Druckartikel: Kirchehrenbach will effektiver vorbeugen

Kirchehrenbach will effektiver vorbeugen


Autor: Pauline Lindner

, Mittwoch, 03. August 2011

Die Gemeinde erwägt, ein Engstelle im Kanal zu erweitern. Damit will sie ein ähnliches Hochwasser wie Ende Juli künftig vermeiden. Auch weitere Überflutungsflächen sind im Gespräch.
Am 20. Juli  stand auch der Ortskern von Kirchehrenbach unter Wasser.  Foto: Simon Albert


Die frühere Gemeinderätin Rosl Albert wohnt schon ihr ganzes Leben in der Bahnhofstraße, 80 Jahre sind es inzwischen. "Wir hatten hier nie Hochwasser", erinnert sie sich. Bis vor wenigen Wochen, am Morgen des 20. Juli, der ganze Straßenzug unter Wasser stand. Denn der Ehrenbach staute sich auf Höhe des Bahndamms. Der Bach wälzte sich seiner Mündung entgegen, drang in Keller ein, schwemmte Öltanks auf und schleppte die verseuchte Last weiter.
38 Feuerwehreinsätze waren allein in dem Straßenzug nötig. Nicht berücksichtigt sind hierbei jene Familien, die sich mit eigenen Gerät helfen konnten. Insgesamt waren die 31 Kirchehrenbacher Feuerwehrler und ihre ihre Kollegen 16 Stunden ununterbrochen im Einsatz.
Die jüngste Gemeinderatssitzung stand ganz im Zeichen der Schadensfeststellungen, aber vor allem der Verhinderung künftiger Schäden.

Nur einer der Geschädigten hat eine Elementarversicherung, bei anderen lehnten die Versicherer die Aufnahme ab. Verärgert zeigten sich die Bürger vor allem , weil das Landratsamt keinen Katastrophenalarm ausgelöst hatte.
Ursache des Rückstaus war die Verengung des Bachbetts kurz vor dem Durchlass unter dem Gleiskörper. Eingebracht worden war der Beton wegen der früheren Wässeranlagen, aber das Wehr ist schon lange nicht mehr im Gebrauch. Vermutlich steht es im Eigentum der Wässergemeinschaft. Zu der Erkenntnis waren die Kirchehrenbacher schon am 22. Juli gelangt, als sich die Betroffenen aus der Bahnhofstraße mit Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) und der Verwaltung zusammensetzten.
Einen weiteren Gefahrenpunkt hat man eruiert: Der Kanal in der Bahnhofstraße ist zu gering dimensioniert. Zwar durchquert ein 1,80 Meter breites Rohr den Bahndamm, aber vorher werden zwei Rohre zu einem einzigen mit einem Meter Durchmesser zusammengeführt und damit der Abfluss stark gedrosselt. Die Gemeinde, so Gebhardt, gab inzwischen ein hydraulisches Gutachten in Auftrag, wie die Engstelle entlastet werden könnte.
Hilfreich bei der Gefahrenminderung in Kirchehrenbach selbst könnte das Wissen älterer Bürger sein. Sie erinnern sich an einen Damm, der das letzte Stück des Ehrenbachlaufs begleitete.
"Uns wäre schon geholfen, wenn das Wasser nicht so konzentriert käme", sagte Dritter Bürgermeister Georg Maltenberger (FW), der selbst vom Hochwasser betroffen war. 20 Meter breit war der Bach am Ortseingang über die Ufer getreten.
Ein Gewässerentwicklungsplan für das ganze Einzugsgebiet des Baches wurde als nötig empfunden. Bisher sei er, so Anja Gebhardt, vom Wasserwirtschaftsamt nicht als so wichtig eingestuft worden.
"Leutenbach müssen mehr tun", forderte Maltenberger. Notfalls müsse die Nachbargemeinde dazu verpflichtet werden. "Alles Wasser kam vom Oberlauf des Ehrenbaches", wusste Elke Albert (SPD). Am Schwedengrabenwehr in der Wiesent sei überhaupt kein nennenswerter Pegelanstieg festzustellen gewesen.

Hilfe für Betroffene


Auf ihrem Gebiet will die Gemeinde Kirchehrenbach alles zur Vorbeugung tun. Seit zwei Jahren lässt die Gemeinde wieder die Gräben putzen. "Das wurde seit der Flurbereinigung nicht mehr gemacht." 5000 Euro hat man schon dafür aufgewendet. Michael Schnitzerlein (CSU) regte eine jährlichen Begang des Bachlaufs an.
Das nahm Gebhardt auf und legte als Zeitraum den November fest, damit das Holz und der Aufwuchs entfernt werden könnten. Zumindest der Zehn-Meter-Streifen in Gemeindebesitz entlang des Baches könnte so zur Überflutungsfläche werden. Ein Bewohner der Leutenbacher Straße schlug vor, das unbenutzte Wässerwehr am Ortsrand zu revitalisieren.
Die Auwiesen könnten so Wassermengen aufnehmen. Einen weiteren Sinkkasten braucht man in der Bahnhofstraße. Wie Anwohner mit einer Schlauchwaage ausgemessen haben, fehlt der am tiefsten Geländepunkt. Währenddessen läuft die Hilfe für die Betroffenen. Die Gemeinde verhandelt derzeit mit einem Stromlieferant über einen Sondertarif für Trocknungsgeräte. Die Kommune nimmt auch Spenden für die Geschädigten entgegen. Die Heimatfreunde, so Ratsmitglied Rainer Gebhardt (SPD), stellen den Erlös aus ihrer Hüttenkerwa, rund 500 Euro zur Verfügung. "Die Gemeinde nimmt das Hochwasser keineswegs auf die leichte Schulter", betonte Gebhardt, verschwieg aber nicht, , dass die Bürger auch selbst Vorsorge treffen müssten. Die wünschen sich oft etwas Einfaches, aber Wirksames für ähnliche Situationen: einen lauten Alarm.