Druckartikel: Keiner muss alleine sterben - So arbeiten Forchheims Hospizhelfer

Keiner muss alleine sterben - So arbeiten Forchheims Hospizhelfer


Autor: Mirjam Stumpf

Forchheim, Mittwoch, 02. Dezember 2020

Die Ehrenamtlichen des Hospizvereins im Kreis Forchheim versuchen, auch während der Pandemie zu signalisieren: Wir sind für Sterbende und Angehörige da.
Elisabeth Handschuh ist seit über zehn Jahren als Hospizbegleiterin aktiv. Der Adventsbasar, der während der Adventszeit in den Räumen des Hospizvereins stattfindet, bietet auch den Ehrenamtlichen die Möglichkeit, sich nach langer Funkstille untereinander auszutauschen. Mirjam Stumpf


Elisabeth Handschuh schmückt noch einen Tischweihnachtsbaum aus Holz mit Stoff- und Holzfiguren, Sternen und Engeln, bevor sie ihn zu den anderen potenziellen Geschenken stellt: Auf dem Verkaufstisch für den Adventsbasar liegen bereits weitere handgenähte, gebastelte oder gebackene Kleinigkeiten.

Handschuh ist ehrenamtliche Hospizbegleiterin beim Hospizverein für den Kreis Forchheim. Der jährliche Basar, für den sie sich mit engagiert und dessen Erlös der Hospizarbeit zugute kommt, bietet den aktiven Ehrenamtlichen nach langem wieder die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.

Hospizarbeit in Forchheim: "Du hast Menschen eine Freude gemacht" sei ein bedeutender Gedanke

2008 hat sie nach dem Erleben des Todes im nächsten Umfeld die Ausbildung zur Hospizbegleiterin gemacht, später noch die zur Kinderhospizbegleiterin. "Du hast Menschen eine Freude gemacht", das sei ein bedeutender Gedanke, der sie selbst oft dabei begleite und der einem viel gebe, beschreibt die engagierte Frau.

Der Hospizverein für den Landkreis besteht seit knapp 25 Jahren. Er hat 315 Mitglieder, von denen 95 als Ehrenamtliche Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörige begleiten, sagt Ulrike Jochemczyk, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes. Im Jahr erreichen den Verein etwa 150 Anfragen von Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern oder Sterbenden selbst.

Hat sich ein Hospizbegleiter nach einem Erstgespräch für eine Begleitung gefunden, besucht dieser den Patienten regelmäßig und entlastet auch die Angehörigen. Während der Kontaktbeschränkungen war das in der gewohnten Form nicht mehr möglich. "Die Angst davor war da, dass uns die Ehrenamtlichen wegbrechen", sagt Anja Raue, eine der drei hauptamtlichen Koordinatorinnen.

Bewahrheitet haben sich diese Sorgen aus dem Frühjahr nicht. "Wir sind im Moment gut dabei und aktiv. Bei uns geht es weiter."

Forchheim: Die Anfragen nach Trauerbegleitungen haben zugenommen

Trotzdem hieß es erst einmal: Pause. Die Handhabung, wie mit den Begleitungen der Patienten in der finalen Phase umgegangen wird, sei von Pflegeeinrichtung zu Pflegeeinrichtung unterschiedlich. Die Ehrenamtlichen haben die Begleitung stattdessen per Telefon aufgenommen oder kleine Geschenke vor die Tür gestellt, berichtet Anja Raue.

Das funktioniere aber nur in Maßen. Persönlich habe man viel mehr Gespür, worauf es bei dieser Arbeit ankomme. Wichtig sei es für den Verein deshalb vor allem, den Kontakt zu den Einrichtungen zu halten. Also präsent bleiben, ohne ständig vor Ort zu sein, sagt Ulrike Jochemczyk.

Die Trauerbegleitung ist ein weiterer Teil der Arbeit, für die eine zusätzliche Ausbildung nötig ist. "Trauerbegleitung beginnt ab der Diagnose", sagt Koordinatorin Raue. Zu diesen habe es in den vergangenen Monaten vermehrte Nachfrage gegeben, da viele sich nicht mehr richtig verabschieden hatten können, sagt Raue. Sei es wegen der begrenzten Besuchszeit oder belastenden Regelungen in den Heimen. Dann gelte es, die Hinterbliebenen in der Zeit so gut wie möglich aufzufangen. Denn "der Zeitraum zwischen Tod und Beerdigung ist besonders wichtig", sagt sie. In dieser werde eine Grundlage für das Loslassen gelegt.

Auf der anderen Seite sei es auch für die Hospizbegleiter nicht leicht gewesen, wenn ein Patient verstorben ist, ohne dass sie sich selbst verabschieden konnten. Oft hätten die Begleiter dies dann nicht gleich mitbekommen, wenn das Überbringen der Nachricht mit den sich häufig wechselnden Regeländerungen untergegangen ist.

Der wichtige Austausch untereinander fehlt

In diesem Jahr konnten die Ehrenamtlichen sich so gut wie nicht treffen, sich nicht austauschen, beispielsweise bei angebotenen Seminaren. Eine belastende Situation. "Sie sind das Fundament", sagt die Vorsitzende über deren Engagement. Den Einsatz und die Überzeugung der Helfenden schätzen Jochemczyk und Raue sehr. "Sogar beim Sonntagsbraten fahren sie los, wenn es sein muss", erzählt Anja Raue von einem Fall.

"Wir dürfen die Schwerstkranken nicht vergessen. Wir leisten einen Beitrag dazu, dass das Thema nicht ausgeklammert wird", macht Ulrike Jochemczyk die Relevanz der Hospizarbeit zu jeder Zeit deutlich. "Es darf nicht sein, dass jemand alleine sterben muss." Bei der Hilfe der Ehrenamtlichen komme es nicht auf den Umfang an, so Anja Raue. "Eine Begleitung im Jahr, und wenn es nur eine halbe Stunde ist, ist schon ein Geschenk für uns."