Kellerwald in Forchheim: Bierkeller oder "Ballermann"?

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Foto: Josef Hofbauer/Archiv
Foto: Josef Hofbauer/Archiv

Im Forchheimer Kellerwald prallen unterschiedliche Nutzungen aufeinander. Die einen wollen die Oase der Ruhe erhalten, die anderen möchten Rock-Konzerte.

Wie viel Rockmusik verträgt der Forchheimer Kellerwald? Diese Frage stellte Klaus Backer, Leiter des Ordnungsamtes, den Mitgliedern des Hauptausschusses. Der Anlass: Ein Kellerwirt stelle verstärkt Anträge, solche Veranstaltungen durchführen zu dürfen. Doch die Kellerwirte müssten gleich behandelt werden, fand Backer. Und: Die Ruhe im Kellerwald müsse für die Besucher dieser Oase, als auch die unmittelbaren Anwohner in der Lichteneiche als gleichwertiges Gut betrachtet werden.

Somit standen die Ratsmitglieder vor einer Art "Quadratur des Kreises". Die Gastronomen im Kellerwald seien Wirtschaftsunternehmen, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssten.

Ruhe oder Profit

Die Ausrichtung von Hochzeiten, Polterabenden und runden Geburtstagen stellten lukrative Einnahmequellen dar, die aber die Besucher anderer Keller und Anwohner in ihrer Ruhe beeinträchtigten, so Backer. Er bat um eine Entscheidungsgrundlage für die Monate April bis Oktober, jene Zeit, in der Freiluftveranstaltungen abgehalten werden. "Da die Keller nahe beieinanderliegen, besteht die Gefahr einer Art Dauerbeschallung", warnte Backer. Eine Regelung sei daher dringend notwendig, zumal der Gesetzesrahmen bis zu zwölf Veranstaltungen mit Live-Musik zulässt.

Als Kompromiss schlug der Leiter des Ordnungsamtes vor, drei solche Veranstaltungen außerhalb des Annafestes zuzulassen. Bei zehn bis zwölf Kellergaststätten, die saisonal betrieben werden, ergäbe das bei drei Terminen pro Keller aber bereits 30 bis 36 Musikveranstaltungen pro Saison, gab Backer zu bedenken.

Stadtrat Albert Dorn (FW) plädierte dafür, dass außerhalb des Annafestes grundsätzlich nur Musik ohne Verstärker auf den Kellern erlaubt sein sollte. Die Geduld der Anwohner solle nicht überstrapaziert werden. Manfred Hümmer (FW) stellte sich auf den Standpunkt "Leben und leben lassen". Soll heißen: Die Wirte sollten untereinander regeln, wann auf welchem Keller elektronisch verstärkte Musik gespielt wird. Immerhin seien solche Musikveranstaltungen auch Frequenzbringer. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) verstand die Absprachen als Einstieg in einen Emissionshandel auf den Forchheimer Kellern.

Stadträtin Ute Samel (SPD) sprach von einer Gratwanderung. Eine zeitliche Begrenzung, ein Frühschoppen oder eine Abendveranstaltung bis 22 Uhr könne helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Martina Hebendanz (CSU) plädierte dafür, bei den Genehmigungen großzügig zu sein. Sie regte an, das Lärm-Problem über kontrollierte Messungen in den Griff zu bekommen, musste sich aber belehren lassen, dass Lärm äußert schwer in den Griff zu bekommen sei.

Das hänge unter anderem von der Windrichtung ab, so Klaus Backer. Treffe der Schall unerwartet auf ein Hindernis, könne es zu einer Lärmbelästigung kommen, die so nicht vorhersehbar sei. Dies lasse sich durch Beispiele aus der Praxis der Annafeste der vergangenen Jahre belegen.

Joshua Flierl (CSU) fand, dass der Kellerwald durch Rock-Veranstaltungen ganzjährig aufgewertet werde. Drei Veranstaltungen seien viel zu wenig, befand er. Zum Leidwesen von Albert Dorn, dem das Profitinteresse zu sehr im Vordergrund stand. "Der Schichtarbeiter hat ein Recht auf Schlaf und am Wochenende müssen sich die Anwohner rings um das Annafestgelände erholen können - ohne laute Musik", konterte der erfahrene Kommunalpolitiker. Der Kellerwald dürfe nicht zum Ballermann werden, waren sich die Ratsmitglieder einig. Angesichts des Spagates der unterschiedlichen Interessen regte CSU-Fraktionschef Udo Schönfelder an, über dieses Thema erst einmal in den Fraktionen zu beraten. Die Diskussion habe gezeigt, dass es hier die unterschiedlichsten Auffassungen gebe. Das Thema wurde vertagt. Bevor es erneut aufgegriffen werden soll, regte Stadtrat Manfred Hümmer an, ein Stimmungsbild bei den Kellerwirten einzuholen. Dies könne die Entscheidung des Gremiums möglicherweise erleichtern.