Kleingärtner hegen große Pläne
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Montag, 19. März 2018
Die Stadträte arbeiten an einem Masterplan, während die Forchheimer Gartenfreunde eigene Ideen zu einer Landesgartenschau entwickeln.
Die Lokalpolitiker denken über einen Masterplan für eine Landesgartenschau 2024 nach. CSU-Stadtrat Holger Lehnard hat gerade einen Fragenkatalog zusammengestellt. Sieben Themenkomplexe, über 50 Fragen. Und während die Stadträte um Antworten ringen (zum Beispiel morgen ab 16 Uhr im Stadtrat), entwickeln Forchheimer Gärtner ihre eigene Sicht auf die Landesgartenschau.
Wolfgang Spörlein von den Gartenfreunden Forchheim bedauert, dass die Politiker bislang Areale wie den alten Krankenhausgarten oder die Sportinsel "in Betracht ziehen", obwohl die bereits als Park- Sport- und Freizeitlandschaft erschlossen seien. "Ich hätte erwartet, dass zur Attraktivitätssteigerung Flächen innerhalb des Stadtgebietes aufgewertet und als Parklandschaft hergerichtet würden." Bei den Landesgartenschauen in Bamberg und Bayreuth sei dies der Fall gewesen.
Schau in der Ex-Lehmgrube
Für "besonders geeignet" als Gartenschaugelände hält Spörlein die ehemalige Schultheiss Lehmgrube: Die etwa 25 Hektar seien im Wesentlichen als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Er empfinde es als "besonders reizvoll für die Planer, schützenswerte Bereiche mit neu zu gestaltenden zu verbinden", sagt der Gartenfreund aus Reuth. "Durch behutsamen Ausbau - auch im Sinne des sogenannten New German Style - kann hier eine einmalige Parklandschaft entstehen, eine Gartenschau, die qualitativ sowohl Bamberg als auch Bayreuth bei weitem übertrifft." Und viele Gäste würden vor der Heimfahrt wohl zudem auf den Forchheimer Kellern "hängen bleiben".Landesgartenschauen seien "für uns Gärtler" inspirierend, sagt Richard Götz, Vorsitzender der Kleingärtner Hugo Post. "In Bamberg sind die "Kleingärtner integriert worden", lobt Götz. Die zehn Hektar große Hugo Post-Anlage mit ihren 325 Gärten sei dafür nicht gut gelegen. Aber, schlägt Götz vor, "bei den Weberlauben, da ginge es..."
Wie Götz sieht auch der Weberlauben-Vorsitzende André Nowinski den Reiz, die 48 Parzellen (im Schnitt 180 Quadratmeter groß) in eine Landesgartenschau zu integrieren. "Dieser sich eröffnende Platz hinter dem Klinikum hat keine engen Gänge und würde sich anbieten, auch wegen des Altarms der Wiesent, das ist ein schönes Biotop." In Summe sei für eine Schau in Forchheim der "Nachhaltigkeitseffekt" entscheidend, betont André Nowinski: "Die Stadt muss sich fragen: Was möchte ich daraus erzielen? Ist eine Verknüpfung von Natur und Urbanität sinnvoll?
Auch Ernst Weiß vom Förderverein Forchheimer Bastionsgärten sagt: "Wir würden gerne mitmachen. Aber es muss eine nachhaltige Geschichte werden. Uns schwebt vor, die Bastionen weiter zu beleben. Etwa könnte die Bastion hinter dem Krankenaus ein Stadtgarten werden." Mit der Dernbachbastion habe der Förderverein den Anfang gemacht. Nachhaltigkeit, sagt Ernst Weiß, bedeute für ihn vor allem, dass der Verein neue Mitglieder gewinnt, um die Analgen nach der Landesgartenschau ordentlich zu pflegen.
Wolfgang Spörlein jedenfalls kann eine Gartenschau in der ehemaligen Schultheiss Lehmgrube schon sehr konkret visualisieren: Fast urwaldähnliche Feuchtzonen, verwilderte Obstgärten, Trockenrasen, Geländeabbruchkanten und natürliche Wasserflächen seien bereits vorhanden.
"Traumhafte Themengärten"
Das Gelände mit seinen steilen und "durch Rutschungen geprägten Hänge" würde "traumhafte Themengärten ermöglichen, die auch nach der Gartenschau Besucher anziehen". Die "Nachnutzung" als leicht erreichbares Erholungsgebiet mitten in der Stadt sei garantiert, meint Wolfgang Spörlein: "Viele Spaziergänger bewegen sich hier bereits heute auf Trampelpfaden." Von Norden her sei es leicht, durch eine Personenkleinbahn eine Verbindung zwischen Kellerwald und Ausstellungsgelände herzustellen. "Die Entfernung von der Lichteneiche durch den Bürgerwald zum Ausstellungsgelände beträgt maximal 1,8 Kilometer." Sogar über das Parken hat Spörlein nachgedacht: Die Parkflächen an der Lichteneiche können für Busse genutzt werden. Und vom Süden sei das Gelände über einen neuen Parkplatz am künftigen ATSV Gelände nach nur 400 Meter erreichbar.
"Viele Argumente sprechen für die Wahl dieses Geländes", so Spörleins Resümee: "Ein Großteil der Fläche hat nur einen Eigentümer, die Frischluftschneise bleibt erhalten, die Bierkeller erfahren eine Aufwertung, die Erholungsfunktion für die Bewohner wird gestärkt, der Wohnwert der Stadt steigt, der Hochwasserschutz wird verbessert, Altlasten werden beseitigt und ein wunderbarer Naturraum bleibt erhalten."