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Kinderbetreuung im Kreis Forchheim liegt im Argen


Autor: Josef Hofbauer

Ebermannstadt, Mittwoch, 26. April 2017

Der Jugendhilfeplaner im Landkreis Forchheim rechnet vor: Es gibt zu wenig Plätze in den Kindertageseinrichtungen.
Kinderbetreuung im Kreis Forchheim ist kein Kinderspiel. Foto: Andreas Hofbauer/Archiv


Der Jugendhilfeplaner des Landkreises Forchheim, Martin Hempfling, schlägt Alarm. "Es gibt zu wenig Plätze in Kindertageseinrichtungen", erklärte er den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses in der Sitzung in Ebermannstadt. Viel zu wenige.

Müssten für die fehlenden Plätze Kindertagesstätten errichtet werden, würde das eine Investition von fünf Millionen Euro bedeuten, rechnete Hempfling vor.

Da kommt die Betreuung der Kinder durch Tagesmütter oder Tagesväter bedeutend billiger. 1,1 Millionen Euro habe der Landkreis im vergangenen Jahr dafür ausgegeben, berichtete der Jugendplaner. Hempfling unterstrich: "Wir brauchen die Tagesmütter dingend!" Ohne sie sei die gesetzlich garantierte Kinderbetreuung nicht zu gewährleisten.


Betreuungsquote geht zurück

Die Betreuungsquote sei sogar zurückgegangen. Das liege schlicht und einfach daran, dass nicht genug Plätze in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung stünden. Dennoch liegt der Landkreis Forchheim mit 32,6 Prozent noch über der bayernweiten Quote, die lediglich 27,2 Prozent erreicht. Am besten ist die Situation in Coburg, wo 42,2 Prozent der Kinder in Kitas untergebracht werden könnten.

Von den 4648 Kindern bis drei Jahren im Landkreis Forchheim würden lediglich 1115 Kinder betreut, davon 120 in der Kindertagespflege. 879 seien in Kitas in der eigenen Gemeinde untergekommen. 99 Kinder besuchten eine Kindertagesstätte in einer anderen Kommune und 47 Kinder würden ein eine Kita außerhalb des Landkreises gebracht.

Von den 3240 Kindern zwischen drei und sechs Jahren besuchten 90 Prozent (2931) einen Kindergarten am Heimatort. 228 Kinder seien in einem Kindergarten in einer Nachbarkommune untergekommen und lediglich drei Prozent (81 Kinder) besuchten eine Kita außerhalb des Landkreises. In dieser Bilanz hat Hempfling festgestellt, dass 35 Kinder mehr in andere Landkreise gefahren würden als in den Landkreis Forchheim hereinkämen.


Mit Tagesmüttern gut versorgt

Erfreulicherweise sei der Landkreis Forchheim mit Tagesmüttern gut versorgt. Nichtsdestotrotz täuschten die Zahlen über die tatsächliche Situation hinweg. Würden Kinder mit Migrationshintergrund mit dem Faktor 1,3 gerechnet - also werde ihnen als ein erhöhter Betreuungsaufwand zugestanden -, fehlten im Landkreis Forchheim bereits 88 Plätze. Nehme man Kinder mit Handicaps hinzu, steige diese Zahl auf 138.

Kompensiert werde das Defizit durch Provisorien. So werden den Kindergärten eine Überbelegung von zehn Prozent eingeräumt. Dies nähmen viele Kindergärten bereits zu Beginn eines Kindergartenjahres in Anspruch. Dabei sollten diese Ausnahmen für Notfälle, etwa wenn Eltern während des Jahres umziehen und dringen einen Kindergartenplatz benötigen, reserviert bleiben. Hempfling folgerte daher: "Wenn wir eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung haben wollen, darf es keine Überbelegung geben."

Im Moment würden die Provisorien aber benötigt, um den aktuellen Ansprüchen gerecht werden zu können. Den größten Handlungsbedarf sieht der Jugendplaner bei den Zwei- bis Dreijährigen. Hier müsse der Übergang von der Kindertagesstätte zum Kindergarten fließend geregelt werden. Deshalb müsse ein verstärktes Augenmerk auf die gemeindebezogene Bedarfsplanung gelegt werden.

Der Landrat Hermann Ulm (CSU) soll dies den Verantwortlichen in den Kommunen bei der nächsten Bürgermeister-Dienstbesprechung nahebringen.