In Unterstürmig wird Kirchengeschichte lebendig
Autor: Josef Hofbauer
Unterstürmig, Mittwoch, 06. Sept. 2017
Anlässlich der 125. Wiederkehr der Weihe der Marienkapelle Unterstürmig erhellt eine Sonderschau das religiöse und weltliche Geschehen des Dorfes.
Von Freitag, 8. bis Montag, 11. September feiert Unterstürmig seine traditionelle Kirchweih mit Schlachtschüssel, Kirchweihbaum-Aufstellen, einem Festgottesdienst und einem Weißwurst-Frühstück am Kirchweihmontag. Das Besondere: Weil die Marienkapelle exakt 125 Jahre alt wird, hat ein fünfköpfiges Organisationsteam eine Sonderausstellung vorbereitet. An Stellwänden werden alle Dokumente in Zusammenhang mit der Kirche, aber auch der Ortsgeschichte gezeigt. Dafür wird ein eigenes Zelt aufgestellt.
Zufällige Entdeckung
Nach einem Sonntagsgottesdienst fiel der Blick von Edi Göller zufällig auf die Jahreszahl über dem Eingangsportal des Kirchleins, dessen Hauptaltar der Mariengrotte von Lourdes nachempfunden ist: 1892. Da stellte Göller fest: "Dann wird die Kapelle 2017 ja 125 Jahre alt." Ein Grund zum Feiern.Mit Ingrid Belzer vom Obst- und Gartenbauverein, ihrer Tochter Katharina Günther, Angela Saffer und Thomas Schwarzmann scharte er eine Gruppe um sich, die sich auf die Suche nach Unterlagen über die Historie des Kirchleins machte. "Leider haben wir keinen Hinweis gefunden, wer die Kirche gebaut hat. Wir haben auch keine Pläne gefunden", bedauert Edi Göller.
Die Priester aus Unterstürmig
Ingrid Belzer ist es aber gelungen, die Namen und Fotos sämtlicher Priester herauszufinden, die in den letzten hundert Jahren in Unterstürmig geboren wurden. So ist der Schriftverkehr von Pfarrer Georg Göller, geboren 1871 erhalten, der exakt vor hundert Jahren vom Bischöflichen Ordinariat in Bamberg die Erlaubnis erhielt, jeden Tagt in der Kapelle eine heilige Messe lesen zu dürfen. Dokumente gibt es auch zu dem Theologen und Lehrer Michael Arneth, der Mitglied des Bayerischen Senats war, zu dem in Rehau lebenden Pfarrer Hans Pfister oder den Brüdern Wolfgang und Gerhard Secknus sowie ihrem Onkel Josef Secknus, die ebenfalls im Weinberg des Herrn arbeiteten.
Dem Leben der Ordensschwestern Margarete Arneth (Schwester Berlindis) und Magdalena Göller, der Rektorin der Mädchenschule Herzogenaurach (und Ehrenbürgerin dieser Stadt) haben die Organisatoren der Ausstellung ebenso nachgespürt wie dem Wirken des Missionars Karl Schnapp, der eine Großteil seines Lebens in Uruguay verbrachte. Aufgelistet sind auch sämtliche Mesner von Unterstürmig in den letzten 125 Jahren.
Holzkreuz überstand verheerenden Brand
Die Sonderschau wirft auch einen Blick auf die seit 400 Jahren bestehende Fußwallfahrt von Unterstürmig zur Heiligsten Dreifaltigkeit nach Gößweinstein und das barocke Holzkreuz, das den verheerenden Brand vom 19. Juli 1825 überstand, bei dem 31 Häuser, 30 Scheunen, 18 Nebengebäude, 28 Schweineställe und fünf Kellerhäuser ein Raub der Flammen wurden.Erinnert wird ebenso an die Gründer des Ortes, an das Adelsgeschlecht der Stürmer aus Sachsen, die den Unterstürmigern den Spitznamen "Hörnerböck" eingebracht haben. Komplettiert wird die Ausstellung durch historische Fotos - unter anderem die erste Postkarte, die es von Unterstürmig gibt. Und eine Reihe von Fotos aus den 30-er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit.