Kleinsendelbacher Wanderfreunde zieht es in die Natur
Autor: Petra Malbrich
Kleinsendelbach, Dienstag, 08. Juli 2014
Der Wanderverein aus Kleinsendelbach leidet unter sinkenden Mitgliederzahlen. Und auch die Amerikaner, die früher leidenschaftlich gern mitgewandert sind, gibt es nicht mehr. Umso größere Hoffnungen setzt der Verein jetzt in einen Jugendwandertag.
Viele Vereine haben schon aufgegeben. Es braucht eben doch eine Menge Leute, um einen Wandertag zu organisieren und durchzuführen. Auf etwa 55 Leute schätzt Erwin Schmitt, der Vorsitzende der "Wanderfreunde" in Kleinsendelbach, die Anzahl der ehrenamtlichen Helfer, die dafür sorgen, dass jeder Wandertag zu einem besonderen Erlebnis wird.
Man braucht die Helfer an den einzelnen Kontrollstellen, an denen die Wanderer ihre Teilstrecke stempeln lassen. Wo sie Wurst- oder Lachsbrötchen essen, einen Schluck Tee nehmen und mit einem Stück Traubenzucker und Bonbons gerüstet die nächste Etappe angehen. Man braucht die Helfer anschließend auch im Festzelt, wo die Wanderer ihre Medaillen bekommen.
Kleine Denkmäler
2500 Mann fasst das Zelt, das die Wanderer in ihren Anfangsjahren am Sportplatz aufgestellt haben.
Seit 2010 ruhen sich die Wanderer in der Mehrzweckhalle aus, essen Gegrilltes und plaudern über die gewählte Wanderstrecke: Diese sind fünf, zehn oder 20 Kilometer lang. "Wir schweifen nicht groß in der Gegend herum, sondern streifen durch den Reichswald", sagt Schmitt. Der Reichswald erstreckt sich bis Nürnberg, Erlangen oder Lauf. "Man kann stundenlang auf festen Wegen auch mit dem Kinderwagen wandern und sieht immer eine andere Gegend und kleine Denkmäler", schwärmt Schmitt von der wunderschönen Natur in und um Kleinsendelbach herum.
Nicht zuletzt wegen dieses landschaftlichen Erlebnisses zieht es jährlich noch immer 1500 Wanderer nach Kleinsendelbach. Diese fahren nicht selten 100 Kilometer und mehr, um an einem der rar gewordenen Wandertage teilzunehmen. Freilich merken die Kleinsendelbacher, dass die Amerikaner nicht mehr da sind.
500 bis 600 Soldaten sind einst zu den Wandertagen im Mai gekommen. "Privat mit ihren Familien oder dienstlich", erinnert sich Schmitt.
Begehrter Bierkrug
In Uniform, mit Schlafsack und Rucksack auf dem Rücken marschierten sie mit ihren Vorgesetzten die Wanderstrecke entlang. Für den Wanderverein waren die Amerikaner eine wichtige Einnahmequelle.
Die Amerikaner selbst waren erpicht auf eine der begehrten Auszeichnungen: ein Bierkrug, den immer ein prägnantes Ortsbild wie die Kirche oder das Kriegerdenkmal zierte.
Heute gibt es derartige Preise schon lange nicht mehr. Stattdessen gibt es eine Medaillenkarte, die ins Wertungsheft eingetragen wird und dann zum Dachverband nach Altötting geschickt wird.Abhängig davon, wie viele Kilometer der betreffende Wanderer zurückgelegt hat, fallen die Medaillen aus: Gold, Silber oder Bronze. Der Dachverband achtet auch darauf, dass in 50 Kilometer Luftlinie kein anderer Wandertag ist. Aber das wäre ohnehin nicht oft der Fall. Viele Vereine, die derartige "Volksmärsche", wie sie früher teils auch genannt wurden, angeboten haben, haben derlei Veranstaltung an den Nagel gehängt.
Neben einer rückläufigen Mitgliederzahl nennt Schmitt auch geringeres Interesse der jüngeren Leute an diesen Wandertagen als Grund für diese Entwicklung. Das zurückgehende Interesse könnte an der Mobilität liegen, die inzwischen in den meisten Berufen gang und gäbe ist.
Fragen im Wald
Heute hat der Kleinsendelbacher Gemeinderat 98 Mitglieder. Damit ist er nach dem Sportverein der zweitgrößte Verein im Ort. Dies verleiht auch dem Wandertag Attraktivität, den die "Wanderfreunde" heuer eigentlich zum 30. Mal hätten feiern können. Allerdings lassen sie den Wandertag heuer einmal ausfallen. Gefeiert wird dann eben erst im kommenden Jahr.
Um den Wandertag den jungen Menschen wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken, hat der Dachverband inzwischen auch den Jungendwandertag ins Leben gerufen. Zum vierten Mal wurde er in Kleinsendelbach von Nicole Sauer organisiert. "Man läuft nur fünf Kilometer. Auch kleine Kinder oder Vereine mit den Bambinos nehmen teil", freut sich der 69-jährige Schmitt. Wenn die Kinder und Jugendlichen dann auf der vorgegebenen Wanderstrecke durch den Wald laufen, schauen sie sich die Umgebung genau an. Auch darüber freut sich Schmitt.