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Klaus Schulenburg will als Landrat nach Forchheim zurück


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 03. Februar 2014

Auf der Alten Regnitzbrücke bleibt Klaus Schulenburg stehen und kommt ins Erzählen. Neun Jahre lang führte hier sein Schulweg entlang, erinnert sich der 45-Jährige. Jetzt will er nach seinen"Gesellenjahren" in Düsseldorf und München als Landrat nach Forchheim zurückkehren.
Klaus Schulenburg vor seiner ehemaligen Schule, dem Forchheimer Herder-Gymnasium. Fotos: Barbara Herbst


Von seinem dritten Lebensjahr an wuchs Schulenburg mit zwei älteren Schwestern in Buckenhofen auf. Seine Frau Martina (43) stammt aus der ehemals selbstständigen Gemeinde Reuth. Vielleicht kein Zufall, dass er sie erst 2001 kennenlernte - beim Skifahren in der Schweiz.

Die Stadtteile wirken manchmal wie Grenzen. "Heimat ist relativ in Forchheim", sagt Klaus Schulenburg. "Nach der Gebietsreform sind Ressentiments geblieben. Wenn du eingekreist wirst, bleiben Verwerfungen nicht aus."
Jetzt, da der Wahl-Münchner Schulenburg als Landrat in seine Heimat zurückkehren will, merkt er, dass der Heimat-Begriff sogar den Wahlkampf entscheiden könnte. Plötzlich muss sich der Kandidat aus Forchheim mit dem Klischee auseinandersetzen, dass "aus Forchheim nie ein Landrat kommen wird"; plötzlich wird ihm die Frage kolportiert, ob er denn überhaupt wisse, wo Kohlstein liege? Und auch der Vorwurf, "Schulenburg ist ja bloß ein Import" ist ihm schon zu Ohren gekommen.

Doch Schulenburg ist wendig. Und auch deshalb münzt er mit der ihm eigenen Gewitztheit den Vorwurf in einen Vorteil um: "Man muss seine Gesellenjahre irgendwo machen", sagt er. Und wieder deutet er von der Brücke aus hinüber zu Stadt: Es sei ja auch für Forchheim typisch, viele wichtige Impulse seien von außen gekommen: "Fast alle großen Firmen sind von Zuwanderern gegründet worden."

Im weiteren Sinne könnte man den Forchheimer auch als Zuwanderer bezeichnen. Seine Mutter stammt aus dem Sudetenland, der Vater wurde in Freiburg geboren und kam als Kind nach Forchheim. Klaus Schulenburg sagt zwar, "ich wäre auch gerne in Franken geblieben", doch stattdessen ist er viel herumgewandert. Nach der Schule wollte er medizinischer Bademeister werden. Die Wartezeiten waren "elend lang" und so arbeitete er ein viertel Jahr als Krankenpfleger im Forchheimer Krankenhaus. Dann das Studium der Politikwissenschaften in Bamberg; die Promotion in Münster und "neun Jahre Horizonterweiterung in NRW". Schließlich der Job als Referent beim Landkreistag in München. Dort gehört es auch zu seinen Aufgaben, Landräte zu beraten. Dort entdeckte ihn der amtierende Forchheimer Landrat Reinhardt Glauber (FW) und schlug dem Parteilosen vor, als sein Nachfolger zu kandidieren.

Kein Erweckungserlebnis

Auf diesem Weg könnte es also für den "Familienmenschen" Schulenburg (er ist Vater von zwei Töchtern) mit der Rückkehr nach Forchheim klappen.

In die Stadt, in der jede Ecke eine Erinnerung weckt. Am alten Hallenbad-Gelände erzählt Schulenburg von seiner Zeit als Schwimmer; in der Hornschuchallee von den Ferienjobs auf der Baustelle am "alten Kolonnenhaus"; und auf Höhe des Beck muss der 45-Jährige an das Kartenspiel im ehemaligen Café Müller denken, "wo wir als Schüler fast jede freie Stunde verbrachten".

Rückblickend sagt Schulenburg, dass er eine politische Karriere nie erwogen habe. "Ich hatte auch kein politisches Erweckungserlebnis." Zwar stamme er aus einer politischen Familie, in der "Diskussionen über Werte Alltag waren"; zwar sei sein Vater 50 Jahre CSU-Mitglied gewesen, bis er die Partei aus Protest gegen Monika Hohlmeier verließ; zwar habe er Politik studiert, weil ihn das "unter dem journalistischen Aspekt" interessiert habe; doch auf Politik festgelegt habe er sich nie. Nicht als Wähler ("Ich war immer Wechselwähler") und auch jetzt nicht als Kandidat. Schulenburg bleibt ohne Parteibuch, tritt für die SPD und die Freien Wähler an.

Seine Kritiker mögen ihm das als Unverbindlichkeit auslegen. Schulenburg begegnet ihnen mit seiner unbeirrbarer Fröhlichkeit: Parteizugehörigkeit sei nicht entscheidend. "Die vornehmste Aufgabe eines Landrates ist es, nah am Menschen zu sein."

Diese Nähe gelingt ihm schon jetzt spielend. Denn auf einer Wahlkampftour geht es immer auch ums Reden - und das kann er. Der 45-Jährige reist ohne Manuskript, spricht aus dem Stand. Seine Lieblingsthemen betreffen "alles, was aus der Demografie resultiert".

Den "Wettbewerb" um den Landratssessel geht Schulenburg auch deshalb entspannt an, weil sein Mitbewerber Hermann Ulm "völlig frei von Beiß-Reflexen" sei. Bei der Ewigen Anbetung in Obertrubach waren sie sich erstmals begegnet "Er hat mich sofort erkannt und sofort sympathisch gelächelt."

Diese Sympathie dürfte hilfreich sein. Denn egal, wie die Wahl ausgeht, die Kandidaten werden sich oft begegnen: Entweder wird ein Bürgermeister Ulm mit einem Landrat Schulenburg zu tun haben; oder ein Landrat Ulm wird mit dem Referenten Schulenburg vom Landkreistag zu tun haben.