Kreis Forchheim: Landwirte müssen reden und erklären
Autor: Franz Galster
Gosberg, Sonntag, 17. Februar 2019
Der Klimawandel und vor allem das Volksbegehren "Rettet die Bienen" überlagerten wie dunkle Wolken die diesjährige Jahreshauptversammlung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) im Gasthaus Schuhmann in Gosberg.
Vorsitzender Jörg Porisch blickte in seiner Begrüßung in einen bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Er begrüßte unter den Ehrengästen unter anderem Rosi Kraus als stellvertretende Landrätin und BBV- Kreisbäuerin, Landwirtschaftsdirektor Konrad Schrottenloher, Reinhard Wunder und Markus Heckmann. Zudem waren Vertreter vom Bayerischen Bauernverband (BBV), dem Maschinenring und weiteren Organisationen anwesend. Porisch sprach die hohe Qualifikation mit landwirtschaftlicher Ausbildung bis hin zum Meister und staatlich geprüften Agrarbetriebswirt an. Der schonende Umgang mit Tier und Pflanzen stehen dabei im Mittelpunkt. Die Landwirtschaft denke ganzheitlich und sei eine Generationsaufgabe. Er beklagte, wie andere Redner auch, die Unwissenheit der Menschen, die sich immer weiter von der Landwirtschaft entfernten. "Sie denken, dass wir gentechnisch verändertes Saatgut anbauen", nannte er ein Beispiel. Das aber sei in Deutschland verboten. Miteinander reden und Erklären ist sein Appell an die Vertreter der Zunft.
Klimawandel trifft die Landwirte besonders hart
Der Klimawandel treffe besonders die Landwirte. Insofern war Martin Breun von der Firma Saatzucht Josef Breun, Herzogenaurach, ein idealer Referent zu dem besonders aktuellen Thema "Pflanzenzüchtung in Zeiten des Klimawandels". Denn die Natur und damit auch der Bauer müsse sich darauf einstellen. Die Firma Breun arbeitet und forscht seit 111 Jahren mit Unternehmungen über Landesgrenzen hinaus im Bereich Pflanzenzüchtung. Die Firma betreibe keine Gentechnik, betont er. Die Häuser, wo die Zucht betrieben wird, würden automatisch gegen den Klimawandel arbeiten, so sein Fazit. Der Klimawandel bedeute nicht nur eine Erhöhung der mittleren Temperaturen, sondern auch die Zunahme von Extremereignissen wie lang anhaltende Hitze und große Trockenheit. Auf Grund des Klimawandels wird das Risikomanagement des Landwirts immer wichtiger. Er muss die Fruchtfolgen anpassen, früh- und spätreife Sorten anbauen und nicht alles auf eine Karte setzen. Der Humusaufbau sei stärker zu fokussieren. Neue Produktsegmente wie Herbstaussaat Sommergerste, so Breun, werden entstehen. Diversifizierung sei gefragt. Der Vortrag zeigte die hohen fachlichen Anforderungen an die Landwirte.
Erfolgreiche Meister und Meisterinnen
Zum letzten Mal gab Reinhold Wunder seinen Geschäftsbericht ab. "Ich habe die Aufgabe sehr gerne gemacht", sagte er. Nach mehr als 20 Jahren scheidet er aus. Nochmals blickte er auf ein abwechslungsreiches Jahr mit vielen Angeboten des vlf zurück. Es gab interessante Ausflüge wie nach Frankreich, die traditionelle Landkreisrundfahrt mit Themen wie Wasserwirtschaft, Besichtigung zweier landwirtschaftlicher Betriebe. Kaum einer verstehe, dass die Jahn-Kulturhalle künftig nicht mehr verfügbar ist. Ein Ersatz sei nicht in Sicht. Wunder verwies auf viele Fortbildungsmaßnahmen zu Energiethemen, Milchwirtschaft oder gut besuchte Pflanzenbautage. In diesem Zusammenhang gratulierte er Johannes Erlwein (Ermreus), Johannes Hack (Weilersbach), Tobias Hänfling (Dorfhaus) und Christoph Schmidt (Ermreus) zur erfolgreichen Meisterprüfung.
Die Meisterprüfung in der Hauswirtschaft legten ab Elisa Hänfling (Dorfhaus), und Katrin Steger (Trailsdorf). Den Meisterpreis bekam Jasmin Huberth (Drügendorf). Wunder ging auf die diversen laufenden Kurse ein. Jörg Porisch und Arnulf Koy dankten dem scheidenden Geschäftsführer seitens des vlf mit einem kleinen Geschenk. Der vlf zählt zurzeit 858 Mitglieder, darunter 581 Männer und 277 Frauen. Einstimmig wählte die Versammlung anschließend Markus Heckmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg zu seinem Nachfolger.
Rosi Kraus (CSU) dankte allen Geehrten auch im Namen von Landrat Hermann Ulm (CSU). Bildung ist wichtig, betont sie. "Ihr macht viel für die Umwelt, produziert Nahrung und werdet dafür gesteinigt", fügte Kraus hinzu. "Das Volksbegehren hört sich gut an, aber wer kennt wirklich die Probleme", fragte sie. Viele Bauern würden ans Aufhören denken. "Ich bewundere euch junge Bauern, wie ihr durchhaltet".
Seinen Respekt zollte auch MdL Michael Hofmann (CSU) den Mitgliedern des vlf. "Das ist wie in guten alten Zeiten und hat Klassentreffen-Charakter", meinte Hofmann mit Hinblick auf die vielen treuen Geehrten. "Lasst Euch nicht irritieren, wir brauchen Euch", appellierte er an die Jungen. Es gelte jetzt, einen Gesetzentwurf zu erarbeiten, der von allen Beteiligten am runden Tisch akzeptiert werden könne. Das Kind sei noch nicht in den Brunnen gefallen, aber kurz davor. An die Landwirte appellierte er, sich zu beteiligen, aufzuklären. "Wenn die Landwirte, wie in anderen Branchen, selbst ihre Preise kalkulieren dürften, wäre ja alles kein Problem", meinte Hofmann. "Verbietet Mähroboter und Steingärten", regte er als Ergänzung zum Volksbegehren an. Es seien alle Mitbürger außerhalb der Landwirtschaft auch gefordert. Mit einer bequemen Unterschrift allein sei es nicht getan.
vlf-Vorsitzender Porisch hatte anschließend die Aufgabe treue Mitglieder aufzurufen, die 25, 50, 60 und 70 Jahre dem Verein angehören. Fast alle absolvierten damals die Landwirtschaftsschule.