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Kinder sollen in Ebermannstadt Energie-Coaches werden


Autor: Josef Hofbauer

Ebermannstadt, Dienstag, 30. Sept. 2014

Das Energiekonzept von Ebermannstadt soll nicht in der Schublade verstauben. "Bei der Umsetzung kann jeder kräftig Geld sparen", verspricht der Energie-Experte Josef Pauli von der Technischen Hochschule in Deggendorf.
Stand-by-Schaltungen sind Stromfresser. "Besser abschalten", empfiehlt der Energie-Experte Josef Pauli.  Foto: Josef Hofbauer


Das Energiekonzept für die Bürger von Ebermannstadt, erstellt von der Technischen Hochschule Deggendorf, soll nicht in der Schublade verstauben. Es gehe darum, die Themen Energiesparen und den bewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen in die Köpfe der Bürger zu bringen, bekräftigte Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Deshalb plädierte sie dafür, zwei der in den "Energiewerkstätten" vorgebrachten Beispiele weiterzuverfolgen.

Ziel des Konzeptes sei es, sagt Energiemanager Josef Pauli von der Technischen Hochschule Deggendorf, möglichst viel Energie vor Ort zu erzeugen. So bleibe die Wertschöpfung in der Region.

Als Motor dieser Bemühungen schlug Pauli die Stadtwerke vor, auch wenn Energiesparen und der Energieverkauf der Stadtwerke einen Spagat bedeuteten.

Der Teamleiter für angewandte Energieforschung bezifferte den gesamten Energieverbrauch von Ebermannstadt auf 240 Millionen Kilowattstunden, was einem Heizöl-Verbrauch von 24 Millionen Litern oder 10 000 Haushalten entspricht. Fast 55 Prozent davon entfallen allein auf den Wärmebedarf, knapp ein Drittel auf den Verkehr und rund ein Sechstel auf den Stromverbrauch. Dennoch verursacht der Stromverbrauch 42 Prozent des gesamten CO2 -Ausstoßes. Mit anderen Worten: Der Wärmebedarf wird bereits zu einem Fünftel aus erneuerbaren Energien gedeckt.

Obwohl 81 Prozent des Wärmeverbrauches (131.800 Megawattstunden) auf private Haushalte entfallen, sei das Bewusstsein für Energiesparen nicht sonderlich stark ausgeprägt, stellte Pauli fest. "Immerhin", verdeutlicht der Experte, "reden wir da von einem Energieverbrauch von sechs Millionen Euro."

Umweltbewusstsein ist schwach

Von den knapp 37 000 Megawattstunden Strom verbrauchen die privaten Haushalte rund 40 Prozent. Der Löwenanteil entfällt auf die Gewerbebetriebe und die Industrie. So haben sich die Mitarbeiter des Technologie-Campus Freyung-Grafenau umgesehen, wo es in und um Ebermannstadt Möglichkeiten gibt, mehr Energie umweltfreundlich zu erzeugen. Standorte für Wasserkraft-Anlagen wurden dabei ebenso erkundet wie Flächen, die sich für die Nutzung von Windkraft oder Erdwärme eignen. Der Wärme-Kataster schließt auch Biogasanlagen nicht aus, allerdings müsse der Betreiber hier besonderes Augenmerk auf den richtigen Mix legen. Bei Privathaushalten und Gewerbebetrieben gebe es Potenzial für Photovoltaikanlagen.

Als Ansprechpartner für die Umsetzung des Energiekonzeptes empfahl Josef Pauli einen Energiebeauftragten. Seine Aufgabe sei es, einen kommunalen Energierat einzuberufen, der die umzusetzenden Maßnahmen beratend begleitet. Dieses Gremium solle Leitlinien definieren, an denen sich die Bürger orientieren können. Um das Energiekonzept am Laufen zu halten, müsse die Kommune mit meinem finanziellen Engagement von rund 15 000 Euro pro Jahr rechnen.

Nach den Erfahrungen des Deggendorfer Umwelt-Experten könne das Interesse am Energiesparen nur dann geweckt werden, wenn jemand dadurch wirklich Geld spart. Dies sei die nachhaltigste Bewusstseinsbildung. Energiecontrolling sei dabei zwingend. Deshalb stellte Pauli eine Reihe von Maßnahmen vor, die noch heuer umgesetzt werden könnten.

Eltern lernen von Kindern

Der Stadtrat entschied sich mehrheitlich dafür, Lehrer und Verwaltungsangestellte als Energie-Manager zu qualifizieren und die Kinder der dritten Klassen zu Energie-Coaches auszubilden. "Eltern lernen von den Kindern", argumentierte Pauli.

Außerdem sollen Hausmeister und technisch Verantwortliche von Schulen, Kindergärten oder der Verwaltung - unter anderem auch kirchlicher Liegenschaften - so qualifiziert werden, dass sie die Heizungssteuerung optimieren können. Die Heinzungskomponenten müssten richtig eingesetzt werden. Das rechne sich. Auch durch die Reduzierung von "Stand-by-Schaltungen" lasse sich der Stromverbrauch senken. Dies funktioniere auch im privaten Bereich. Der Kurs, wie man die Heizung richtig einstellt, bringe eine Ersparnis von zehn bis 15 Prozent. "Bei einer Teilnahmegebühr von 58 Euro liegt die Ersparnis zwischen 150 und 300 Euro", versprach Pauli.