Kersbacher kämpfen um ihr Ortsbild
Autor: Ekkehard Roepert
Kersbach, Donnerstag, 06. Juli 2017
Bei einer Bürgerinformation in Kersbach bekam OB Uwe Kirschstein (SPD) den hartnäckigen Widerstand gegen die Baupläne Pointäcker Süd zu spüren.
Der Saal war voll und die Diskussionsfreude der Kersbacher Bürger war so groß, dass sich nach zwei Stunden Unmut breit machte. Denn Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) beendete gegen 20.30 Uhr den Informationsabend zum Bebauungsplan im Gebiet Pointäcker Süd. Woraufhin der OB regelrecht mit Fragen bestürmt wurde. Die Leute standen Schlange, um ihr Anliegen unter vier Augen doch noch los zu werden.
36 Prozent reduziert
Der Abend hatte viele Themen: Es ging zwar vor allem um die Dichte der Bebauung in Pointäcker Süd; es ging aber auch um den Hochwasserschutz in Kersbach - und schließlich warb auch noch Leonhard Valier (Büro für Städtebau und Bauleitplanung in Bamberg) um die Ideen der Kersbacher zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek).Dem Chef des Bauamtes, René Franz, war nach zweistündigem Informationsaustausch die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben: Denn Architekt Thomas Lemberger (der im Auftrag des Investors REA, Projektholding AG, arbeitet) hatte zwar auf den Protest der Forchheimer Stadträte (im Planungsausschuss) reagiert und ein "deutlich reduziertes Konzept" vorgelegt; und dabei hatte Lemberger auch die von der Stadt geforderte "Forchheimer Mischung" (40 Prozent Geschosswohnungen, 25 Prozent Einzelhäuser, 20 Prozent Doppelhäuser, 15 Prozent Reihenhäuser) in seinem neuen Plan abgebildet. Doch obwohl die Bebauung um 36 Prozent reduziert wurde (von 108 auf 69 Wohneinheiten), wollten die Kersbacher Bürger die Planung in dieser Form partout nicht akzeptieren.Vor allem der viergeschossige Riegel, der das Gebiet Pointäcker Süd vor Lärm schützen soll, brachte die Bürger auf die Palme.
Ein Bürger verwies auf die Häuser am Großen Weiher. Auch dort sei man mit flacheren Häusern und ohne Lärmschutz ausgekommen. Architekt Lemberger konterte mit dem Baugesetzbuch, das einen schonenden Umgang mit Flächen vorschreibe. Und René Franz erinnerte daran, dass in Kersbach schon jetzt eine dreigeschossige Bebauung gängig sei und dass die Einfamilienhäuser im Pointäcker auf den Lärmschutz durch den viergeschossigen Geschosswohnungsbau angewiesen seien.
Doch die Einsicht in die Notwendigkeit einer relativ dichten Bebauung, um die Nachfrage nach Wohnraum zu decken, ging bei den Bürgern im Sportheim an diesem Abend gegen Null.
Misstrauen wegen der Profitorientiertheit des Investors war immer wieder herauszuhören. Aber auch Ängste, die neuen Häuser könnten wegen des fehlenden Hochwasserschutzes Schaden nehmen (was Tiefbauchef Werner Schaup jedoch verneinte, denn ab 2018/19 werde der neue Hochwasserschutz wirksam). Viele Stimmen richteten sich auch gegen den "Verlust der Identität", der in Kersbach drohe.
"Wer soll in solche kasernenförmigen Gebäude einziehen? Ich würde es nie tun", sagte ein Bürger. Ein anderer berief sich auf das vom Baugesetzbuch geschützte Ortsbild: "In dieser Form ist das nicht umsetzbar."
Hardy Kleiner (Sprecher des Investors) fand es nicht fair, dass viele von "Kaserne" sprachen: "Das ist ein Geschosswohnungsbau, was stellt Ihr Euch vor?" OB Kirschstein betonte, dass nicht der Investor die Pläne mache. "Dafür ist der Stadtrat zuständig und wir sind heute hier, um Ihre Ideen zu sammeln. Korrekturen sind weiter möglich."