erst- und Zweitklässler und Dritt- und Viertklässler. Die Jüngsten in der Schule sollen einem Forscher helfen, der mit der Zeitmaschine in der Vergangenheit landete, die Ideen für die Zukunftsschule zu finden. Bei den Großen haben Marsmännchen Bilder auf die Erde geworfen, um eine Zukunftsschule zu formen. Auf den Bildern sind Steine, Quadrate, Vulkane, helle oder dunkle Formen zu sehen - alles Mögliche, aber nichts, was reell mit einer Schule zu tun hat. Aus diesen farbigen Formen erstellen sie eine Collage. Von einem wellenförmigen Flur aus gibt es für die zehnjährige Ira verschiedene Oasen. Eine Höhle, rot und warm gestaltet, hilft, vor anderen geschützt zu sein. Nebenan ist ein Bereich mit Spiegeln. "Dort kann man andere Welten sehen, auch in andere Klassenzimmer, um zu sehen, wie sie dort lernen. Da lernt man selbst dabei und es macht Spaß", erklärt Ira ihre Arbeit.
Balancieren und Springen
Ein blauer Bereich ist zum Balancieren und zum Springen gedacht. "Wenn man hochspringt, hat man das Gefühl von Freiheit", sagt Ira. Das Balancieren hilft, im Gleichgewicht zu sein. Der neunjährige Mattis gestaltete verschiedene Welten in Form von Türmen. Sein Lieblingsturm wäre der mit Sandhügeln. Ein anderer liebt klare Formen und Strukturen und hält seine Bereiche geordnet. "Die Kuschelecke ist den Kindern wichtig, aber auch der offene Bereich", meint Bürgermeister Heinz Richter. In diese Raumgestaltung soll dann die neue Pädagogik eingebracht werden. Offene Gestaltung, freies Lernen in Gruppen, das war etwas, was sich ältere Erwachsene im ersten Workshop mit den Lehrern, den Vereinen und Mitarbeitern der Verwaltung schwer vorstellen konnten. "Die Kinder sehen die Schule nicht als reinen Lernort, sondern als Lebensort", sagt Richter. Denn es werde immer mehr Freizeit im schulischen Bereich verbracht, ergänzt Michael Mosch von der Verwaltung und nennt die vielen Ganztagesschulen als Grund. Der geschützte Bereich als Ort zum Verarbeiten sei wichtig angesichts des Arbeitens mit den neuen Medien, merkt Beate Kuen im Gespräch mit Heinz Richter und Gabriele Braun, der Geschäftsführerin des Marktes Neunkirchen, an. Heinz Richter ist begeistert von den vielen Gedanken, die im Vorfeld in den Bau der neuen Schule einfließen. Die Baupiloten werden die erarbeiteten Themen auswerten. "Wenn wir schon neu bauen, dann nach den neuesten Erkenntnissen", fügt Richter an.
Gespräche mit den Kindern
Diese Erkenntnisse gewinnen Susanne Hofmann und Nicole Adams aus den Gesprächen mit den Kindern. Sie lassen sich von den Schülern erklären, wo sie sich am liebsten auf der gestalteten Collage oder in dem aus einem Schuhkarton umfunktionierten Haus aufhalten. Ein Umwelthaus, eine Kletterwand oder eben ein Raumschiff ist aus den Kartons geworden. "Wir versuchen aus den atmosphärischen Begrifflichkeiten Räumlichkeiten auszuarbeiten und dazu die Pädagogik", erklärt Hofmann.
Im Rathaus zu sehen
Die Arbeiten der Schüler werden für alle interessierten Bürger Ende Februar, Anfang März im Foyer des Rathauses und in der Schule ausgestellt werden. Sie sollen zeigen, wie die Schule der Zukunft in Neunkirchen aussehen könnte.