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Kirche trennt sich von Hiltpoltsteiner Kindergarten


Autor: Petra Malbrich

Hiltpoltstein, Dienstag, 08. Sept. 2015

Die evangelische Kirche hat die fachliche Trägerschaft für den Kindergarten in Hiltpoltstein gekündigt. Eine Erzieherin hat dort infolge einer zu geringen Auslastung bereits ihren Job verloren.
Der Hiltpoltsteiner Kindergarten bekommt ab dem kommenden Jahr einen neuen Träger.  Fotos: Petra Malbrich


Es ist wieder Leben in die Räume des Hiltpoltsteiner Kindergartens gezogen. Nach Ende der Ferien hat die Einrichtung wieder ihre Türen geöffnet. Alles scheint seinen Gang zu gehen.
Doch der Eindruck trügt. Mit Beginn des neuen Jahres wird der Kindergarten mit der politischen Gemeinde Hiltpoltstein einen neuen Träger bekommen. Damit aber nicht genug: Schon jetzt sind die Öffnungszeiten reduziert und eine Erzieherin sogar entlassen worden. Hintergrund beider Entscheidungen sind die gesunkenen Kinderzahlen.

"Wir wollten, dass das Gezerre um die Kinder aufhört", sagt Hans Hopfengärtner. Er ist Vertrauensmann des Kirchenvorstands. Der Hiltpoltsteiner Kindergarten liegt direkt neben der Hiltpoltsteiner Schule. Baulich sind die beiden Gebäude durch einen Flur miteinander verbunden.



Schule zieht nach

Diesen Flur nutzten bis zum vorletzten Jahr auch die Schulkinder, um zur Mittagsbetreuung in die Räume des Kindergartens zu kommen. Im vergangenen Jahr hat die Schule allerdings eine eigene Mittagsbetreuung angeboten, was dem Kindergarten viele Teilnehmer genommen hat.

Hinzu kommt, dass die Hiltpoltsteiner Grundschule ausgewählt wurde, ab dem neuen Schuljahr am Projekt "Offene Ganztagesschule" teilzunehmen. Das bedeutet, die Kinder erhalten ab diesem Schuljahr die Mittagsbetreuung kostenlos. Keiner würde sein Kind mehr kostenpflichtig im Kindergarten zur Betreuung anmelden. "Wie schaffen wir ohne die Kinder der Mittagsbetreuung vernünftige Öffnungszeiten", nennt Hopfengärtner eine der Fragen, mit deren Antworten sich die evangelische Kirche als Träger lange beschäftigt hat.

Zwei Lehrer und eine Hausmeisterin erhalten den Schulbetrieb, 20 Kinder sind im Kindergarten und in der Kinderkrippe untergebracht. Der demografische Wandel schlägt durch, noch mehr, gerade weil Hiltpoltstein ein Ort ist, der eher abgeschieden liegt.

Manche Eltern bringen ihre Kinder deshalb in Kindergärten unter, die auf ihrem täglichen Arbeitsweg Richtung Nürnberg oder Erlangen liegen. Dabei zählt für den Hiltpoltsteiner Kindergarten jedes Kind. Außer den fehlenden Mittagsbetreuungskindern bereitet dem Kindergarten auch der Betreuungsschlüssel des seit 2005 geltenden Kindergartengesetzes Probleme. Den schwankenden Kinderzahlen mussten die Arbeitsstunden angepasst werden. "Das würde kein normaler Arbeitnehmer mit sich machen lassen", klagt Hans Hopfengärtner.
Mal eine Stunde mehr, dann wieder herunter - so wurde mit den Arbeitsstunden der Erzieherinnen jongliert, um die gesetzlichen Regelungen einzuhalten und dennoch Kindergartenbetrieb und Öffnungszeiten attraktiv zu gestalten. "Mehr Stunden werden nicht gefördert, weniger Stunden werden gestrichen", erklärt Hopfengärtner


Bauer spielt auf Zeit

Freitags wird der Kindergarten künftig seine Pforten früher als bisher um 16 Uhr schließen. Und eine 60 Jahre alte Erzieherin, die 20 Stunden in der Woche dort arbeitete, wurde mit Beginn des neuen Kindergartenjahres entlassen.

Zufriedenstellende Optionen hatte die Kirche nach eigenen Angaben nicht. Zum Wohl der Kinder und der Eltern entschied sich die Kirche, die Trägerschaft an die Gemeinde zu übergeben. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt Hopfengärtner. "Ich denke, dass diese Lösung gut ist und jeder damit leben kann", sagt Bürgermeisterin Bauer.

Auch die Erzieherinnen können die Entscheidung verstehen. Aber sie haben große Sorge um ihren Arbeitsplatz. "Wir sind fertig und hatten schon in der Vergangenheit das Gefühl, dass die politische Gemeinde nicht von unser Arbeit überzeugt ist", sagt Andrea Roder. Beruhigen will die Bürgermeisterin hier nicht. Über personelle Entscheidungen möchte sie sich nicht äußern, diese werde man im Gemeinderat besprechen. Dennoch wird schon jetzt eine neue Fachkraft mit Schulbeginn zusätzlich zur Hausmeisterin und einer anderen Mitarbeiterin für die qualifizierte Hausaufgaben- und Mittagsbetreuung eingestellt.