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Keine Panik beim Parken in Forchheim


Autor: Nikolas Pelke

Forchheim, Dienstag, 16. Oktober 2012

Die Kutschen werden immer größer. Die Parklücken bleiben oft, wie sie sind. Bei einer Probefahrt mit einem Neuwagen strapaziert der Lenker seine Gelenke und hat trotzdem viel Spaß beim Parken.
Eine kurvenreiche Fahrt zum Oberdeck des Parkhauses Kronengarten. Von Platzangst hinterm Steuer kann keine  Rede sein.  Fotos: Barbara Herbst


Verlässliche Zahlen gibt es nicht, aber die Dunkelziffer ist hoch. Auch in Forchheim leiden wahrscheinlich immer mehr Autofahrer unter Panik und Wut bei der Suche nach der passenden Parklücke. Je kleiner die Parkbucht, desto größer der Angstschweiß beim Einparken. Grund Nummer 1: Unsere Autos werden immer größer. Grund Nummer 2: Unsere Parklücken wachsen nicht automatisch mit. Die Folge ist die neue "Volkskrankheit": Parkplatzpanik!

Grund genug mit einem Gefährt der neuesten Generation eine Probefahrt durch die Stadt zu unternehmen. Mit dem kleinen Reporter-Mobil geht es zu einem großen BMW-Händler in Forchheim. Dort steht er - der Traum auf vier Rädern - in "Havanna metallic".

Ein kleiner Tritt aufs Gaspedal


Ein Zündschloss hat das Auto nicht. "Einfach den Schlüssel irgendwo hinlegen", empfiehlt die freundliche Auto-Verkäuferin. Das Gefährt misst 1,81 in der Breite und 4,62 Meter in der Länge. "Die neue Modellgeneration der BMW 3er Limousine ist gegenüber dem Vorgängermodell um rund zehn Zentimeter gewachsen", sagt Annette Langguth vom Autohaus Wormser in Forchheim.

In der "Bayerischen Garagenordnung" ist geregelt, wie groß eine Parklücke mindestens sein muss. Fünf Meter lang, und mindestens 2,30 bis 2,50 Meter breit. Je nachdem, ob links oder rechts eine Wand das Einparken noch kniffliger macht oder nicht.

Jetzt ein kleiner Tritt aufs Gaspedal und schon spurtet der Testwagen über die Willy-Brandt-Allee. Ziel ist das Parkhaus am Kronengarten. Ein echter Härtetest für Mensch und Maschine.

Autos für die Cowboys


An der Ampel hält nebenan ein Geländewagen. Der Mann am Steuer thront hoch über der Fahrbahn. Keine Seltenheit auf fränkischen Straßen. "16 Prozent aller Neuzulassungen im September waren SUV's", erzählt Jürgen Hildebrandt vom ADAC in Nürnberg. Mit der kleinen Abkürzung meint der Mann vom Auto-Club die großen Geländewagen. In Amerika heißen die "Off-Roader". Bei uns kurven eher "Soft-Roader" herum. Also Autos, die mehr für die Asphaltpisten der Großstadt-Cowboys gebaut sind, als für die einsame Prärie. Der Drang zur automobilen Größe heute habe aber wenig damit zu tun, erzählt Jürgen Hildebrandt weiter, während meine Limousine vor der Schranke am Parkhaus hält. Den Automobil-Herstellern gehe es vielmehr um Komfort und Sicherheit.

Komfortabel ist die Kutsche, aber kann man auch leicht und sicher mit ihr einparken?

Schließlich ist ein Fahrer bei Probefahrten wie dieser schnell mit 1000 Euro Selbstbeteiligung dabei, wenn das Auto auch nur einen Kratzer abkriegt. Dann wird es ernst. Das erste Parkdeck ist belegt. Im zweiten schaut es kaum besser aus. Vorsichtig bugsiere ich das Gefährt um die engen Kurven. Bei Parkplatz Nummer 411 will ich mein Glück versuchen. Ein Zündschloss hat der Testwagen zwar nicht, dafür gibt es aber ein Fernsehprogramm an Bord: "Park-TV". Im Rückwärtsgang geht die Show sofort los. Die Farbe auf dem Monitor wechselt von grün nach rot, während ich langsam rückwärts in die Parkbucht rolle. Nebenan breitet sich ein größerer Marken-Bruder aus. Ganz schön eng, wenn man da jetzt aussteigen will. Ich will. Vorsichtig öffne ich die Tür und quetsche mich durch den Spalt. Wenn was schief geht, wird es teuer.

Fahrerflucht ist die Regel


Immer öfter geht es schief auf fränkische Parkplätzen. Schnell touchiert eine Wagentür ein Nachbar-Auto. Eine Bagatelle, kein großer Unfall. Aber trotzdem schmerzhaft für den Geldbeutel und die Seele des Autofreundes. "Gefühlsmäßig nehmen diese Schäden zu", bestätigt Hartmut Demele von der Polizei in Forchheim. Statistiken gebe es darüber freilich nicht. Selbst die Versicherungswirtschaft hat keine Zahlen darüber, wie oft es beim Ein- und Ausparken "kracht". Der Grund: die Verursacher der Beulen und Kratzer verdünnisieren sich oft, ohne den Schaden zu melden. Im Beamtendeutsch heißt das Fahrerflucht. Und die ist bekanntlich strafbar. Meistens werden kleine Kratzer nur kosmetisch behandelt. Diese Schönheitsreperaturen bezahlen viele lieber aus der eigenen Tasche, um die Versicherungsprämien nicht in die Höhe zu treiben. Der Mann vom ADAC weiß Rat und winkt mit der Straßenverkehrsordnung. "Der erste Paragraf lautet gegenseitige Rücksichtnahme", findet Jürgen Hildebrandt.

Ich parke, also denke ich. Beispielsweise beim Türöffnen. Zur Not könne der Fahrer den Beifahrer auch mal vor dem Einparken aussteigen lassen. Im Parkhaus Kronengarten sind sogar 75 Prozent der rund 700 Parkplätze weit über 2,50 breit. 2,85 Meter um genau zu sein. Das haben die Stadtwerke sogar "freiwillig" gemacht, um dem Parkkomfort zu erhöhen. Der Freistaat will nämlich nicht an der "Garagenordnung" rütteln. Es sei ja schließlich nur eine Mindestanforderung. Freiwillig könnten gerne größere Parklücken gebaut werden, sagt eine Sprecherin.

Auf dem Oberdeck des Parkhauses parkt übrigens kein Schwein. Die Aussicht über die Stadt ist herrlich und entschädigt für die kurvenreiche Fahrt an Deck. Die Freude am Parken ist hier oben grenzenlos.

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