Druckartikel: "Königsstrand" ist auf Bastion in Forchheim geplant

"Königsstrand" ist auf Bastion in Forchheim geplant


Autor: Andreas Oswald

Forchheim, Montag, 30. November 2015

Die Füße im Sand, den Cocktail in der Hand - so soll man künftig auf der Stadtmauer "chillen" können. Mit einer Beach-Bar auf der Kaiserpfalz-Bastion soll die Innenstadt attraktiver gemacht und kulturell bereichert werden. Nicht jeder findet das Konzept schlüssig.
Hier soll im nächsten Sommer der "Königsstrand" zum ausspannen einladen. Foto: Andreas Oswald


Was hätte wohl Bischof Lambert von Brunn, der Erbauer der Kaiserpfalz, dazu gesagt? Direkt hinter der fürstbischöflichen Residenz, auf dem Mauerkranz der Bastion, soll ein Strandareal mit Liegestühlen und einem Lounge-Bereich entstehen. Zum richtigen Beach-Feeling darf natürlich der Sand nicht fehlen. "Den kann man auf die Stadtmauer blasen", erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung der Erlanger Veranstalter Jan Dinger vom Eventmanagement-Unternehmen Dinger und Boubaker.

Ist da ein Sandsturm in der Sitzung des Kulturausschusses zu erwarten, wenn am kommenden Donnerstag über das als "Sommerhighlight" angekündigte Projekt diskutiert wird? Wirtschaftsförderer Viktor Naumann zeigt sich optimistisch: Er verweist auf die Nachbarstädte Erlangen und Nürnberg, wo es ähnliche Projekte gebe, ohne dass sich ein "Sandsturm" entfacht habe. "Ich halte das Projekt für gut", offenbart Naumann seine persönliche Meinung. Letztlich aber müsse der Stadtrat darüber entscheiden.

Tropische Temperaturen mögen wohl die Visionen beflügelt haben: Im vergangenen Sommer jedenfalls fanden auf Anregung des neuen Leiters der Tourist-Information, Nico Cieslar, die ersten Gespräche über eine mögliche Einrichtung eines Stadtstrandes durch externe Betreiber statt. Das Ziel: Die Innenstadt noch attraktiver zu machen und kulturell zu bereichern. Ähnlich wie in den Nachbarstädten Nürnberg und Erlangen soll ein Stadtstrand zu einem "generationsübergreifenden Highlight" werden.


Kein Partystrand mit Eimersaufen

Wie Eventmanager Jan Dinger berichtet, laufe der "Schloss-Strand" in Erlangen bereits seit drei Jahren erfolgreich - und zwar als Kooperationsveranstaltung mit der Stadt. Ziel des dortigen City-Managements sei die Belebung der Innenstadt. "Wir wollen keinen Party-Strand und bei uns wird man keine Sangria-Eimer finden", betont Jan Dinger. Vielmehr wolle man eine lockere Strandatmosphäre schaffen für eine Zielgruppe, die vom Alter her nach oben offen ist.

In Forchheim seien laut Stadtverwaltung alle möglichen Standorte untersucht worden - wobei sich Paradeplatz und Marktplatz jedoch als ungeeignet erwiesen hätten. Wegen der dort notwendigen kostenträchtigen Nachtüberwachung habe der Veranstalter diese Örtlichkeiten abgelehnt. Als Alternative ist von der Wirtschaftsförderung und der Tourist-Information bei einer Ortsbegehung die Bastion auf der Kaiserpfalz vorgeschlagen worden.


Mini-Pools statt Mauerblümchen

Auf dem bisher nicht zugänglichen Bereich hinter dem Saltorturm - ausgerechnet dort, wo bereits einmal das Café-Projekt "Mauerblümchen" noch vor der Realisierung "vertrocknet" ist - ist nun ein Strandareal mit Liegestühlen und einem Lounge-Bereich geplant. Ergänzt wird dies um einen möblierten Sitzbereich zwischen den Bäumen im nördlichen Bereich und einem Sitzbereich auf der Schräge im Süden direkt auf der Festungsmauer.

Aufgeteilt werden soll die Grundfläche von über 1500 Quadratmetern in einen Bar-Bereich, die Strandfläche auf der Bastion, eine "Chill-Area" mit Mini-Pools und einen Biergarten-Bereich unter den Bäumen. Man erhofft sich durch ein Ambiente im ""ansprechenden und gehobenen Design" neue Entfaltungsmöglichkeiten für die Besuche der Innenstadt und der Kaiserpfalz.

"In ein ansprechendes Lichtkonzept getaucht, können die Besucher ab 17 Uhr mit dezenter Hintergrundmusik mit Lounge-Charakter einen entspannten Abend verbringen", verspricht das Konzept des Eventmanagement-Unternehmens Dinger und Boubaker.

Die neue Kulturbeauftragte der Stadt, Katja Browarzik, will sich gegenüber unserer Zeitung nicht zum Königsstrand äußern. "Das ist nicht meine Baustelle." Der inzwischen in den Ruhestand getretene Vorgänger, Dieter George, macht als Vorsitzender des Heimatvereins hingegen aus seinem Herzen keine Mördergrube: Aus rein ästhetischer Sicht empfinde er es "skurril", wenn man einen Strand - der mit Wasser und Flachland verbunden ist - auf eine Stadtmauer blase. "Ich halte das für etwas bizarr", betont der Heimatvereinsvorsitzende.

Er befürchte überdies, dass wegen der schwierigen Zugänglichkeit auch keine Akzeptanz vorhanden sei. Mutiger wäre es, auf einen innerstädtischen Platz zu gehen. "Not amused" über den Strand vor ihrem Büro ist dem Vernehmen nach auch Museumsleiterin Susanne Fischer. Zu einer persönlichen Stellungnahme war sie allerdings nicht zu erreichen.