Kommt Südumgehung jetzt doch?
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Donnerstag, 04. August 2016
Das Bundeskabinett hat die Ostspange der Forchheimer Südumgehung wieder in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen.
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Der Ostteil der Forchheimer Südumgehung wird im Bundesverkehrswegeplan für die kommende Dekade wieder in den vordringlichen Bedarf eingestuft. Diese Entscheidung fiel am Mittwoch im Bundeskabinett in Berlin.
Jubel bei den Mitgliedern und Unterstützern der "Bürgerinitiative für die Südumgehung von Forchheim "ForUm B470". Schließlich war bis zuletzt unklar, wie sich die Einflüsse der sechswöchigen Öffentlichkeitsbeteiligung des Bundesverkehrsministeriums auf die zukünftige Straßenplanung für Forchheim auswirken würden.
Zeitgemäße Anbindung
"In unzähligen Gesprächen mit Bürgern und Gemeindevertretern konnten wir die Befürworter motivieren, sich bei der Öffentlichkeitsbeteiligung einzubringen", zeigen sich die Sprecher der Bürgerinitiative Martin Knorr
und Johannes Heinlein erleichtert. Große Unterstützung habe das "Forum B470" dabei auch von Freunden aus der Fränkischen Schweiz erfahren. "Hier wurde uns immer wieder gesagt, wie wichtig eine zeitgemäße Verkehrsanbindung für die weitere Entwicklung des Tourismus ist", unterstreicht Knorr.
Finanzierung gesichert
Nachdem in den vergangenen zehn Jahren bereits eine Vorplanung und umfangreiche Umwelt- und Verkehrsgutachten erstellt wurden, seien nun die nötigen Voraussetzungen für die Finanzierung und Umsetzung entschieden worden. Da Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) versichert habe, dass alle Projekte des vordringlichen Bedarfs bis zum Auslaufen des Bundesverkehrswegeplans finanziert seien, dürfe davon ausgegangen werden, dass das lang ersehnte Projekt auch realisiert werden könne.Sprecher Johannes Heinlein erinnert: "Die Umgehung von Forchheim ist seit über 40 Jahren Teil der Verkehrsplanung des Bundes. In den 80er Jahren war der gesamte Streckenverlauf bereits im vordringlichen Bedarf enthalten. Später wurde der erste Teilabschnitt zwischen Hausen und Forchheim West gebaut."
Seit 25 Jahren wird gekämpft
In diesem Jahr feiere die Bürgerinitiative für die Forchheimer Südumgehung ihr 25-jähriges Bestehen. "Seit dieser Zeit haben 5100 Bürger für die Fertigstellung der Umgehung unterschrieben", erinnert Heinlein, der sich freut, dass sich im Frühjahr ein großer Teil der Mitglieder unserer Bürgerinitiative persönlich am öffentlichen Verfahren beteiligt haben.Zufrieden stellen Knorr und Heinlein fest: "Noch nie zuvor wurde ein Bundesverkehrswegeplan so intensiv auf verkehrs- und umweltfachliche Belange geprüft wie in dieser Dekade. Zum ersten Mal überhaupt gab es auch eine Beteiligung der Öffentlichkeit, bevor Fachleute und Politik über eine endgültige Einstufung entschieden haben.
Die Bürgerinitiative sieht die Einstufung der Forchheimer Südumgehung in den vordringlichen Bedarf als eine demokratische Entscheidung, die Forchheim und Gosberg entlasten- und den Tourismus in der Fränkischen Schweiz stärken werde.
Vernunft hat gesiegt
Hubert Herbst, Vorsitzender der Bürgerinitative Pro Ebermannstadter Tunnel begrüßt die neue Entwicklung. Da habe die Vernunft vor der Ideologie gesiegt. Mit der Aufnahme der Südumgehung von Forchheim in den vordringlichen Bedarf rücke die Umgehung von Ebermannstadt in den "weiteren Bedarf mit Planungsrecht". Damit bekomme Ebermannstadt verkehrstechnisch endlich eine Perspektive. Herbst hofft, dass die Entscheidung des Bundeskabinetts im Bundestag Ende Oktober bestätigt wird. So könne die bereits begonnene Planung für die Südumgehung von Forchheim fortgesetzt und Baureife für das Projekt geschaffen werden.
Willkür-Entscheidung
Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der Bürgerinitiative pro Wiesenttal ohne Ostspange (Biwo) erklärt dazu auf Anfrage: "Man muss der Wahrheit ins Auge sehen. Das ist eine politische Entscheidung, die nicht unerwartet kommt. Schließlich haben Mandatsträger auf Landes und Bundesebene angekündigt, dass sie sich dafür einsetzen werden, damit die Südumgehung in den vordringlichen Bedarf kommt." Aus seiner Sicht sei die Kehrtwende bei der Südumgehung nichts anders als "politische Willkür". Es gebe keine sachlichen und fachlichen Argumente, die eine Aufnahme der Trasse in den vordringlichen Bedarf rechtfertigten. "Für Ebermannstadt bedeutet das Chaos pur", findet Kattenbeck. Der Schwerlastverkehr, Speditionen und der Güterfernverkehr, bleibt vor den Toren der Stadt stecken. Das heißt: "Der Tourismus wird auf jeden Fall darunter leiden", ist Kattenbeck sicher. Auch die Geschäftswelt werde Einbußen hinnehmen müssen.
Lebensraum wird zerstört
Entlang der B 470 würden Gewerbe-Betriebe und Tankstellen aus dem Boden sprießen. "Ade du mein lieb Heimatland", klagt Kattenbeck, der eine Zersiedelung und Verschandelung der Landschaft befürchtet. "Lebensraum und Natur werden zerstört", fürchtet der Vorsitzende der Biwo, die deshalb aber auf keinen Fall aufgeben wolle. Die Südumgehung ist vorläufig nur ein Wunsch. Wir werden alles daran setzen und alle demokratischen Mittel ausschöpfen, um sie zu verhindern. "Sie ist überflüssig", so Kattenbeck.