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Kreis Forchheim: Corona-Krise ein Desaster für Gastronomen


Autor: Carmen Schwind

LKR Forchheim, Freitag, 20. März 2020

Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf Unternehmen der Region Forchheim. Beispiele aus Pretzfeld, Ebermannstadt und Veilbronn verdeutlichen die schwierige Lage.
Dipak Sapré (2. v. r.) und seine Mitarbeiter Foto: Carmen Schwind


Auch in der Region Forchheim müssen sich Unternehmer mit dem Thema Coronavirus auseinandersetzen. Dipak Sapré liefert mit seiner Pretzfelder Firma "Rohstoffe für Spitzenküchen" Gewürze und Zutaten an den Einzelhandel. "Wir haben die Hygienemaßnahmen im Unternehmen sofort verschärft", erzählt er. Zum Beispiel werden zweimal täglich Griffe desinfiziert und Gesichtsmasken getragen. "Seit zwei Wochen haben wir das Exportgeschäft verloren, allerdings erhöhte sich die Nachfrage aus deutschen Geschäften", berichtet Sapré. Gearbeitet wird mit weniger Mitarbeitern, die ausländischen Aushilfskräfte sind in ihre Heimat zurückgegangen. Der Unternehmer hat vorsichtshalber Kurzarbeit angemeldet.

Stillstand nach Italien

Der grenzübergreifende Warenverkehr kam zum Stillstand. "Gerade nach Italien. Da haben wir viele Gastronomie-Großhändler beliefert", erläutert Sapré. Aus dem Einzelhandel kommen dafür mehr Nachfragen; allerdings weniger nach exklusiven Produkten, sondern eher Produkte für die Grundversorgung. Hier sieht Dipak Sapré aktuell auch keine Engpässe.

Laden geschlossen

Johannes Haas hat seinen Laden in Pretzfeld geschlossen. Der Inhaber der "Edelbrennerei Haas" verkauft seine Produkte nur noch online oder auf Bestellung. "Ich habe da Glück, denn unsere Brände und anderen Produkte sind lange haltbar", sagt er. Es fehlen wohl die Einnahmen von den Schnapsproben und aus dem Ladenverkauf, doch Haas hat sich ein finanzielles Polster zugelegt und ist in seinem Unternehmen breit aufgestellt: "Wichtig ist doch die Gesundheit. Wir machen keine Kurzarbeit, sondern arbeiten Sachen auf, die liegengeblieben sind."

Hygienemaßnahmen

Auch in seinem Unternehmen wurden die Hygienemaßnahmen verschärft und die Mitarbeiter haben eigene Arbeitsbereiche. Einige Mitarbeiter sind gerade unterwegs, um zu mulchen, andere schneiden Bäume. "Es gibt genug zu tun. Gesundheit sollte aber immer an erster Stelle stehen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir alles wieder in Griff bekommen", meint Johannes Haas. Er weist darauf hin, dass vielleicht jetzt dem einen oder anderen klar werde, wie wichtig deutsche Produkte und die einheimische Landwirtschaft seien: "Es bringt nichts, wenn man hier alles kaputt macht." Er weiß, dass es den Gastronomen augenblicklich sehr schlecht ergeht.

"Nikl-Bräu"

In die Gastronomie liefert Mike Schmitt vom Pretzfelder "Nikl-Bräu" sein Bier. "Die augenblickliche Situation ist für uns ein Desaster", fasst Schmitt zusammen. Er musste alle hausinternen Kurse absagen und er erhielt Absagen von Veranstaltungen und Bierfesten: "Genau damit verdienen wir unser Geld. Und zwar jetzt im Frühling, wenn das Wetter schön wird und die Menschen rausgehen." Er musste Kurzarbeit anmelden und bestellt viele Warenlieferungen ab. Jetzt lebt er von den Verkäufen im Einzelhandel, denn die Gastronomie nimmt ihm derzeit kein Bier ab.

Gebeutelte Gastronomie

"Ja, es steht extrem schlimm um die Gastronomie", bestätigt Gastronom Marcus Müller vom Landgasthof Lahner in Veilbronn. Gerade um Ostern herum besuchten früher viele Bus-Ausflügler seine Gaststätte. "Ich erhielt in den letzten Tagen Absagen von 50 Bussen. Ich habe 40 Hochzeitsfeste verloren und auch Kommunionen und Konfirmationen. Finanziell ist das ein Desaster", erzählt Müller. Er entwickelt gerade mit einigen Institutionen zusammen ein Konzept, um für Einsatzkräfte wie Ärzte, Feuerwehr und andere zu kochen, da diese gerade für die Bürger da und voll ausgelastet sind. Außerdem überlegt er, sein Restaurant zu schließen und für ein Seniorenheim zu kochen. Von der Politik erwartet Müller eine klare Entscheidung: "Solange noch ein paar Stunden geöffnet sein kann, müssen wir Waren halten, falls Gäste kommen. Und das kostet uns Geld. Besonders, wenn niemand kommt und wir die Waren wegwerfen müssen."

Appell an die Vernunft

Außerdem appelliert er an die Vernunft der Bürger, sich an die Vorschriften zu halten. "Da wird man doch tatsächlich beschimpft, wenn man am Nachmittag den Laden schließt und Gäste meinen, dass sie noch was essen oder trinken wollen."

Schreinerei Lange

Anders sieht die Situation in der Schreinerei Lange in Ebermannstadt aus. "Bei uns läuft alles weiter", sagt Inhaber Johannes Lange. Er hat genügend Bestände und es gibt reichlich Aufträge. Bestellungen laufen hauptsächlich online, die Mitarbeiter können an unterschiedlichen Maschinen arbeiten. 2010 erhielt er die Auszeichnung "Top-Gründer im Handwerk" vom Wirtschaftsmagazin für Handwerksunternehmer verliehen. Johannes Lange belegte mit seinem Konzept "Schreiner für Schreiner" den zweiten Platz. Er hatte in moderne Maschinen investiert und bietet kleineren Betrieben der Region Fertigungsaufgaben an, wenn sich diese selbst keine teuren Maschinen leisten können. "Im Augenblick müssen wir im Handwerk noch mehr zusammenhalten", meint Johannes Lange und erzählt, dass sich auch über die Zünfte hinweg die Handwerker zusammentun und unterstützen. Deshalb fordert Lange die Menschen auf: "Nur gemeinsam schaffen wir diese Krise. Deshalb sollte nicht jeder auf sich schauen, sondern wir müssen gemeinsam etwas unternehmen."