Kirchenstreik in Heroldsbach: Frauen bleiben vor der verschlossenen Kirchentüre
Autor: Franziska Rieger
Heroldsbach, Freitag, 10. Mai 2019
Die Frauen des Pfarrgemeinderates im Seelsorgebereich Hausen-Heroldsbach treten vom 11. bis 18. Mai in den Streik. Sie werden in dieser Zeit keine Dienste tun und die Kirche nicht betreten. Deshalb fallen auch die meisten Gottesdienste aus.
Sie protestieren gegen Missbrauch und für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche: Frauen der Heilig Kreuz Gemeinde in Münster haben alle Frauen unter dem Motto "Maria 2.0" aufgerufen, im Marienmonat Mai in einen "Kirchenstreik" zu treten. An dem nehmen auch die Heroldsbacher Frauen teil. Stefanie Heller, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, erzählt im Gespräch, was die Frauen mit dem Streik erreichen wollen. Was steckt hinter der Aktion Maria 2.0?
Stefanie Heller: Die Frauen sollen von Samstag, 11.Mai, bis Samstag, 18. Mai, keine Kirche betreten und keinen Dienst tun. Wir wollen draußen bleiben, so wie wir auch sonst vor verschlossenen Türen der Kirche stehen. So sind Weiheämter für Frauen eine geschlossene Türe, die sie nicht aufbekommen. Wir fordern eine Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche. Ziel ist es, dass Frauen und Männer gemeinsam in der Kirche zusammenarbeiten. Frauen sind in der katholischen Kirche nicht von allen Funktionen ausgeschlossen. Es gibt viele Aufgaben und Funktionen, die eine Frau ohne Weihe besetzen darf, zum Beispiel Seelsorger oder Amtsleiter. Ein Drittel davon sollte von Frauen besetzt sein, so eine Richtlinie. Aber selbst davon sind wir noch weit entfernt. Das ist Zukunftsmusik. Gleichzeitig soll durch den Streik sichtbar werden, wie viel Arbeit die Frauen in den Gemeinden leisten. Welche Forderungen hat die Initiative?
Die Forderungen der Initiative sind im Wesentlichen der Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche. Dazu kommen die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine Ausrichtung der kirchlichen Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen, der Umgang mit Geschiedenen und Homosexuellen. Weil auch hier Menschen sind, die mit den Strukturen der Kirche kämpfen. Den Frauen beim Kirchenstreik geht es aber vor allem um die Gleichberechtigung der Frau. Den Frauen geht es um die Frauenthemen. Bisher fehlt ein Stück weit das Weibliche. Wie sind die Heroldsbacher Frauen auf die Aktion Maria 2.0 gekommen?
Unsere jüngeren Mitglieder im Pfarrgemeinderat haben davon im Internet gelesen. Einige junge Frauen haben dann gesagt, dass sie dabei gerne mitmachen würden. Alle waren davon begeistert. In der letzten Pfarrgemeinderatssitzung am 20. März haben wir dann beschlossen, uns an diesem Streik zu beteiligen.
Und was sagt der Pfarrer der Gemeinde, Klaus Weigand, zu der Aktion?
Herr Pfarrer Weigand steht hinter uns. Wir agieren mit unserem Pfarrer. Was glauben Sie, wie die Kirchenbesucher auf die Aktion reagieren? So wie ich bisher gehört habe, gibt es durchaus auch Ältere, die das prima finden. Aber auch solche, die das nicht verstehen können. Für Jüngere ist Gleichberechtigung meist selbstverständlich. Das ist ja auch das Problem: Junge Frauen verlassen die Kirche schweigend und sind nicht mehr da. Sie sind müde vom Diskutieren. Das Thema Gleichberechtigung hat sich gebessert, indem darüber geredet wird. Aber trotz des vielen Redens hat sich nichts verändert.
Warum nicht einfach der katholischen Kirche den Rücken zuwenden?