Kreis Forchheim: Jetzt schließt auch noch die Post-Filiale
Autor: Petra Malbrich
Hiltpoltstein, Dienstag, 21. Juli 2020
Sylvia Schwarzmann meldet ihren Onlineversand ab. Das Hauptgewerbe jedoch ist Voraussetzung, dass sie die Post-Filiale in Hiltpoltstein führen durfte. Nun hat sie diese zum Ende des Monats gekündigt.
Nach der Schließung der Sparkassen-Filiale zum 1. August müssen sich die Bürger in Hiltpoltstein nun auch mit der Schließung der Post-Filiale arrangieren. Sylvia Schwarzmann, die Betreiberin der Filiale, schließt zum Monatsende. Der Grund: "Ich höre mit meinem Hauptgewerbe auf und die Post-Filiale darf ich nicht im Nebengewerbe führen." Ihre Garage hatte sie zur Filiale umfunktioniert - bis auf zwei Möbelstücke, die sie von der Post erhalten hat, auf eigene Kosten. Am Schalter ist eine Plexiglasscheibe wegen der Corona-Vorschriften. Mundschutz gibt es zu kaufen, auch Schreibblöcke, Briefumschläge und kleine Geschenkideen, mit denen sie den Verdienst ein bisschen aufwerten möchte.
Onlineversand für Sammlerzubehör
Um die Post-Filiale führen zu dürfen, muss man ein Hauptgewerbe gemeldet haben. Das hat Sylvia Schwarzmann, die einen Onlineversand für Sammlerzubehör hat. Von der Post erhält sie eine Grundprovision, pro verkaufter Briefmarke fünf Prozent und 40 Cent für ein Paket. "Da muss man viel verkaufen, damit unterm Strich etwas übrig bleibt", sagt Schwarzmann. Nicht einmal das Geld für die Krankenversicherung hat sie mit dem Geschäft bezahlen können. Es war ein Draufzahlgeschäft für die Hiltpoltsteinerin. Urlaub stünde ihr zu, doch schließen kann sie ihre Post-Filiale in der Zeit nicht. "Ich müsste für eine Stunde jemanden einstellen", erklärt Schwarzmann. Ihrer Aushilfe müsste sie dann aus ihrer Tasche den Mindestlohn zahlen. Den erreicht sie selbst nie, kommt im Schnitt nach eigenen Angaben auf gut drei Euro pro Stunde.
Beschränkte Befugnisse
Hinzu komme, dass ihre Befugnisse beschränkt seien. Für einen Autokauf oder Kredit notwendige Identitätsprüfungen darf sie beispielsweise nicht ausführen. Die technische Ausstattung dazu fehlt. Denn die Post wird nur solche Filialen entprechend ausstatten, wo solche Dienstleistungen nachgefragt werden. "Wenn das nur einmal im Monat ist, ist der Aufwand zu groß", meint Erwin Nier, Pressesprecher der Deutschen Post.
Für solche Dienstleistungen, an denen etwas mehr verdient wäre, muss Sylvia Schwarzmann die Kunden in eine andere Post-Filiale schicken, beispielsweise nach Gräfenberg. Sylvia Schwarzmann hat das Nachsehen. "Alle Neuheiten muss ich mir selbst beibringen. Der persönliche Kontakt fehlt", erklärt Schwarzmann. Einen Ansprechpartner gibt es in einer Hotline. Vor Ort war noch niemand da, um nachzusehen, um sich zu erkundigen, um einfach zu reden. Geöffnet hat sie drei Stunden am Tag, früher vormittags und nachmittags, doch mit Corona auf drei Stunden täglich reduziert. "Es gibt Tage, da kommen nur zwei Leute", sagt Schwarzmann. Dann hat Sylvia Schwarzmann noch überlegt, ein Hermes-Paketannahmestelle einzurichten, was aber die Post nicht erlaubt hatte. "Das ist die Konkurrenzausschlussklausel", erklärt Nier. "Es gibt keine Raiffeisenbank, die eine Sparkasse in ihren Räumen beherbergt", fügt der Pressesprecher. Die Hiltpoltsteinerin hat aus der Summe aller Gründe nun die Konsequenz gezogen und ihr Hauptgewerbe abgemeldet. Damit besteht auch keine Grundlage mehr für die Postfiliale, die deshalb zum Ende des Monats schließt. Ob ein anderer Gewerbetreibender in Hiltpoltstein die Post übernimmt, ist noch offen. Die Deutsche Post jedenfalls hat einen Suchauftrag gestartet, obwohl die Marktgemeinde nur gut 1500 Einwohner zählt. "Die Post sucht nun einen Partner, mit dem eine Filiale betrieben werden kann", sagt Nier. In der Pflicht. eine stationäre Einheit vorzuhalten, ist die Post erst bei über 2000 Einwohnern. "Diesen Grenzwert erreichen wir leider nicht", bedauert Bürgermeisterin Gisela Schulze-Bauer (BFH). Allerdings gibt es für die Bürger den "mobilen Service". "Die Zusteller dürfen Sendungen annehmen", erklärt Post-Sprecher Nier. Eine Möglichkeit bliebe noch: die Gemeinde als Partner. "Extra für die Post jemanden anstellen können wir nicht", wehrt die Gemeindechefin Schulze-Bauer ab. Verständnis für Sylvia Schwarzmann hat sie. Die hätte die Filiale gerne weitergeführt. "Schade, dass die Post fürs Land nicht flexibler denkt", bedauert Schwarzmann.