Kinderzahl übersteigt Betreuungsplatz-Angebot
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Mittwoch, 18. Juli 2018
Die Analyse einer Elternbefragung des Kreisjugendamtes ergibt, dass die Entwicklung der Betreuungsplätze mit der steigenden Kinderzahl nicht Schritt hält.
Die Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder und über Dreijährige wurde in den Gemeinden und Städten des Landkreises in den letzten Jahren zwar ausgebaut - aber die Entwicklung der Betreuungsplätze hat mit der Zunahme der Kinderzahlen nicht Schritt gehalten. Dies ist das Fazit einer Erhebung, die das Amt für Jugend- und Familien in Kooperation mit den Gemeinden und Städten des Landkreises durchgeführt hat.
Im Jugendhilfeausschuss des Kreises erläuterte Martin die aktuellen Ergebnisse und setzte sie in Bezug zu einer Befragung, die bereits 2015 durchgeführt worden war. Seitdem seien für Kleinkinder 84 Betreuungsplätze hinzugekommen. Derzeit stehen für diese Altersgruppe 972 Plätze zur Verfügung. Dies bedeutet einen Zuwachs von 9,5 Pozent. Aus der Erhebung geht allerdings auch hervor, das die Anzahl der Kinder unter drei Jahren im selben Zeitraum um 10,8 Prozent zugenommen habe.
Gesellschaftliche Veränderungen
Hintergrund der Entwicklung: Die Veränderungen der Familienstrukturen in Gesellschaft und Arbeitswelt haben auch im Landkreis Forchheim zu einem Wandel der Familienstrukturen geführt. Immer mehr Eltern müssen oder wollen Berufstätigkeit und Familienleben in Einklang bringen. "Eine verlässliche und flexible Kinderbetreuung außerhalb der Familie gewinnt zunehmend an Bedeutung", stellt Martin Hempfling in seinem Sitzungsvortrag fest. Auch bei den über Dreijährigen ist die Inanspruchnahme von Betreuungsplätzen gestiegen.Der Grund liegt in steigenden Geburtenzahlen und im Bevölkerungs-Zuzug. Während die Kinderzahlen seit 2015 um 364 oder 10,8 Prozent zunahmen, kamen im selben Zeitraum 164, zum großen Teil provisorische Betreuungsplätze hinzu. Dies entspricht einer Steigerung von 4,5 Prozent. Auch hier zeigt sich: Die Entwicklung der Betreuungsplätze hat somit, ähnlich wie bei den unter Dreijährigen, mit der Entwicklung der Kinderzahlen nicht Schritt gehalten.
Baulandausweitung und Migration
Als Einflussfaktoren für den gestiegenen Betreuungsbedarf ging Hempfling unter anderem auf zwei Themen ein: Die Baulandentwicklung und die Migration. Die Ausweitung von Wohngebieten habe beispielsweise Konsequenzen für die Schaffung von Kitas. Und bei Migrantenkindern führe ein erhöhter Förderfaktor (1,3) dazu, dass die Einrichtungen die zusätzlichen Geldmitteln entweder in mehr Personal investieren - oder sich kleinere Gruppen leisten könnten. Wobei letzteres von Experten als die pädagogisch sinnvollere Alternative angesehen werde. Was die Betreuungszeiten betrifft, geht aus der Elternbefragung hervor, dass als Beginn überwiegend die Uhrzeit zwischen sieben und acht Uhr gefragt ist. In nur 25 Fällen wurde eine Betreuung ab sechs Jahr gewünscht, 22 Eltern gaben 6.30 Uhr an.
Beim Betreuungsende lagen die Spitzenwerte der Wünsche bei 14, 15 und 16 Uhr - deutlich abfallend ist der Bedarf nach 17.30 Uhr. Martin Hempfling fasst zusammen: " Der Wunsch wäre ein Regelangebot von sieben bis 17 Uhr."
Ein anderes Thema sind die Schließtage: Der Wunsch vieler Eltern ist ein ununterbrochenes Betreuungsangebot - am liebsten auch noch samstags. Aus Urlaubsgründen und wegen des Überstundenabbaus seien Schließtage unvermeidlich, wird von den Trägern argumentiert. Um auszuloten, ob man sich gegenseitig personell mit "Springern" aushelfen könnte, wurde in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses ein Meinungsaustausch zwischen den Trägern der Betreuungseinrichtungen angeregt. Was die Samstagsbetreuung anbetrifft schränkt Martin Hempfling indes etwaige Hoffnungen ein: "Ich glaube eher, dass es keine Samstagsbetreuung geben wird." Jedoch stellt er unumwunden fest, dass es Bedarf beim Ausbau von Krippen- und Kindergartenplätzen gebe.
Zuständig für die Kindertagesbetreuung seien die Gemeinden, die verpflichtet seien einen Bedarfsplan aufzustellen. Man sei den Verwaltungen dabei gerne behilflich, versichert Hempfling. Die aktuelle Planung der Gemeinden sei jedoch nicht ausreichend, den Betreuungsbedarf zu decken. Jedoch räumt Martin Hempfling ein, dass das Angebot sehr unterschiedlich verteilt sei. Es gebe durchaus Gemeinden, die genügend Betreuungsplätze anböten, andernorts gebe es Defizite.