Kolpinghaus in Forchheim: ein höchst umstrittener Raum
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 13. Februar 2015
Das Kolpinghaus könnte zur zentralen Bühne der Forchheimer Kulturschaffenden werden. Doch wer genau auf dieser Bühne auftritt - und wie viele Zuschauer es geben soll, darüber sind sich zumindest die Lokalpolitiker völlig uneins.
Das Kolpinghaus könnte die neue Kulturhalle der Stadt werden. Darüber, aber nur darüber, waren sich die Stadträte im Kulturausschuss am Donnerstag einig. Wie viele Sitzplätze dieses Haus haben könnte; wer die Halle betreiben soll; welchen Raum die Forchheimer "Basiskultur" im Kolpinghaus einnehmen könnte; was "Basiskultur" überhaupt ist - all diese Fragen führten zu einem erbitterten Streit.
An dessen Ende ließ Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) darüber abstimmen, einen architektonischen Ideenwettbewerb über die Nutzung des Kolpinghauses zu veranstalten, um herauszufinden, wie ein großer Saal (800 Besucher) und ein kleiner Saal (150 Besucher) sowie eine gastronomische Nutzung in dem 1898 erbauten Haus untergebracht werden könnte.
Letztlich entscheidet der Stadtrat
Mit 8:5 Stimmen wurde dieser Vorschlag angenommen. Die ablehnenden Stimmen kamen von den Grünen, den Freien Wählern, der FDP, aber auch vereinzelt aus der CSU (Thomas Werner). Letztlich entschieden wird über das Kolpinghaus-Konzept im Stadtrat.
Kulturbeauftragter Dieter George bezeichnete den Beschlussvorschlag als "größten gemeinsamen Nenner". Er trage sowohl dem "Sanierungszwang des Kolpinghauses" als auch dem "kulturellen Bedarf" Rechnung. George berief sich darauf, dass alle Kulturschaffenden der Stadt an einem Runden Tisch dieses Konzept mit erörtert hätten.
Aber der Stadtrat, der die Entscheidung zu treffen habe, sei nicht am Tisch gesessen, monierte Manfred Hümmer (FW). Durch die "Einschwörung auf das Kolpinghaus" sei von Anfang an eine Alternative ausgeklammert worden. Typisch sei auch, dass "die alternativen Kulturschaffenden wie das Junge Theater und Megafon im Stadtrat nie gehört wurden". Sollte ein Saal für 800 Besucher gebaut werden, "geht das zu Lasten der Basis-Kulturschaffenden", kritisierte Hümmer.
Geister schieden sich an einer Grundsatzfrage
Die Geister schieden sich an einer Grundsatzfrage, die Annette Prechtel (FGL) so formulierte: "Wollen wir einen Ersatz für die Jahnhalle oder ein Kulturzentrum? Ein Mischmasch geht nicht." Halle und Kultur-Konzept seien nicht trennbar, betonte Ulrich Schürr (JB). Daher forderte auch die SPD "mehr Offenheit bei der Ideen-Findung" (Lisa Hoffmann) und einen "Plan B" (Reiner Büttner), falls es mit dem Kolpinghaus nicht klappen sollte.
Franz Stumpf signalisierte, dass im Kolpinghaus keinesfalls eine Art Erlanger E-Werk und auch "kein besseres Vereinsheim mit zehn Übungsräumen" entstehen soll.
Sebastian Platzek (FDP) wehrte sich gegen die Forderung der Grünen und der Freien Wähler, über die Nutzung des Kolpinghauses erst nach einer kulturellen Grundsatzdebatte zu entscheiden. Der Ideenwettbewerb sei richtig, aber 800 Plätze im Hause seien zu viel. "Da schmeißen wir wieder das Geld mit beiden Händen zum Fenster raus."
Doch weniger als 800 Plätze einzurichten bedeute, Vereinen wie dem Musikverein Buckenhofen und dem Jahn Spielmannszug "die Auftrittsmöglichkeiten zu nehmen", argumentierte Franz Stumpf.
Aus der Sicht des Kulturreferenten George ist der Ideenwettbewerb die einzige Chance, herauszufinden, was das Kolpinghaus "als Objekt überhaupt hergibt". Doch bevor ein Architekt das herausfinden könne, hielt Sabine Dittrich (FGL) dagegen, "muss er schon wissen, was rein soll".